Schleidener Flüchtlingshilfeverein von Bundesministerin gewürdigt

Flüchtlinge werden in die ehrenamtliche Arbeit integriert und zu Experten in eigener Sache ausgebildet

Das Betreuungsprojekt der Schleidener Flüchtlingshilfevereins "Regenbogen" wurde jetzt von Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks gewürdigt. Bild: Bundesministerium für Umwelt, Berlin
Das Betreuungsprojekt der Schleidener Flüchtlingshilfevereins „Regenbogen“ wurde jetzt von Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks gewürdigt. Bild: Bundesministerium für Umwelt, Berlin

Schleiden – Der erst im Frühsommer 2015 gegründete Verein Regenbogen, der schwerpunktmäßig die im Schleidener Stadtgebiet lebenden Flüchtlinge betreut, wurde nun in Berlin unter 265 Einsendungen zum Wettbewerb 2015 „Menschen und Erfolge – In ländlichen Regionen Willkommen“ von der Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks für sein Konzept zur Betreuung und Integration von Asylbewerbern als preiswürdig befunden und in einem besonderen Festakt gewürdigt.

Das prämierte Betreuungskonzept sieht vor, die Flüchtlinge selbst aktiv in die Betreuungsarbeit zu integrieren. „Statt sie bloß als Hilfsempfänger zu begreifen, haben wir die in Schleiden lebenden Flüchtlinge von Beginn als gleichberechtigte Partner und »Experten in eigenen Dingen« verstanden“, erläutert Marlene Rapolder, die Vorsitzende des Vereins, diesen Arbeitsansatz.

Vereinschefin Marlene Rapolder erklärte das Schleidener Modell während einer Podiumsdiskussion. Bild: Harry Kunz
Vereinschefin Marlene Rapolder erklärte das Schleidener Modell während einer Podiumsdiskussion. Bild: Harry Kunz

„Insbesondere Flüchtlinge mit guten Deutsch- oder Englischkenntnissen wurden von Anfang als Unterstützer in die ehrenamtliche Arbeit integriert“, so Rapolder weiter. So sei der knapp 20-jährige Faton Orlishta mit seinen guten Deutschkenntnissen eine unverzichtbare Brücke zu den Flüchtlingen aus den Westbalkanstaaten, die etwa ein Drittel der in Schleiden lebenden Flüchtlinge ausmachten. Er habe den ersten Ansprechpartner dieser Menschen gebildet, ob es um alltägliche Besorgungen, um Fragen zu medizinischen Hilfen oder auch um Freizeitaktivitäten, wie das von der SG Oleftal organisierte Fußballangebot für die Flüchtlinge, gehe.

Dank seiner Mehrsprachigkeit sei er auch Bindeglied zwischen den Flüchtlingen, den hiesigen Betreuern und den Institutionen.
Daher war es für den Verein nur folgerichtig, dass man nun auch mit elf der insgesamt rund 80 betreuten Flüchtlinge die Fahrt nach Berlin antrat, wo der Verein „Regenbogen“ gemeinsam mit 16 anderen Initiativen für sein Engagement geehrt wurde. Fahrt und Unterbringung in Berlin wurden dabei von Unternehmen gefördert.

Diese Unterstützung erfährt der Verein auch nach wie vor in Schleiden, wo ein eigener Charity-Shop betrieben wird. Hier können Unterstützer noch gebrauchsfähige Alltagsgegenstände abgeben, die von Flüchtlingen ausgearbeitet und dann verkauft werden. Auch hier hat der Verein mittlerweile einen neuen Ansatz entwickelt. Möbel, Accessoires und sonstige Gebrauchsgegenstände, die dem Regenbogen-Verein zugedacht werden, von den Flüchtlingen aktuell aber nicht gebraucht werden, bietet man im Internet zum Verkauf an. In die Organisation und Abwicklung dieser Verkaufsarbeit werden die Flüchtlinge ebenfalls integriert. Der Verkaufserlös fließt in die Schleidener Flüchtlingsarbeit.

Zum Kern dieser Arbeit gehört mittlerweile die Unterstützung bei Behördengängen, Arztbesuchen und bei der Beantwortung amtlicher Anfragen und Forderungen. „Für die wirkliche Integration der hier lebenden Flüchtlinge in unsere Gesellschaft ist neben der Sprachförderung vor allem die Unterstützung und Begleitung bei Behördengängen eine unserer wichtigsten Aufgaben“, so Rapolder weiter. Zwar gebe es durchaus Hilfsangebote staatlicher Stellen und im sozialen und medizinischen Bereich. Doch fehlende Sprachkenntnisse auf beiden Seiten, unzureichende Vernetzung und Koordination zwischen den verschiedenen Institutionen und auch das fehlende Wissen um Angebote, stünden häufig einer Unterstützung im Weg.

Individuelle Betreuung bei Behördengängen und Arztbesuchen, Rechtsinformation und Hilfen zur Rechtsberatung durch Anwälte bilden für Marlene Rapolder einen „Schlüssel zur Integration“. Dafür sucht der Verein dringend nach weiteren Mitstreiterinnen und Mitstreitern: „Neben der Sprachförderung und einer Unterstützung bei der frisch gegründeten internationalen Krabbelgruppe ist man insbesondere im Charity-Shop für jede helfende Hand dankbar.“

Diese Unterstützung könne von jedermann, egal, ob alt oder jung, geleistet werden, der ein paar Stunden in der Woche investieren möchte. Weitere Informationen und Kontakt: info@regenbogen-schleiden.de, 02445/85 252 58 oder 0151/610 320 15 (eB/epa)

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