Geheimnisvolle Unterwelt mit 75 Zimmern

Umfangreiches Programm in der Dokumentationsstätte Bunkeranlage der Landeszentralbank in Satzvey – Für Fotografen gibt es eigenes eine „Bunker-Foto-Tour“

Willkommen im "Präsidentenzimmer". Der Bunker in Satzvey öffnet für Interessierte seine Tore. Bild: www.bunker-doku.de
Willkommen im „Präsidentenzimmer“. Der Bunker in Satzvey öffnet für Interessierte seine Tore. Bild: www.bunker-doku.de

Mechernich-Satzvey – Unheimlich, spannend, beeindruckend: In der Unterwelt von Satzvey (Stadt Mechernich) liegt eines der bestgehüteten Staatsgeheimnisse des Kalten Krieges: Die Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen unterhielt hier mehr als zwei Jahrzehnte eine geheime Bunkeranlage, über deren Existenz wie auch Aufgaben nichts an die Öffentlichkeit gelangte.

Die Initiatoren der Dokumentationsstätte, die 2012 eröffnet wurde, wollen an das erfolgreiche erste Museumsjahr anknüpfen und veranstalten daher am 1. und 2. Juni ein umfangreiches Informationsprogramm mit Lesungen und Führungen im Bunker. Besuchern bietet sich so die Gelegenheit, auf Zeitreise zu gehen und in die Jahre des Kalten Krieges einzutauchen, die über regionale wie auch ganz persönliche Ansätze erklärt werden.

Für die Besucher gibt es in der knapp 2000 Quadratmeter großen Anlage so einiges zu entdecken. Bild: www.bunker-doku.de
Für die Besucher gibt es in der knapp 2000 Quadratmeter großen Anlage so einiges zu entdecken. Bild: www.bunker-doku.de

„Architekten, die wegen Geheimhaltung wortkarg sind. Familien von Bankangestellten mit ‚Sonderaufgaben‘, die nicht wissen warum der Vater/Ehemann über Jahre einmal wöchentlich abtauchte in geheimen Dienstangelegenheiten. Eine Bundesbank, die immer noch zugeknöpft ist, geht es um ihre Vorbereitungen auf Kriegs- und Krisenfälle der vergangenen 50 Jahre… die Liste der Begleiterscheinungen des Satzveyer Staatsgeheimnisses ist lang“, so die Initiatoren.

Auch in den Schlafzimmern ging Funktionalität vor Bequemlichkeit. Bild: www.bunker-doku.de
Auch in den Schlafzimmern ging Funktionalität vor Bequemlichkeit. Bild: www.bunker-doku.de

Der Kalte Krieg hat eine ganze Reihe von geheimen Bunkeranlagen und Ausweichsitzen in der Eifel hinterlassen, von denen einige heute bekannt und auch zugänglich sind. Parallel zur physischen Eroberung haben die Initiatoren der Dokumentationsstätten Archive auf den Kopf gestellt und mit Zeitzeugen gesprochen, Notfallpläne der Bundesregierung ausgewertet und die Bunker selbst in allen Details untersucht. Im Ergebnis „Geschichte pur“, die am ersten Juniwochenende in der „Dokumentationsstätte Ausweichsitz der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen“ (Schule am Veybach, Am Pantaleonskreuz, 53894 Mechernich-Satzvey) in mehreren Veranstaltungen vermittelt wird.

Ein Blick in die Küche der Unterwelt. Bild: www.bunker-doku.de
Ein Blick in die Küche der Unterwelt. Bild: www.bunker-doku.de

Den Auftakt macht am Samstag, 1. Juni, ab 14.30 Uhr eine speziell für Fotografen organisierte „Bunker-Foto-Tour“, bei der Profis und Laien die Anlage ganz nach Belieben und in allen Bereichen ablichten können (Dauer drei Stunden).

Um 18 Uhr macht eine Führung den Auftakt zum Vortrag „Plan B.“, der um 19.30 Uhr im großen Speisesaal des Bunkers beginnt und der Frage nachgeht: „Was steckt hinter den Staatsgeheimnissen?“ Die Buchautoren Michaela Karle und Jörg Diester berichten in einem lebendigen Vortrag in Text und Bild über ihre Arbeit hinter den Kulissen von Geheimhaltung und VS-Vorschriften, „an die sich viele Behörden noch immer klammern und historische Aufarbeitung so blockieren“, heißt es weiter in einer Pressemitteilung.

Doch längst gebe es Umwege und die systematische Bearbeitung von Staatsgeheimnissen laufe auf vollen Touren. Im Buch „Plan B. – Bonn, Berlin und ihre Regierungsbunker“ würden die Wege und Ergebnisse jüngster Recherchen vorgestellt, aber auch über bislang unbekannte Fakten aus der Unterwelt von Satzvey und Umgebung gesprochen. Das schließe auch die Frage ein, warum der Bunker technisch ein Fehlgriff sei und warum er in Satzvey überhaupt nicht hätte gebaut werden dürfen. (Dauer des Vortrages eine Stunde; der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist kostenlos).

Hightech aus Zeiten des "Kalten Krieges". Besonders für Fotografen dürfte eine Bunkerführung interessant sein. Bild: www.bunker-doku.de
Hightech aus Zeiten des „Kalten Krieges“. Besonders für Fotografen dürfte eine Bunkerführung interessant sein. Bild: www.bunker-doku.de

Welche Tricks die Landeszentralbank dabei im Sinne „ihrer Geheimhaltung“ anwandte und wie sie ihre Betonfestung des Atomzeitalters unter die Erde brachte, ist dann auch bei den Führungen am Sonntag, 2. Juni (10 bis 16 Uhr; Beginn alle 30 Minuten) ein Thema.

Besucher tauchen ein in das Gänge-Labyrinth und machen sich auf den Weg durch die fast 2.000 qm große Unterwelt mit ihren 75 Zimmern. Der Weg führt durch die Küche von 1968, hinein in Schlafräume, vorbei an Kommandozentrale oder Notstromerzeugung. Und sogar eine tonnenschwere Tresortür öffnet sich, wenn eine geheime Notstandswährung der Bundesrepublik Deutschland erklärt wird und die Systematik ihrer geheimen Einlagerung an verschiedenen unbekannten Orten.

Infos zur Bunkeranlage und das Veranstaltungswochenende am 1. und 2. Juni sowie Anmeldemöglichkeiten zu den Veranstaltungen gibt es im Internet unter:

www.bunker-satzvey.de

Dort gibt es auch Informationen zu allen Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und eine Wegbeschreibung zum „Staatsgeheimnis a.D.“ in Satzvey.

(Quelle: Bunker-Dokumentationsstätten/Stadt Mechernich)

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