Das 70. Eifeler Musikfest: Mit hungrigen Musikern fing alles an

Am 4. August 1946 fand das erste „Eifeler Musikfest“ in Steinfeld statt – Seit über 15 Jahren unterstützt die Kreissparkasse Euskirchen die einzigartige Veranstaltung in der Eifel – Zum Festkonzert wird den Besuchern Haydns „Te Deum“ geboten

Hubert Meyer schoss dieses Bild vom 11. Eifeler Musikfest im Jahre 1956. Damals fand die Veranstaltung noch unter freiem Himmel statt. Erst Ende der 1950er Jahre verlegte man die Konzerte ins Innere der Basilika. Bild: Kreismedienzentrum Euskirchen
Hubert Meyer schoss dieses Bild vom 11. Eifeler Musikfest im Jahre 1956. Damals fand die Veranstaltung noch unter freiem Himmel statt. Erst Ende der 1950er Jahre verlegte man die Konzerte ins Innere der Basilika. Bild: Kreismedienzentrum Euskirchen

Kall-Steinfeld – Unter den künstlerischen Tätigkeiten gilt vor allem die Musik als eine „brotlose Kunst“. Im wahrsten Sinne des Wortes „brotlos“ war sie nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In der Domstadt Aachen, deren Wahrzeichen von den Bomben der Alliierten verschont geblieben war, litten die Musiker Hunger. Der damalige Domkapellmeister Professor Theodor Bernhard Rehmann suchte daher verzweifelt nach Möglichkeiten, den knurrenden Mägen seiner Kollegen Nahrung zu verschaffen.

Bei einem Besuch in der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei Steinfeld ersann er mit dem Bischof von Aachen, Johannes Joseph van der Velden, und Pater Ludger Dingenotto, Superior der Steinfelder Salvatorianer, die Idee eines „Eifeler Musikfestes“. Auf diese Weise sollten die Musiker in den gewissermaßen körperlichen Genuss der guten und kalorienreichen Klosterverpflegung kommen, während die vom Krieg gebeutelten Zeitgenossen mit geistigen Genüssen zurück ins zivilisierte Leben finden sollten. Also eine echte Win-Win-Situation, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab.

Nach einer Phase der Vorbereitung fand am 4. August 1946 das erste „Eifeler Musikfest“ in Steinfeld statt. Rehmann schickte den Aachener Domchor und das damals von ihm geleitete städtische Orchester ins Rennen. Mit Bruckners Missa solemnis in b-Moll setzte der Domkapellmeister gleich von Anfang an auf Qualität, die bis heute ein wesentliches Merkmal dieser in der Region einzigartigen Veranstaltung geblieben ist.

Zum 70. Mal findet im Kloster Steinfeld das Eifeler Musikfestival statt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Zum 70. Mal findet im Kloster Steinfeld das Eifeler Musikfestival statt. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Um aber auch die breite Masse der Musikliebhaber zu erreichen, traf man sich am Nachmittag erneut im Klosterhof zu einem volkstümlichen Konzert, das von Haydns „Vier Jahreszeiten“, Schubert-Tänzen und Volksliedern dominiert wurde. Auch diese musikalische Leichtigkeit gehört seither mit zu den wichtigen Bestandteilen des Festes.

In den ersten Jahren kam man zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Musikfest. Ab 1948 gab es an den Klostermauern Verkaufsstände mit Esswaren und Getränken, die begeisterten Zuspruch fanden. Der Sonntag wurde mehr und mehr zum Volksfest. 1947 stieg der Aachener Generalmusikdirektor Dr. Felix Raabe mit ins Veranstalter-Boot. In den Folgejahren wurden immer öfter populärere und gefällige Töne angeschlagen. Als man 1951 jedoch einen Teil aus Wagners „Meistersinger“ zum Besten geben wollte, wurde der profane Bogen offensichtlich überspannt, der Himmel spielte nicht mehr mit, und es goss in Strömen.

Nachdem dann auch das Musikfest 1956 komplett im Regen unterging, entschloss man sich ein Jahr später, den Klosterhofbereich mit einer teuren Zeltkonstruktion zu überdachen. Diesmal aber schien die Sonne unbarmherzig auf Musiker und Zuhörer herab, so dass der Aachener Musikkritiker Alfred Beaujean sich noch anlässlich des 25. Musikfestes erinnerte: „Buchstäblich im Schweiße ihres Angesichts und in Hemdsärmeln spielten Aachens städtische Musiker die fünfte Sinfonie von Tschaikowsky.“ Ende der 50er Jahre dann wurde die Veranstaltung endgültig in die Basilika verlegt.

Bei einem Besuch in Schleiden am 3. Oktober 1963 entschied sich Professor Rehmann, im nächsten Sommer Verdis Requiem aufführen zu lassen. Er ahnte nicht, dass er damit gewissermaßen seine eigene Totenmesse angewiesen hatte. Denn noch in derselben Nacht fand sein Wirken im Schleidener Anna-Clara-Haus ein jähes Ende. Rehmann verstarb an einem Schlaganfall. Das Verdi-Requiem 1964 wurde in besonderem Gedenken an den Gründungsvater des „Eifeler Musikfests“ aufgeführt.

Die Basilika Steinfeld bietet seit 70 Jahren den besonderen Rahmen für das „Eifeler Musikfest“. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Basilika Steinfeld bietet seit 70 Jahren den besonderen Rahmen für das „Eifeler Musikfest“. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Das „Eifeler Musikfest“ hat bis heute zahlreiche Freunde und Förderer gefunden. So unterstützt die Kreissparkasse Euskirchen die Veranstaltung bereits seit über 15 Jahren mit namhaften Beträgen. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, am Fortbestehen dieses traditionellen und in der Region einzigartigen Musikfests mitzuwirken“, so Josef Reidt, Vorsitzender der Kultur- und Sportstiftung der Kreissparkasse Euskirchen. Das „Eifeler Musikfest“ halte nicht zuletzt die mahnende Erinnerung an eine Zeit wach, da Kultur noch nichts Selbstverständliches gewesen sei: „Damals wie heute gilt allerdings, dass kulturelle Veranstaltungen nicht zum Nulltarif zu haben sind“, so Reidt weiter. Viele Menschen müssten gemeinsam Hand in Hand arbeiten, um Veranstaltungen wie das Eifeler Musikfest Realität werden zu lassen. „In der Eifel hat dies offensichtlich seit 70 Jahren hervorragend funktioniert“, so Reidt abschließend.

Ebenfalls zu den Förderern gehört die Energie Nordeifel („ene“), die sich mit Sitz in Kall besonders mit dem Musikfest vor ihrer Haustür verbunden fühlt. Aber auch die Regionalgas Euskirchen und die Provinzial Versicherung unterstützen das „Eifeler Musikfest“.
Das 70. „Eifeler Musikfest“ bleibt seiner musikalischen Tradition treu.

Der Kreis Euskirchen und der Verein der Freunde und Förderer des Klosters Steinfeld, allen voran der Vorsitzende Landrat Günter Rosenke, laden diesmal für das Wochenende, 30. und 31. Mai, ein. Das Kammerkonzert am 30. Mai, 19 Uhr, findet in der ehemaligen Klosterbibliothek statt. Dort werden Werke von Johannes Brahms und Franz Schubert zu Gehör gebracht. Ausführende sind Kirika Rotermund-Nakamura, Horn, Judith Maria Kirfel, Violine, Lilla Varhelyi, Viola, Edward John Semon, Violoncello, Marianne Dahmen, Kontrabass, Christian Kreft-Schönewolf, Klavier und Michael Hänschke, Klavier.

Das musikalische Festmenü findet am 30. Mai 2015 um 20.45 Uhr im Hermann-Josef-Saal statt. Der Preis pro Person beträgt 39 € (inkl. Eintritt in das Kammerkonzert).

Das Festhochamt startet am 31. Mai um 10 Uhr, in der Basilika Steinfeld. Auf dem Programm stehen Wolfgang Amadeus Mozarts „Missa solemnis C-Dur KV 317 Krönungsmesse“. Die Ausführenden sind Solisten, Chor und Orchester an der Basilika Steinfeld sowie der Kirchenchor St. Apollinaris Scheven unter der Leitung von Hans Peter Göttgens und Werner Harzheim. Die König-Orgel spielt Andreas Warler, Organist an der Basilika Steinfeld.

Das Festkonzert findet am 31. Mai, 16 Uhr, in der Basilika statt. Gespielt werden Joseph Haydns „Te Deum Hob. XXIIIc:2 für Chor und Orchester“ sowie Felix Mendelssohn Bartholdys „Sinfonie-Kantate B-Dur op. 52 »Lobgesang« nach Worten der Heiligen Schrift für Soli, Chor und Orchester“.  Ausführende sind die Chorgemeinschaft Allegro Vivace Bad Münstereifel, der Kirchenchor Marmagen verstärkt durch ProjektsängerInnen aus dem Kreis Euskirchen, die Philharmonie Südwestfalen, Staatsorchester NRW. Die Leitung hat Paul F. Irmen.

Karten gibt es beim Kreis Euskirchen unter Telefon: 02251/15-304, Telefax: 02251/15-392 oder an der Pforte des Klosters Steinfeld, Telefon 02441/889-0 oder 02441/889-172.

Online kann man die Karten hier bestellen.

Eifeler Presse Agentur/epa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

siebzehn + neun =