Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr im Schleidener Stadtgebiet

Sachbuch „Im Kampf mit dem ‚Roten Hahn‘“ von Franz Albert Heinen erschienen – Auch Vereinnahmung der Feuerwehren durch das NS-Regime und ihre Umwandlung zur Feuerschutzpolizei wird dargestellt

Über 200 Fotos illustrieren das neue Buch von Franz Albert Heinen. Foto: FA Heinen
Über 200 Fotos illustrieren das neue Buch von Franz Albert Heinen. Foto: F.A. Heinen

Schleiden – Die Freiwillige Feuerwehr erscheint uns heute vertraut als Gemeinschaft von Rettern in allen möglichen Notlagen. Die Einheiten helfen zuverlässig und professionell bei Bränden und Verkehrsunfällen, bei Sturm, Hochwasser und anderen Notsituationen. Sie kommen schnell und garantiert, wenn man sie ruft. Aber das war keineswegs immer so. In ihrer heutigen Form entstanden die Freiwilligen Feuerwehren allesamt in einem langdauernden Prozess im Laufe des 20. Jahrhunderts aus den vorher bestehenden wenig effizienten Pflichtfeuerwehren. Einige Jahrzehnte vorher gründete sich bereits 1874 die Freiwillige Feuerwehr Gemünd, sie gilt damit als älteste Feuerwehreinheit des heutigen Kreises Euskirchen.

Wie die Entwicklung dieser von Bürgerengagement getragenen Einheiten im 20. Jahrhundert verlief, das zeigt in vielen Facetten ein soeben frisch erschienenes Sachbuch von Franz Albert Heinen am Beispiel der Wehren aus dem heutigen Schleidener Stadtgebiet. Vom unbefriedigenden Feuerschutz früherer Zeiten ausgehend, stellt der Autor zunächst exemplarisch die bisweilen sprunghaften Fortschritte des Feuerschutzes und der Löscheinheiten bis zum Beginn des nationalsozialistischen Regimes dar. Im folgenden Kapitel wird die Vereinnahmung der Feuerwehren durch das NS-Regime und ihre Umwandlung zur Feuerschutzpolizei dargestellt. Im Mittelpunkt des letzten Kapitels des Überblicks stehen die ersten Nachkriegsjahrzehnte bis zur Bildung der heutigen Stadt Schleiden durch die Gebietsreform 1972. Zur Abrundung folgt eine Darstellung zum 1913 gegründeten Kreisfeuerwehrverbandes Schleiden.

Buchautor und Journalist F.A. Heinen hat in seinem neuen Buch die Geschichte der Feuerwehren im Schleidener Tal erforscht. Bild: Privat
Buchautor und Journalist F.A. Heinen hat in seinem neuen Buch die Geschichte der Feuerwehren im Schleidener Tal erforscht. Bild: Privat

Im Mittelpunkt des Buches stehen jedoch die einzelnen Ortsfeuerwehren und ihre jeweilige Entwicklung. Viele kleinere Wehren sind inzwischen längst Geschichte: Eigenständige Wehren in Broich, Wolfgarten, Ettelscheid, Scheuren, Nierfeld und Olef beispielsweise gibt es heute nicht mehr. Sie wurden vielfach in der Folge der Gebietsreform aufgelöst bzw. mit größeren Einheiten fusioniert. Heinen korrigiert auch den einen oder anderen bestehenden historischen Irrtum bei den Wehren. So feierte die Feuerwehr Schleiden ihre Jubiläen bezogen auf das vermutete Gründungsdatum 1897: Ein Irrtum, wie sich bei näherer Betrachtung der Quellen zeigt. Tatsächlich erfolgte die Gründung der Einheit erst zwei Jahre später. Bürgermeister van Loyen ließ 1899 das Unterhaltungsblatt unter der Überschrift „Feuerwehr Schleiden!“ ankündigen, dass er beabsichtige, für die Stadt eine Feuerwehr ins Leben zu rufen. Zu dem Zweck lud er „alle, welche sich hierfür interessieren und eine Wehr mitbegründen helfen bezw. derselben beitreten wollen“, für Sonntag, 29. Januar 1899, in das Hotel Britz ein. Die nächste Erwähnung der Feuerwehr am 22. Februar 1899 spricht dafür, dass es bei dem vorherigen Treffen tatsächlich zur Gründung kam. Am Sonntag, 26. Februar 1899, sah die Tagesordnung vor: „1. Festsetzung der Statuten, 2. Wahl des Hauptmannes und der Führer“ ging. Der Leser erfährt unter anderem, wie geschickt Kreisbrandmeister (und Kreisbaumeister) Hermann Burisch im Jahr 1929 seinen Chef, Landrat Graf von Spee, dazu brachte, die kreisweit erste Motorspritze nach Schleiden zu holen. Die Erfahrungen damit waren so gut, dass 1932 eine ganze Reihe solcher Spritzen für das Schleidener Land beschafft wurden. Aber auch Probleme der Wehren, etwa bei der Nachwuchssicherung, verschweigt das Buch nicht.

Im Mittelpunkt des Buches stehen jedoch die einzelnen Ortsfeuerwehren und ihre jeweilige Entwicklung. Bild: Eva Heinen
Im Mittelpunkt des Buches stehen jedoch die einzelnen Ortsfeuerwehren und ihre jeweilige Entwicklung. Bild: Eva Heinen

Ein im Wesentlichen durch die Bilder lebendes Kapitel stellt die großen Brände und Naturkatastrophen der 1980er und 90er Jahre im Stadtgebiet dar. Den Schluss bildet ein aktuell geführtes Interview mit Kreisbrandmeister Udo Crespin zu aktuellen Aspekten und zum Weg der Feuerwehren in die Zukunft. Aber es werden auch überkommene Traditionen angesprochen, die womöglich bald auslaufen könnten. Tabellen liefern transparente Überblicke, zahlreiche Fotos untermalen den Text.

Das von der Bürgerstiftung Schleiden geförderte Buch ist ab sofort in der Buchhandlung Rees in Schleiden, der Buchhandlung Wachtel in Gemünd oder direkt beim Geschichtsforum Schleiden mit einem Online-Bestellformular erhältlich: www.gf-sle.de

F.A. Heinen: Im Kampf mit dem Roten Hahn“, Schleiden 2016. 256 Seiten, über 200 Fotos; Preis: 12,80 Euro.

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