Kaller Pfadfinder trafen sich wieder nach 50 Jahren

Von Reiner Züll Im August 1966 hatte man gemeinsam an  einem Internationalen Pfadfinderlager auf Korsika teilgenommen – Wildschweine plünderten das Vorratszelt

Wollen sich künftig alle fünf Jahre treffen: Die Kaller Alt-Pfadfinder, die vor 50 Jahren an einem abenteuerlichen Lager auf der Insel Korsika teilgenommen haben. Foto: Reiner Züll
Wollen sich künftig alle fünf Jahre treffen: Die Kaller Alt-Pfadfinder, die vor 50 Jahren an einem abenteuerlichen Lager auf der Insel Korsika teilgenommen haben. Foto: Reiner Züll

Kall – Es gab viel zu erzählen beim Treffer der ehemaligen Pfadfinder aus Kall, die vor 50 Jahren im August 1966, an einem Internationalen Pfadfinderlager auf der Mittelmeerinsel Korsika teilgenommen hatten. Im Hotel Weckmann in Urft trafen sich die Alt-Pfadfinder jetzt um alte Erinnerungen aufzufrischen. Mit dabei auch der 82-jährige Seelsorger Johannes Thelen aus Niederkrüchten, der damals Kaplan in Kall war und der die Pfadfinder als 32-Jähriger nach Korsika begleitet hatte. Zum Treffen kam auch Horst Salentin (80), der 1966 Leiter des Eifeler Pfadfinder-Bezirks war und das deutsch-französische Lager möglich gemacht hatte.

Das Lager fand damals im Rahmen des beginnenden deutsch-französischen Jugendaustauschs statt. Für die damaligen Verhältnisse war die große Auslands-Reise für die Scouts nach Korsika ein ganz besonderes Erlebnis, lagerten die Kaller Georgs-Pfadfinder doch in den 50er und 60er Jahren im Sommer eher im Rosenthal bei Urft oder zu Pfingsten auf einer Wiese bei Mariawald.

Ankunft am Kaller Bhnhof nach dem dreiwöchigen Pfadfinderlager in Korsika. Repro: Reiner Züll
Ankunft am Kaller Bhnhof nach dem dreiwöchigen Pfadfinderlager in Korsika. Repro: Reiner Züll

„In diesem Jahr jährte sich das für uns alle unvergessliche Korsika-Erlebnis zum 50. Mal“, hieß es in der Einladung von „Hein & Schlipps“  an die 14 alten Weggefährten, die vor 50 Jahren am turbulenten Pfadfinderlager auf der französischen Insel teilgenommen hatten. Bei „Hein“ handelt es sich um Karl-Dieter Heinen, bei „Schlipps“ um Hans-Peter Schlipphack. Die beiden hatten das Treffen der Alt-Pfadfinder die vor 50 Jahren in Korsika mit dabei waren, organisiert. .

„Es waren damals unvergessliche Ferien-Tage“, erinnert sich Hans-Peter Schlipphack noch heute an das abenteuerliche Lager der 20 Kaller Jugendlichen.  Schlipphack: „Fünf der 20 Teilnehmer von damals sind leider inzwischen verstorben“. Die anderen 15 sind inzwischen allesamt im Rentenalter.

Nach der Ankunft in Bastia strandeten die Kaller Pfadfinder vor einem Hühnerstall in dem sie übernachteten. Die französichen Organisatoren hatten es versäumt, den Kallern eine Unterkunft zu besorgen. Repro: Reiner Züll
Nach der Ankunft in Bastia strandeten die Kaller Pfadfinder vor einem Hühnerstall in dem sie übernachteten. Die französichen Organisatoren hatten es versäumt, den Kallern eine Unterkunft zu besorgen. Repro: Reiner Züll

Das Zustandekommen dieser internationalen Begegnung auf der französischen Mittelmeerinsel hatte der damals in Kall wohnende Leiter des DPSG-Eifelbezirks, Horst Salentin, ermöglicht.  Das Lager in Korsika war von französischer Seite organisiert und von deutscher Seite aus dem Programm des Jugendaustausches bezuschusst worden. „Für Bahn-, Schiffs- und Flugreise sowie für die Lebensmittel hat jeder Teilnehmer damals nur 150 Mark bezahlen müssen“, erinnert sich Karl-Dieter Heinen: „Nur kochen mussten wir die drei Wochen  im Lager selbst“.

Vor der großen Reise stand damals für die Teilnehmer des Lagers ein Französisch-Kursus mit dem Schleidener Pädagogen Rainer Kaduk im Kaller Pfadfinderheim auf dem Pflichtprogramm. Für 15 Doppelstunden musste jeder fünf Mark zahlen.

Die Organisatoren des jetzigen Treffens vor 50 Jahren bei der Überfahrt nach Bastia: Hans Peter Schlipphack (links) und Karl-Dieter Heinen . Reiner Züll
Die Organisatoren des jetzigen Treffens vor 50 Jahren bei der Überfahrt nach Bastia: Hans Peter Schlipphack (links) und Karl-Dieter Heinen . Reiner Züll

Vom Kaller Bahnhof aus fuhr die 20-köpfige Gruppe, vom damaligen Kaplan  Thelen begleitet, mit dem Zug über Saarbrücken und Metz nach Marseille, wo sie auf die Fähre nach Bastia auf Korsika umstiegen. Über zehn Stunden dauerte die strapaziöse und ermüdende Überfahrt auf dem kabinenlosen Schiffsdeck.

In Bastia angekommen, gab es die erste unerfreuliche Bescherung: Die Franzosen hatten versäumt, ein Nachtlager  für die Kaller Gruppe zu besorgen. „Die erste Übernachtung in Korsika fand deshalb in einem alten Hühnerstall neben der Straße statt“, blickt Hans-Peter Schlipphack zurück. Danach ging es mit einem klapprigen Reisebus ins zentrale Hochland von Korsika, wo die Kaller im Gebiet Albertacce in 1000 Metern Höhe ihr Lager mitten im Wald aufschlugen – in einem beliebten Revier von Wildschweinen, wie sich später herausstellen sollte..

Vom Hafen in Marseille aus ging es per Schiff in Richtung Insel Korsika. Repro: Reiner Züll
Vom Hafen in Marseille aus ging es per Schiff in Richtung Insel Korsika. Repro: Reiner Züll

Gemeinsam  mit französischen Pfadfindern wurden Exkursionen unternommen, Man erklomm den 2710 Meter hohen Monte Cinto, den höchsten Berg der französischen Insel. Und auch ein dreitägiger Badeaufenthalt am Golf von Porto an der Westküste Korsikas stand auf dem Begegnungsprogramm.

Nicht auf dem Programm standen die ungebetenen Gäste, die sich eines Tags im Vorratszelt über die Lebensmittel der Kaller Gruppe hermachten. Es war eine Rotte Wildschweine, die das Zelt zerstörten und die Vorräte plünderten. Doch die Pfadfinder wehrten sich: Schlipphack: „Todesmutig fing Charly Pauly eine der Wildsäue ein und band sie als Geisel mit den Hinterläufen an einen Baum fest“.  Franz Wegman, damals Spaßvogel der Truppe, wagte sogar einen Ritt auf der Sau, wie ein Foto beweist. Bevor es nach Ende des Lagers mit dem Flugzeug der Air France zurück nach Marseille ging, entließ man den Schwarzkittel wieder in die Freiheit.

Zuammen mit französischen Scouts fand am Ende des dreiwöchigen Lagers eine Abschlussfeier statt. Repro: Reiner Züll
Zuammen mit französischen Scouts fand am Ende des dreiwöchigen Lagers eine Abschlussfeier statt. Repro: Reiner Züll

Die beiden Wildschweinbändiger waren beim Treffen in Urft allerdings nicht mehr dabei: Charly Pauly und Franz Wegmann sowie Peter Brüllingen, Willi Krause und Franz Limburg sind inzwischen verstorben. Bis auf Helmut Kuklinski, der in Stuttgart lebt, wohnen die anderen damaligen Lagerteilnehmer im Bereich von Nordrhein-Westfalen in Siegen, Köln, Heinsberg, Euskirchen, Simmerath, Schleiden und Kall, so dass man sich nie so ganz aus den Augen verloren hat.

Der heute 80 Jahre alte Kaplan Johannes Thelen (2.v.l.) begleitete die die Kaller Pfadfinder 1966 auf der Korsika-Fahrt. Rechts im Bild der Kaller Ur-Pfadfinderund Chronist Hubert Büth, der von 1959 bis 1961 Stammesführer war. Foto: Reiner Züll
Der heute 80 Jahre alte Kaplan Johannes Thelen (2.v.l.) begleitete die die Kaller Pfadfinder 1966 auf der Korsika-Fahrt. Rechts im Bild der Kaller Ur-Pfadfinderund Chronist Hubert Büth, der von 1959 bis 1961 Stammesführer war. Foto: Reiner Züll

Dass Kaplan Johannes Thelen beim Treffen mit dabei war, darüber freuten sich  Karl-Dieter Heinen und Hans-Peter Schlipphack. Es wurden Fotos von damals rundgereicht  und somit alte Erinnerungen aufgefrischt. Auch Hubert Büth, Historiker und ein Kaller Pfadfinder-Urgestein, war zum Treffen gekommen. Er hielt einen Vortrag über Alt-Kall. Auch er hatte viel über seine damalige Pfadfinderzeit in den 50er und 60er Jahre in Kall zu erzählen, wo er von 1959 bis 1961 Stammesführer der Georgs-Pfadinder war.

Weil alle damaligen Korsika-Fahrer inzwischen auf die 70 zugehen, beschloss man beim gemeinsamen Abendessen, sich künftig alle fünf Jahre zu treffen, um die Erinnerungen an das turbulente Pfadfinderlager von 1966 aufrecht zu erhalten.

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