JUDIT.H zeigt Schubert-Film über Wollseifen

60 Jahre lang durften die ehemaligen Wollseifener nur mit Sondergenehmigung ihre Heimat besuchen  – Film wird im Evangelischen Gemeindehaus vorgeführt

Auch die Reste der Sankt Rochus Kirche gehören mit zu den Zeugen der Wollseifener Vergangenheit. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Auch die Reste der Sankt Rochus Kirche gehören mit zu den Zeugen der Wollseifener Vergangenheit. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Hellenthal – Wollseifen war ein einsam inmitten hügeliger Eifellandschaft gelegenes Dorf. Bis ins 19. Jahrhundert lebten die Menschen bescheiden von der Landwirtschaft. Nach dem Bau der Urfttalsperre Anfang des 20. Jahrhunderts kamen Touristen in die abgeschiedene Region und brachten dem Ort wirtschaftlichen Aufschwung. 1934, ein Jahr nach der Machtübernahme Hitlers, begannen in Sichtweite des Ortes die Bauarbeiten für die »NS-Ordensburg Vogelsang«, in der die Elite des Regimes ausgebildet werden sollte.

„Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch in Wollseifen seine Spuren. Bei den Bombenangriffen im Winter 1944/45 kamen viele Dorfbewohner ums Leben, zahlreiche Häuser wurden zerstört. Doch die Wollseifener nahmen ihr Schicksal schnell wieder in die Hand. Ein Jahr nach Kriegsende waren die gröbsten Schäden beseitigt, die Felder wieder bestellt. Die Menschen sahen optimistisch in die Zukunft“, heißt es in einer Ankündigung auf der Homepage der Gemeinde Hellenthal.

Zeitzeuge und Wollseifener Fritz Sistig in der maroden alten Schule Wollseifen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Zeitzeuge und Wollseifener Fritz Sistig in der maroden alten Schule Wollseifen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Doch am 13. August 1946 habe ein Evakuierungsbefehl alle Hoffnungen zunichte gemacht. „Auf Befehl der britischen Besatzer mussten die 550 Einwohner den Ort bis zum 1. September räumen“, heißt es dort. Die Briten planten die Einrichtung eines Truppenübungsplatzes, in dessen Einzugsbereich Wollseifen lag. Ein ganzes Dorf sei somit auf Wohnungssuche gegangen.

60 Jahre lang durften die ehemaligen Wollseifener nur mit Sondergenehmigung ihre Heimat besuchen. Trotzdem sei es ihnen gelungen, die Erinnerung an ihr Dorf wach zu halten.

Zum Jahreswechsel 2005/06 ging das Gelände des Truppenübungsplatzes Vogelsang mit den Überresten Wollseifens in den Nationalpark Eifel über. Allein das Wegekapellchen, die Trafostation, die Reste der ehemaligen Schule, die derzeit in eine Erinnerungsstätte umgebaut wird, und die Sankt Rochus Kirche erinnern noch an das Leben im Dorf.

Die Kronenburger Filmemacher Katharina und Dietrich Schubert führen den Film persönlich vor und stehen anschließend für Fragen zur Verfügung. Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben, Spenden für die weitere Arbeit von JUDIT.H, einem Verein, der die Geschichte der Juden in Hellenthal aufarbeitet, sind aber durchaus erwünscht.
Der Film „Erinnerung an Wollseifen“ wird gezeigt am Sonntag, 20. März, 16 Uhr, im Evangelischen Gemeindehaus, Im Kirchseiffen 24, in Hellenthal. (epa)

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