Auch ein Krankenhaus ist Auftraggeber

Jüngstes Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ fand im Kreiskrankenhaus Mechernich statt – Geschäftsführer Hermann Gemke informierte beim Netzwerktreffen von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen über regionale Wertschöpfung

Beim jüngsten Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ konnten die Besucher auch den Vorraum der Sterilisationsanlage für Instrumente begutachten. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Beim jüngsten Unternehmerfrühstück „viertelvoracht“ konnten die Besucher auch den Vorraum der Sterilisationsanlage für Instrumente begutachten. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Mechernich – „Nach Netzwerktreffen bei Industrie, Dienstleistung und Handwerk widmen wir uns heute dem Gesundheitsbereich“, mit diesen Worten begrüßte Günter Rosenke, Landrat Kreis Euskirchen, die Besucher des jüngsten Unternehmerfrühstücks „viertelvoracht“ im St. Elisabeth-Saal des Kreiskrankenhauses Mechernich. Die ehemalige Kapelle des einstigen Knappschaftskrankenhauses wurde 1883 errichtet, was die lange Geschichte des Hospitals zeige, so Rosenke. Der Landrat wies nicht nur auf die erfolgreiche Historie der Gesundheitseinrichtung hin, sondern wies auch gleich den Weg in die Zukunft des Netzwerktreffens von Kreiswirtschaftsförderung und Kreissparkasse Euskirchen: „Im kommenden Jahr treffen wir uns zum ersten Termin am 29. März bei F&S in Euskirchen.“

Aufgrund des Patientenschutzes könne es dieses Mal allerdings keine so spektakuläre Operationsbesichtigung geben wie beim vergangenen Treffen in der Pferdeklinik Burg Müggenhausen, sagte Günter Rosenke. Denn dort hatten die Besucher durch eine Glasscheibe die Kastration eines Hengstes beobachten können. „So etwas ist hier natürlich nicht möglich“, sagte er schmunzelnd.

Udo Becker (v.l.), KSK-Vorstandsvorsitzender, lobte wie Landrat Günter Rosenke das Kreiskrankenhaus Mechernich als erfolgreiches, zukunftsgerichtetes Unternehmen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Udo Becker (v.l.), KSK-Vorstandsvorsitzender, lobte wie Landrat Günter Rosenke das Kreiskrankenhaus Mechernich als erfolgreiches, zukunftsgerichtetes Unternehmen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), berichtete über das breite Leistungsspektrum des Kreiskrankenhauses Mechernich mit seinen vier Erfolgsbausteinen: „Das Kreiskrankenhaus bietet alles von A bis Z, von Akutgereatrie bis zum Zentrum für Orthopädie, und das mit geballter Kompetenz unter einem Dach, einer engen Kooperation mit niedergelassenen Ärzten, einer starken Verdrahtung mit externen Leistungserbringern wie beispielsweise Physiotherapeuten sowie Seniorenwohnungen und Reha.“

Ein Kreiskrankenhaus sei aber auch ein Wirtschaftsunternehmen, so Becker – und erinnerte die anwesenden Unternehmer daran, dass ein solches auch Aufträge zu vergeben habe. Dies konnte Hermann Gemke, Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, nur bestätigen: „Wir legen viel Wert auf regionale Wertschöpfung. Obwohl wir viele Aufträge ausschreiben müssen, konnten wir 72 Prozent der Aufträge an Firmen in der Region vergeben.“ Dabei habe das Volumen in den vergangenen Jahren insgesamt über zwölf Millionen Euro betragen, so Gemke.

Zu „viertelvoracht“ gehört neben Impulsvortrag und Betriebsrundgang auch ein Früh-stück zum „Netzwerken“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Zu „viertelvoracht“ gehört neben Impulsvortrag und Betriebsrundgang auch ein Früh-stück zum „Netzwerken“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Aber auch die Wertschöpfung der regelmäßigen Kosten von über 100 Millionen Euro im Jahr – dabei 65 Prozent Personalkosten – verbliebe zu zwei Dritteln im Kreis Euskirchen. Zu dem Konzern gehören neben dem Mechernicher Standort auch die Krankenhäuser Schleiden und Zülpich.

Auf 1700 Mitarbeiter darf das Unternehmen zählen, darunter sind 120 Auszubildende. Gemke: „Dem Fachkräftemangel begegnen wir aber nicht nur mit eigener Ausbildung, sondern schauen uns auch weiträumig um – wir haben sogar vier Mitarbeiter aus Belgien.“ 85 Prozent der Mitarbeiter kämen aber aus dem Kreis Euskirchen.

In einem Impulsvortrag legte Sarah Lückenbach, Leiterin der Abteilung Organisation und Qualitätsmanagement, im Anschluss einen Fokus auf das Risikomanagement der Klinik. Dabei machte sie deutlich, dass es unmöglich sei, sämtliche Fehler, die in einem Krankenhaus geschehen, beherrschen zu wollen. Vielmehr gehe es darum, den worst case auszuschalten, damit für die Patienten keine Gefahr für Leib und Leben entstehe. „Bei uns steht die Patientensicherheit an erster Stelle“, sagte Lückenbach, andererseits möchte man katastrophale Fehler aber auch allein deshalb schon nicht begehen, um als Krankenhaus keinen Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit zu erleben.

Gastgeber und Orga-Team von „viertelvoracht“ im Kreiskrankenhaus: Rainer Santema (v.l.) und Holger Glück (KSK), Manfred Herrmann (Kreiskrankenhaus), Iris Poth (Kreiswirtschaftsförderung), Hermann Gemke und Sarah Lückenbach (Kreis-krankenhaus). Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Gastgeber und Orga-Team von „viertelvoracht“ im Kreiskrankenhaus: Rainer Santema (v.l.) und Holger Glück (KSK), Manfred Herrmann (Kreiskrankenhaus), Iris Poth (Kreiswirtschaftsförderung), Hermann Gemke und Sarah Lückenbach (Kreis-krankenhaus). Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

„Die Vertrauensbasis ist in einem so sensiblen Bereich wie einem Krankenhaus sehr schnell gestört und dann wird es sehr schwer, dieses Vertrauen zurückzugewinnen“, so Lückenbach. Aus diesem Grund stelle sich das Kreiskrankenhaus immer wieder möglichen Risiken, interpretiere und analysiere sie und bewerte und bewältige sie im Anschluss.

„Wir haben dazu ein eigenes System, dass wir aus der Flugsicherheit übernommen haben“, berichtete Lückenbach. In diesem „Beinnahe-Fehler-Meldesystem“ könne jeder Mitarbeiter des Krankenhauses eingeben, wo es fast zu einem Fehler gekommen wäre. Damit ließen sich vor allem Wiederholungsfehler, die dann vielleicht nicht so glimpflich ausgingen, vermeiden. Seit Bestehen des Systems seien pro Jahr rund 400 Meldungen eingegangen.

„Wir haben uns dafür entschieden, dass bei uns alle Patienten mit Patientenarmbändern ausgestattet werden und zahlreiche Sicherheitschecklisten eingebaut“, so die Sicherheitsexpertin. Mit einem „Team Time Out“ würden die Patientendaten beispielsweise permanent vor jeder Untersuchung oder einem Eingriff überprüft. Darüber hinaus habe man interne Audits für kollegiale Dialoge im Berufsalltag eingerichtet. Weiterhin lasse man sich durch externe Risiko-Audits beraten, um keiner Betriebsblindheit zu unterliegen.

„Wir leben im Kreiskrankenhaus mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine hohe Sicherheitskultur“, sagte Lückenbach, denn es gehe im Ernstfall nicht darum, wer die Schuld trage, sondern wie es zu einem Fehler kommen konnte und wie dieser auf Dauer zu eliminieren sei. Risikomanagement sei nur dann erfolgreich, wenn nicht nur die Führungsetage, sondern auch alle Mitarbeiter ein solches Management wollten und unterstützten.

Beim Betriebsrundgang ging es für interessierte Besucher auch bis zum Hubschrau-berlandeplatz hinauf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Beim Betriebsrundgang ging es für interessierte Besucher auch bis zum Hubschrau-berlandeplatz hinauf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Anschließend hatten die Teilnehmer des Unternehmerfrühstücks die Gelegenheit, einmal den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Krankenhauses zu besuchen. Bis zu 50 Mal im Jahr landen dort die Rettungssanitäter aus der Luft, berichtete Geschäftsführer Manfred Herrmann. Danach ging es in die Zentrale Sterilisation, in der nicht nur die Operationsbestecke der 6500 jährlichen Eingriffe in Mechernich mit lückenloser Dokumentation und Hightech keimfrei gehalten werden, sondern auch die des Schleidener Krankenhauses sowie des Ambulanten OP-Zentrums in Zülpich. Pflegedirektor Markus Thur berichtete, dass die bisherige Zentralsterilisation im Kreiskrankenhaus Mechernich nach 25 Jahren ihren Dienst eingestellt habe.

Im Eingangsbereich kommt das gesamte Instrumentarium an. Auf der „unreinen Seite“, die auch von den Gästen betreten werden durfte,  werden die verschmutzten Instrumente vorbereitet und in die Spülsiebe eingeräumt. Danach durchlaufen sie einen komplexen Reinigungs- und Desinfektionsprozess, bei dem auch mikroskopisch kleinste Verunreinigungen beseitigt würden. „Alle Vorgänge in der Container-Waschanlage werden mittels EDV dokumentiert, so dass die korrekte Aufbereitung jederzeit nachvollziehbar ist“, so Thur.

Die Sicherheitsmaßnahmen haben natürlich auch ihren Preis. Das gesamte Gebäude inklusive 1. Etage und Ausstattung der Zentralen Sterilisation hat ca. vier Millionen Euro gekostet.

Eifeler Presse Agentur/epa

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