„Bei dieser Revolution wird nicht geklingelt“

Workshop zum Thema „Sensorik in der Industrie 4.0“ klärte Unternehmer über den fundamentalen Wandlungsprozess in der Industrie auf – Kreissparkasse Euskirchen möchte zukünftig weitere Veranstaltungen zum Thema anbieten

Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der KSK Euskirchen, warnte die Unternehmen im Kreis Euskirchen davor, die industrielle Revolution zu verschlafen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Udo Becker, Vorstandsvorsitzender der KSK Euskirchen, warnte die Unternehmen im Kreis Euskirchen davor, die industrielle Revolution zu verschlafen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen – Revolutionen sind nicht immer laut und für jedermann offenkundig. Manchmal finden sie im Verborgenen statt und treten erst zutage, wenn sie bereits so gut wie vollzogen sind. Das trifft auch auf die „Industrie 4.0“ zu, die den heutigen Status quo der Produktionsabläufe radikal verändern wird. „Es wird bei dieser Revolution nicht geklingelt“, begrüßte der Vorstandsvorsitzende der Kreisparkasse Euskirchen (KSK), Udo Becker, Unternehmer aus dem Kreis Euskirchen, die sich auf Einladung der KSK, des Fraunhofer INT und SVS Capital Partners im S-Forum zu einem Workshop getroffen hatten, um sich tiefer mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Die Industrie 4.0 sei längst da, selbstlernende und sich steuernde Systeme auf dem Vormarsch, die intelligente Fabrik keine ferne Zukunftsvision mehr.

Dr. Martin Brüchert vom Fraunhofer INT zeigte, was mit lernfähiger Sensorik schon heute alles möglich ist. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Dr. Martin Brüchert vom Fraunhofer INT zeigte, was mit lernfähiger Sensorik schon heute alles möglich ist. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Hauptaugenmerk des Workshops lag auf der Sensorik, die quasi die digitalen Schnitt- und Messstellen zur Verfügung stellt, mit der die individualisierte Produktion von morgen überhaupt erst intelligent und wirtschaftlich zu bewerkstelligen ist. Ruben Bach von SVS Capital Partners verglich den derzeitigen Stand der Sensorik mit dem Zustand des Internets zu Beginn der 1990er Jahre. Mit anderen Worten: In nur wenigen Jahren werde die Sensorik Produktionsabläufe komplett revolutionieren, man werde mit deutlich weniger Kapitaleinsatz deutlich höhere wirtschaftliche Gewinne erzielen.

„Ab 2017 wird der 3D-Mikroprozessor bei halber Energieleistung die Verarbeitungsgeschwindigkeit noch einmal um den Faktor 10 erhöhen“, prophezeite Bach. Wer daher in der Fertigung auf die Einbindung modernster Sensortechnologien verzichte, der gehe ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Industrie 4.0 mache das Wettbewerbsumfeld zunehmend unberechenbarer. Der Unternehmer, der am Markt bestehen wolle, müsse den technologischen Wandel erkennen und daraus seine Vorteile ziehen.
Bach hatte eine ganze Reihe von Fallbeispielen, in der Sensorik schon heute zu wesentlichen Veränderungen geführt habe. So habe beispielsweise ihr Einsatz bei der Herstellung von Zahnimplantaten dazu beigetragen, dass diese 70 bis 80 Prozent günstiger angeboten werden könnten als konventionell hergestellte Zahnimplantate.

Ruben Bach von SVS Capital Partners prophezeite, dass man in Zukunft mit deutlich weniger Kapitaleinsatz höhere wirtschaftliche  Gewinne erzielen werde. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ruben Bach von SVS Capital Partners prophezeite, dass man in Zukunft mit deutlich weniger Kapitaleinsatz höhere wirtschaftliche Gewinne erzielen werde. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Bereits heute müsse man sich daher als Unternehmer die Frage stellen, wie die neue Technologie zu finanzieren sei. In drei bis vier Jahren könne es bereits zu spät sein.
Was mit moderner Sensorik derzeit schon alles möglich ist, zeigte im Anschluss Dr. Martin Brüchert vom Fraunhofer INT, der mit seinen gut 30 wissenschaftlichen Kollegen die Technologie der Zukunft fest im Blick hat und die Gesamtheit dieser Entwicklungen erfassen möchte, um daraus Erfolgsstrategien für Unternehmen zu entwickeln. 3D-Maschinen könnten schon heute Objekte erkennen, greifen und weiterverarbeiten, Drucker könnten aus organischem Material elektronische Bauteile produzieren, Leichtbau-Robotor seien lernfähig und könnten aufgrund ihrer hohen Sensorik gemeinsam mit Menschen in der Fertigung arbeiten, ohne den Menschen dabei zu verletzten. Die „Maschine im Käfig“ gehöre schon bald der Vergangenheit an.

„Industrie 4.0 ist nach wie vor ein stark unterschätztes Thema“, resümierte Udo Becker. „Wir möchten daher in unserem Hause auch weiterhin dazu beitragen, dass die Unternehmer im Kreis Euskirchen über dieses komplexe und für sie existenzielle Thema umfassend aufgeklärt werden.“ Dazu wolle man zukünftig weitere Workshops und Gespräche mit Fachleuten anbieten.

Eifeler Presse Agentur/epa

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