Schießscheiben setzen erotische Szenarien in Gang

„Jahrmarkt anno dazumal“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern lockt mit Vergnügungen eines vergangenen Jahrhunderts

-Der Schweizer Artist Georg Traber kommt mit seiner Messerwerfmaschine zum diesjährigen Jahrmarkt. Foto: Bobby C. Alcabes/LVR
– Der Schweizer Artist Georg Traber kommt mit seiner Messerwerfmaschine zum diesjährigen Jahrmarkt. Foto: Bobby C. Alcabes/LVR

Mechernich-Kommern – Wenn von Karsamstag, 26. März, bis einschließlich Sonntag, 3. April, auf dem 22. „Jahrmarkt anno dazumal“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern rund 90 Karussells und Stände wieder zu einem Streifzug durch die Geschichte des Volksvergnügens einladen, sind auch viele Attraktionen dabei, die es auf keinem anderen Jahrmarkt in Deutschland mehr zu sehen gibt.

So laden aus Belgien stammende, mechanische Schießscheiben aus dem 19. Jahrhundert dazu ein, mit gezieltem Treffer derb-komische und auch für damalige Verhältnisse erotische Szenarien in Gang zu setzen. Zwei Guckkasten-Panoptiken zeigen Objekte aus der weiten Welt. Darunter sind angeblich das von Kugeln durchsiebte Hemd des erschossenen Maximilian, der der letzte Kaiser von Mexiko war, und „präparierte Körperteile“ von Persönlichkeiten aus der Vergangenheit wie die Zunge Albert Einsteins.

Ob ein Automobil-Kraftspiel nach französischem Vorbild oder das kegelartige Tournikelspiel der früheren Eifeler Dorfkirmes – auch kleine Geschicklichkeitsspiele, die heute nicht mehr bekannt sind, prägen den Museumsjahrmarkt.

Beliebtes aus der Vergangenheit: Das Guckkasten-Panoptikum. Bild: Hans-Theo Gerhards/LVR
Beliebtes aus der Vergangenheit: Das Guckkasten-Panoptikum. Bild: Hans-Theo Gerhards/LVR

Ebenso wie die historischen Stätten artistischer und illusionistischer Schaudarbietungen: Kommerns Jahrmarkt anno dazumal ist der einzige historische Jahrmarkt in Deutschland, auf dem noch eine Freiluft-Zirkusarena aufgebaut wird. Sie erinnert an die Zeit der „Komödianten“ die zuletzt in den 1960er-Jahren mit ihrem „Publik-Spiel“, dem Auftritt unter freiem Himmel und dem Geldeintreiben per „Tellersammlung“ ihren Lebensunterhalt verdienten. Und auch die beiden Schaubuden des Freilichtmuseums, in den Museumswerkstätten nach Vorbildern des späten 19. Jahrhunderts gebaut, sind deutschlandweit ebenso einzigartig wie das darin Gebotene: Die „Hinrichtung einer Person aus dem geneigten Publikum“, eine Illusionsnummer aus den 1870er-Jahren, wird darin höchstpersönlich vom Veranstaltungsleiter vollzogen, mit anschließender Wiederbelebung, versteht sich. In der anderen Schaubude muss sich ein Messerwerfer etwas einfallen lassen: Denn dank mancher Unfälle findet er keine Assistentin mehr, die sich freiwillig vor die Zielscheibe stellt.

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Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie für Asylantragstellende ist der Eintritt frei. Jahrmarkt-Donnerstag, 31. März, ist Familientag mit reduzierten Preisen an vielen Schaustellergeschäften. Erwachsene zahlen 7,50 Euro, Schwerbehinderte, Studierende und Auszubildende 5,50 Euro. Erwachsenen-Gruppen ab 10 Personen zahlen 7 Euro. Die Parkgebühr beträgt 2,50 Euro. (epa)

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