Neue Ausstellung „Wasser für Roms Städte“ in den Römerthermen

Neue Ausstellung in Zülpich präsentiert die raffinierten Leistungen antiker Ingenieurskunst – Römische Vermessungsgeräte und  Methoden der mit unglaublicher Genauigkeit durchgeführten Gefälleabsteckungen sind rekonstruiert

Römische Aquädukte, wie hier bei Ephesus, demonstrieren die große Ingenieurskunst antiker Baumeister. Bild: Klaus Grewe
Römische Aquädukte, wie hier bei Ephesus, demonstrieren die große Ingenieurskunst antiker Baumeister. Bild: Klaus Grewe

Zülpich – Aquädukte – von Laien und Fachleuten gleichermaßen bewundert – sind Zeugen einer längst vergangenen Epoche. Einen tiefen Einblick in diese wunderbare Welt des römischen Wasserleitungsbaus gibt die von der Regionalen Kulturförderung des LVR, dem Ministerium sowie der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW geförderte Ausstellung „Wasser für Roms Städte“ im Museum der Badekultur in Zülpich.

„Kilometerlange Wasserleitungen mit Brücken von bis zu 50 Meter Höhe beeindrucken wegen ihrer technischen Perfektion und der in ihrer Bauausführung zum Ausdruck kommenden Ästhetik auch noch nach fast zwei Jahrtausenden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums der Badekultur. Derart kühn hätten die antiken Baumeister selbst tief eingeschnittene Täler überwunden, dass es scheine, als hätten sie mit ihren Halbkreisbögen die Gesetze der Schwerkraft aushebeln wollen. „Diese Bauwerke, aber auch die dem Auge verborgenen Tunnel und Druckleitungen, sind eine Demonstration antiker Ingenieurskunst und antiken Machtwillens“, so die Römerhermen weiter.

Prof. Dr. Klaus Grewe (links) erklärt anhand eines Modells die Funktionsweise einer römischen wasserbetriebenen Doppelsteinsäge. (rechts: Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner und Albert Bergmann, Bürgermeister der Stadt Zülpich). Bild: Jasmin Görlich
Prof. Dr. Klaus Grewe (links) erklärt anhand eines Modells die Funktionsweise einer römischen wasserbetriebenen Doppelsteinsäge. (rechts: Museumsleiterin Dr. Iris Hofmann-Kastner und Albert Bergmann, Bürgermeister der Stadt Zülpich). Bild: Jasmin Görlich

Neben all der in den römischen Aquädukten steckenden Raffinesse beeindruckt aber vor allem eins: Die Funktionstüchtigkeit der antiken Ingenieurbauten, die für die Bewohner der Städte über Jahrhunderte eine qualitätsvolle Wasserversorgung im Überfluss sicherstellte. Mit einer Versorgungsmenge von 20 Millionen Liter pro Tag stand beispielsweise den Einwohnern des römischen Köln pro Kopf zehnmal mehr Trinkwasser zur Verfügung als den heutigen Kölnerinnen und Kölnern.

Obwohl aus der Antike keine Baupläne und Beschreibungen aus der Bauzeit überlebt haben, ist es modernen Ingenieuren und Archäologen in einigen Fällen gelungen, die in den Bauwerken steckenden Ingenieursgedanken nachzuvollziehen: So ist die Einteilung der Fernleitungstrassen in kurze Baulose inzwischen archäologisch nachgewiesen, die römischen Vermessungsgeräte und die Methoden der mit unglaublicher Genauigkeit durchgeführten Gefälleabsteckungen sind rekonstruiert und manch anderes Geheimnis  römischer Bautechnik ist inzwischen enträtselt worden. Ein besonderes Beispiel dafür ist eine vor wenigen Jahren gemachte Entdeckung eines antiken Reliefs mit der Darstellung einer Doppelsteinsäge. Dass diese Maschine mit einem Getriebeantrieb ausgestattet war, dessen Erfindung man bisher viel später angesetzt hatte, war technikgeschichtlich von großer Bedeutung. Und natürlich bedurfte auch diese Maschine des Antriebs durch das Wasser.

In der Ausstellung im Museum der Badekultur werden in insgesamt drei Abteilungen der römische Aquäduktbau und die nachrömische Nutzung der Bauwerke gezeigt. Nach einem Einblick in die Technik des Wasserleitungsbaus werden die Besonderheiten der Bautechnik und die pragmatischen Lösungen von Problemen am Beispiel der Eifelwasserleitung nach Köln vorgestellt. Immerhin war für die Kölner Wasserleitung mit 95,4 Kilometer Länge eine der längsten Trassen im römischen Imperium ausgebaut worden. Ein spannendes und für die römische Welt einmaliges Thema behandelt die dritte Abteilung der Ausstellung: Hier werden die Ergebnisse der nachrömischen Nutzung eines antiken Aquäduktes als Steinbruch des Mittelalters gezeigt. Auch hier nimmt die Eifelwasserleitung eine besondere Stellung ein, denn nur aus den bis 40 Zentimeter starken Kalkablagerungen der Kölner Leitung ließ sich im Mittelalter ein Schmuckstein gewinnen, der in halb Europa verhandelt wurde, und den wir heute wegen seiner Provenienz respektvoll „Aquäduktmarmor“ nennen.

„Mit großartigen Fotos, eindrucksvollen Modellen und Originalfundstücken führt die Ausstellung in die Welt des römischen Aquäduktbaus“, so das Museum. Wissenschaftlicher Kurator der Ausstellung ist Prof. Dr. Klaus Grewe, der sich 40 Jahre lang intensiv mit Aquädukten, unter anderem im Rahmen seiner Tätigkeit beim Landschaftsverband Rheinland, und dabei besonders mit der Eifelwasserleitung, beschäftigt hat. Aus seiner Feder stammt auch ein 400-seitiger Begleitband zur Ausstellung mit dem Titel: „Aquädukte – Wasser für Roms Städte“. Der Begleitband ist ab Mitte März im Museumsshop sowie im Buchhandel erhältlich.

Ein Rahmenprogramm mit Vorträgen und Exkursionen lässt die interessierten Besucherinnen und Besucher noch tiefer in diese spannende Welt der Technik einsteigen. Weitere Informationen zum Veranstaltungsprogramm gibt es unter www.kreaforum.de und auf www.roemerthermen-zuelpich.de.

(Quelle: Römerthermen Zülpich)

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