Wie aus Nachbarn Opfer wurden

Schüler des Schleidener Clara-Fey-Gymnasiums beschäftigten sich in der Eifel und in Auschwitz mit der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten

Auf ihrer Exkursion nach Auschwitz besichtigten Schüler des Clara-Fey-Gymnasiums auch die Rampe zum Vernichtungslager. Foto: privat
Auf ihrer Exkursion nach Auschwitz besichtigten Schüler des Clara-Fey-Gymnasiums auch die Rampe zum Vernichtungslager. Foto: privat

Schleiden/Auschwitz – 19 Schülerinnen und Schüler des Clara-Fey-Gymnasium Schleiden unternahmen jetzt mit ihren Lehrern Philipp Schuh und Margitta Geyer eine Exkursion nach Polen zum Konzentrationslager Auschwitz in Polen, um vor Ort die größte Vernichtungsstätte der Nazis zu besichtigen. Dabei besuchten sie sowohl das Stammlager Auschwitz I sowie das Vernichtungslager Auschwitz II-Birkenau.

Die Schülerinnen und Schüler trafen mit dem Zeitzeugen Jiri Fioulek, der als Achtjähriger nach Auschwitz kam. Foto: privat
Die Schülerinnen und Schüler trafen mit dem Zeitzeugen Jiri Fioulek, der als Achtjähriger nach Auschwitz kam. Foto: privat

Einen emotionalen Höhepunkt der Reise stellte die Begegnung mit dem Zeitzeugen Jiri Fioulek dar. Fioulek war 1944 als Achtjähriger mit seiner Familie in das Lager deportiert worden. Nach einem Jahr wurde er mit seiner Mutter nach Berlin transportiert, um dort nach Bombenangriffen die Straßen von Trümmern zu reinigen. Beim Vorrücken der Roten Armee konnte er dann befreit werden.

Die in Polen gewonnenen Eindrücke wurden nach der Rückkehr des Kurses in verschiedenen Dokumentationen wie Erinnerungsbüchern, Fotoalben oder Videotagebüchern verarbeitet, sodass auch die Schulöffentlichkeit an den Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler Teil haben konnte und die Teilnehmer sich so gegen das Vergessen und für einen toleranten Umgang miteinander engagieren konnten.

Im Vorfeld setzten sie sich nach fast einjähriger Vorbereitung in einem Projektkurs mit dem Holocaust auseinander. Dabei thematisierten sie die historischen Rahmenbedingungen wie den Aufstieg des Nationalsozialismus sowie die Entstehung und Verbreitung des Antisemitismus bis hin zur Verfolgung und Vernichtung von Juden und anderen Minderheiten.

Anschließend rückte das Lager Auschwitz selbst in den Mittelpunkt des Unterrichts, indem seine Entstehung und Entwicklung sowie seine geografische Besonderheit am Beispiel der Transport- beziehungsweise Deportationswege ebenso erarbeitet wurden wie die Lagerstruktur und Lagerleben selbst. Dazu beleuchteten die Schüler die Kommandantur und die SS als ausführende Organe des Holocausts sowie die medizinischen Versuche von Josef Mengele, die Hierarchie innerhalb der Gefangenengruppen, die zu verrichtende Zwangsarbeit unter besonderer Berücksichtigung der Sonderkommandos, die Widerstandsbewegungen innerhalb und außerhalb des Lagers, Formen von Strafen und Folter sowie die Vernichtung durch Zyklon B.

Den Abschluss dieser Unterrichtssequenz bildete die Auseinandersetzung mit den sogenannten Todesmärschen und der Befreiung des Lagers durch die Sowjetarmee im Januar 1945 sowie mit der juristischen Aufarbeitung des Geschehens durch die Auschwitzprozesse in der späteren Bundesrepublik Deutschland.  (epa)

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