Wenn Kinder auffällig sind

160 Teilnehmer bei kreisweiter Fachtagung für Offene Ganztagsgrundschulen

Wie man mit traumatisierten Kindern sinnvoll umgeht, konnten Mitarbeiter von Ganztagsschulen in Schleiden lernen. Foto: Caritas Euskirchen
Wie man mit traumatisierten Kindern sinnvoll umgeht, konnten Mitarbeiter von Ganztagsschulen in Schleiden lernen. Foto: Caritas Euskirchen

Schleiden-Vogelsang – Wie gehe ich mit Kindern um, die sich auffällig verhalten? Wie stelle ich fest, dass ein Kind traumatisiert ist? Diesem Themenkomplex stellten sich jetzt 160 Teilnehmer bei einer Fachtagung im Kinosaal der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in Schleiden. Die von Caritas Euskirchen, katholischer Jugendagentur Bonn und dem Verein betreute Schulen organisierte Tagung war für alle Träger von Offenen Ganztagsgrundschulen im Kreis Euskirchen offen.

Reinhard Klinkhammer, bei der Caritas Euskirchen verantwortlich für den Bereich Offene Ganztagsschule, berichtete: „Uns ist aufgefallen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen immer wieder mit Kindern zu tun haben, deren Verhalten sie an ihre Grenzen bringt.“ Dies könne sich auf unterschiedliche Art und Weise äußern, etwa durch aggressives, aber auch distanzloses oder überangepasstes Verhalten.

Diplom-Sozialpädagogin Hedi Gies und ihr Team des Instituts Trauma und Pädagogik aus Mechernich schulte die Teilnehmer der Fachtagung. Sie referierte zunächst über Merkmale, Verhaltensweisen sowie Gefühls- und Gedankenwelt traumatisierter Kinder. Dann wurden deren typische Bewältigungsstrategien aufgezeigt – und wie sich diese Strategien auf ihre Umwelt auswirken und in Überforderungssituationen münden können. Außerdem vermittelte Gies den Teilnehmern Gesprächstechniken vermittelt und Möglichkeiten des Beziehungsaufbaus.

In acht Arbeitsgruppen, die jeweils von einem Mitarbeiter des Trauma-Instituts geleitet wurden, konnten die Teilnehmer das Gelernte dann praktisch vertiefen. Dabei wurden Handlungsstrategien vermittelt, um mit traumatisierten Kindern umzugehen, ohne selbst in eine Taumastresssituation, quasi als Mitbetroffener, zu gelangen. „Das wichtigste in Ihrer Arbeit ist Beziehung, aber wenn Sie Beziehung anbieten, geraten Sie selbst in Traumastress. Dennoch können Sie Beziehung nicht verweigern, “ beschreibt Gies das Dilemma, in welchem sich Mitarbeiter der offenen Ganztagsschulen schnell befinden können.

Gies setzt dem ihr „ABC“ entgegen. A steht für Achtsamkeit, auch und gerade sich selbst gegenüber. „Wenn Sie auf Notstrom laufen, können Sie niemandem mehr Starthilfe geben“, betonte die Sozialpädagogin. Dann spiele B wie Balance eine wichtige Rolle, und zwar die Balance zwischen Arbeit, Privatleben und Ruhephasen. Schließlich stehe C für „Connection“, zu Deutsch also Verbindung. Gemeint sei, Netzwerke zu bilden und zu nutzen und sich nicht zu scheuen, Hilfe zu suchen und an zu nehmen, denn Traumaarbeit sei Teamarbeit.

Eifeler Presse Agentur/epa

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