„Ahekapelle in Blüte“

Ältester Teil des Kleinen Gotteshauses in Nettersheim-Engelgau datiert auf das 11. Jahrhundert – Messe, Andacht, Prozession und mehr zu Fronleichnam und dem folgenden Wohenende

Die Ahekapelle in Engelgau. Bild: Carsten Schlott
Die Ahekapelle in Engelgau. Bild: Carsten Schlott

Nettersheim-Engelgau – Ein umfangreiches spirituelles Programm findet an Fronleichnam, Donnerstag, 26. Mai, un dem folgenden wochenende an der Ahekapelle in Nettersheim-Engelgau statt. Unter dem Motto „Ahekapelle in Blüte“ sollen floristische, geistliche, literarische, musikalische und kulinarische Köstlichkeiten geboten werden.

Begonnen wird Fronleichnam um Fronleichnam, 26. Mai, um 16 Uhr mit der Aussetzung des Allerheiligsten. Von 16 bis 18 Uhr folgt eine Stille Anbetung. Im Anschluss um 18 Uhr soll eine Festandacht gefeiert werden, gefolgt von einer Prozession um die Kapelle, bei der auch der sakramentale Segen gespendet wird. Der Chor „Zwischentönchen unter der Leitung von Mechthild Brücker begleitet dazu Lieder aus Taize.

Ab 9 Uhr gibt es am Freitag, 27. Mai, eine „Offene Kapelle“. Bei gutem Wetter ist von 14.30 bis 17.30 Uhr eine Eifeler Kaffeetafel mit Waffeln, Kaffee, Kakao und Tee Tee geplant, ehe um 15 Uhr eine Kapellenführung angeboten wird. Um 18 Uhr ist eine Lesung des „Hohelied“ aus dem Alten Testament geplant.

Es lesen: „Liebende“: Tina Pohl, „Liebender“: Wolfgang T. Stalp, „Junge Frauen von Jerusalem“: Rosi Hansen und Beate Schmitz, „Brüder der Geliebten“: Ingo Pohl und Carsten Schlott. Dazu begleitet Marie junke an der Harfe.

Mit einer feierlichen Marienmesse soll am Samstag, 28. Mai, um 10 Uhr begonnen werden.  Zelebrant ist Pfarrer Gary Lukas Albrecht, die Predigt will Pfarrer Barthel Kalscheur halten. Für die musikalische Begleitung sind Organist Wolfgang Stalp,  sowie aus dem „Instrumentalkreis Heilige Familie“ in Köln an Querflöte und Saxofon Anne Klöcker, und an der Violine Martin Hermanns angekündigt. Von 14.30 bis 17.30 Uhr wird wieder an die Eifeler Kaffeetafel geladen. Um 15 Uhr gibt es Gelegenheit zur Kapellenführung.

Am Sonntag, 29. Mai, steht die Kapelle ab 9 Uhr wieder offen. Von 14.30 bis 17.30 Uhr steht eine Eifeler Kaffeetafel, um 15 Uhr gibt es die Kapellenführung. Um 18 Uhr soll eine festliche Maiandacht mit alten Marienliedern folgen, wobei Claudia Höller als Solistin von Gabriele Wurm an der Orgel begleitet wird. Anschließend wird zur Maibowle geladen, außerdem soll eine Waldrebe gepflanzt werden.

Wegbeschreibung zur Ahekapelle:

A 1, Ausfahrt Nettersheim, Richtung Blankenheim (ca 3 km) bis Engelgau, mitten im Ort rechts ab (siehe Banner „Ahekapelle in Blüte“)

Geschichte der Ahekapelle:

Das kleine Gotteshaus kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Römische Steine im hinteren niedrigen Teil der Kapelle belegen, dass in dieser Gegend römische Bauten existierten. Ein Grabstein, der sich heute im Landesmuseum in Bonn befindet, beweist sogar eine Verbindung nach Köln. Typisch für das frühe Christentum ist es, dass man Sakralbauten auf alte Kultstätten errichtet hat.

Der niedrige Teil der Kapelle geht zurück auf das 11./12. Jahrhundert. Das Patronat des heiligen Servatius weist ebenfalls auf eine frühe Gründung hin. Servatius lebte im 4. Jahrhundert, war Bischof von Maastricht, nahm an einem Konzil in Köln teil, schickte eine Gesandtschaft zu Kaiser Konstantin, ging auf Pilgerreise nach Rom und starb nach einem engagierten Leben in Maastricht. Sein Grab wird dort seit dem 5. Jahrhundert verehrt. Ein Höhepunkt dieser Verehrung ist der 13. Mai 1496. Damals kamen 100000 Pilger zum Servatiusfest. In dieses Jahrhundert fällt auch der Bau des gotischen Chores der Ahekapelle. Durch jeweils eine Tür an der Süd- und an der Nordseite konnten Pilger durch die Kapelle schreiten. Die Tatsache, dass sich eine Reliquie des heiligen Servatius im Besitz der Ahekapelle befindet, unterstreicht die hohe Verehrung, die dem Heiligen auch hier entgegengebracht wird. Der Schlussstein im Chor der Kapelle zeigt das Gesicht von Jesus auf dem Schweißtuch der Veronika. Die besondere Verehrung dieses Tuches im 15. Jahrhundert wird somit deutlich.

Aus dem Mittelalter sind der Altarstein, der Priestersitz, das Sakramentshaus, der Ausguss (Sacrarium), die Nische zur Aufnahme der Gaben, eine Figur des heiligen Servatius, die Linksneigung des Chores und eine Glocke von 1410 erhalten geblieben. Im 18. Jahrhundert wurde der gotische Altar mit einem barocken Aufbau versehen. 1966 fiel die Kapelle unter die Räuber. Vom Altar blieb nur ein nackter Holzrahmen zurück. Altarbild, seitliche Engel, die gedrehten Säulen und eine Figur wurden gestohlen. Seither führte die Kapelle einen Dornröschenschlaf. Einzig die jährliche Wallfahrt zum Servatiusfest wurde beibehalten.

Durch Eigeninitiative und viel ehrenamtliches Engagement wurde die Kapelle  renoviert und am Vorabend des Fronleichnamsfestes 2011 durch Weihbischof Borsch aus Aachen wiedereingeweiht. Die Kapelle ist seither offen und es finden wieder regelmäßig Gottesdienste statt. Dank großzügiger Spenden konnten am 3. Oktober 2012 zwei neue Glocken geweiht werden. Die Große ist ein Nachguss der beschädigten Glocke von 1410 und die Kleine ist der heiligen Regenfledis in Hönnepel am Niederrhein geweiht.

Im Mai 2015 fand die Weihe des neuen Altarbildes statt. Es ist ein versiegeltes Foto eines barocken Gemäldes aus dem Kloster Steinfeld, das die Krönung der Mutter Gottes zeigt. Das barocke Bild unten vor dem Altartisch zeigt den heiligen Servatius umgeben von Rosen mit einem Schlüssel in der Hand. Die Legende erzählt, dass der redegewandte Servatius den Schlüssel auf seiner Pilgerreise in Rom von Petrus selbst erhalten habe, damit er durch seine Predigt den Menschen das ewige Leben erschließen möge.

Die Ahekapelle war einst das Gotteshaus einer Ansiedlung einiger Höfe und Mühlen. Heute ist die am Jakobsweg gelegene Kapelle für viele ein Ort der Ruhe und Besinnung.

Eifeler Presse Agentur/epa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × 1 =