„Krautwisch“ gegen Krankheiten und Gewitter

Im LVR-Freilichtmuseum Kommern wird der traditionelle Segenstag begangen               

Auch für die Besucher wollen die Museumshauswirtschafterinnen „Krautwische“ binden. Bild: LVR-Freilichtmuseum Kommern
Auch für die Besucher wollen die Museumshauswirtschafterinnen „Krautwische“ binden. Bild: LVR-Freilichtmuseum Kommern

Mechernich-Kommern – Gegen vielerlei Krankheiten soll er helfen, gegen Blitzeinschlag im Haus und gegen viele weitere Unbilden: Der geweihte „Krautwisch“. An „Mariä Himmelfahrt“, dieses Jahr Samstag, 15. August, will das Team des LVR-Freilichtmuseums Kommern von 11 bis 17 Uhr an den traditionellen, heute vielfach in Vergessenheit geratenen „Krautwischtag“ erinnern. Seit dem Mittelalter wurden zu Mariä Himmelfahrt Kräutersträuße gebunden und in der Kirche gesegnet. Noch vor einigen Jahrzehnten war der Brauch in ländlichen Regionen des Rheinlands weit verbreitet.

Im LVR-Freilichtmuseum Kommern binden die Museums-Hauswirtschafterinnen an diesem Tag nach altem Brauch den „Krautwisch“. Bei einem kleinen Freiluft-Gottesdienst vor der aus Schützendorf stammenden Kapelle will Diakon Manfred Lang die Kräuter segnen. In diesem Jahr fällt der Krautwischtag mit der Veranstaltung „ZeitBlende 1965“ zusammen.

Der „Krautwisch“ wird aus verschiedenen Heilkräutern und Nutzpflanzen gebunden. Je nach Region enthalten die Sträuße sieben bis 99 verschiedene Kräuter. Neben Rainfarn, wildem Oregano, Johanneskraut, Weidenröschen und Großem Wiesenkopf gehören in Kommern auch die vier Haupt-Getreidearten Roggen, Gerste, Weizen und Hafer dazu.

„Früher fehlte der Krautwisch in keinem Haushalt. Er schützte Menschen und Vieh vor Krankheit, Feuer und sonstigem Unglück“, so Volkskundler und stellvertretender Museumsleiter Dr. Michael H. Faber. Bei Krankheit von Mensch oder Tier wurden Teile als Tee oder Aufguss verwendet. Im Frühjahr wurden Wohnhaus und Ställe mit dem Krautwisch ausgeräuchert. Der Krautwisch war nicht nur Haussegen, sondern auch ein langlebiger Hausschmuck.

Der Krautwisch galt auch als Schutz gegen Unwetter. So verbrannte man bei Gewittern einige Zweige im Herdfeuer. Auch der „Krockwösch“ des Vorjahres wurde nicht einfach weggeworfen, sondern dem Feuer überantwortet. Beim Neubau eines Hauses legte man geweihte Kräuter unter die Türschwelle. Dies sollte Unglück vom Haus und seinen Bewohnern fernhalten.

Die Hauswirtschafterinnen des Museums wollen auch für die Besucher Kräuter sammeln und Sträuße binden und über die Zusammensetzung der Sträuße und über die Bedeutung des Krautwischbrauchs informieren.

LVR-Freilichtmuseum Kommern

Eickser Straße

53894 Mechernich-Kommern

Eintritt: Erwachsene 6,50 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 J. frei

Parkgebühr: 2,50 Euro

Anreise mit dem ÖPNV: Infos unter www.kommern.lvr.de

(epa)

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