Elias Bierdel: „Mittelmeer ist das tödlichste Meer der Welt“

Der bekannte Menschenrechts-Aktivist war zu Gast in Euskirchen – Bierdel nannte Flüchtlingsarbeit im Kreis Euskirchen beispielhaft

Elias Bierdel (2.v.l.) hier mit Annette Kleinertz (v.l.), Carsten Düppengießer, Peter Müller-Gewiss und Roland Kuhlen, präsentierte in Euskirchen einen Film über Geschehnisse an den EU-Außengrenzen.  Bild: Caritas Euskirchen
Elias Bierdel (2.v.l.) hier mit Annette Kleinertz (v.l.), Carsten Düppengießer, Peter Müller-Gewiss und Roland Kuhlen, präsentierte in Euskirchen einen Film über Geschehnisse an den EU-Außengrenzen. Bild: Caritas Euskirchen

Euskirchen – „Unser Lebenswandel hat weltweit Konsequenzen“, sagte Elias Bierdel. Der Journalist, Autor und Menschenrechts-Aktivist war jetzt auf Einladung des Kreises Euskirchen, der Caritas und der Stadtpfarrei im Euskirchener Pfarrzentrum St. Martin zu Gast und führte seinen Film „Im Schatten Europas – Eine Suche an den Grenzen“ vor. Die Vorführung mit anschließender Diskussion fand im Rahmen der Info-Reihe „Engagiert für Flüchtlinge“ statt. Finanziert wurde die Veranstaltung durch das Kommunale Integrationszentrum Kreis Euskirchen mit Mitteln des Landesprogramm KOMM AN NRW.

Es geht darum, den Menschen diese Außengrenzen und die Tragödie, die sich dort abspielt, näher zu bringen. Das ist die Aussage des Films, den Bierdel gemeinsam mit Absolventen der Filmakademie Ludwigsburg gedreht hat. „Die Gesellschaft muss das wahrnehmen. Wie sollen wir entscheiden, wenn wir nicht wissen, was dort geschieht?“ Deshalb machte sich Bierdel mit seinem Team auf den Weg. „Ich habe gesagt, wir fahren einfach hin!“ Das Filmteam sprach in sieben verschiedenen Ländern mit Geflüchteten, Helfern und Einheimischen. Dabei entstanden über 100 Stunden Filmmaterial, von denen es 60 Minuten in den fertigen Film geschafft haben. Herausgekommen ist ein bewegender und eindrucksvoller Film. Ein Film, der Menschen zu Wort kommen lässt, die sonst keine Stimme haben.

Über 100 Menschen kamen in das Pfarrzentrum St. Martin. Bild: Carsten Düppengießer
Über 100 Menschen kamen in das Pfarrzentrum St. Martin. Bild: Carsten Düppengießer

„Das Mittelmeer ist das tödlichste Meer der Welt. Bis heute gibt es keine verlässlichen Zahlen über die Menschen, die jährlich bei dem Versuch, Europa zu erreichen, umkommen“, erklärt Bierdel. Der Film macht die Not dieser Menschen und die Gefahren, in welche sie sich begeben, sehr anschaulich. Wenn etwa in einer Szene angespülte Schlauchbootwracks gefunden werden und sich unter dem Strandgut eine Jacke mit dem Ultraschallbild eines Ungeborenen darin befindet. „Welche junge Mutter lässt so ein Bild zurück?“ fragt Bierdel.

Europas Außengrenze sei vermeintlich weit weg, eine fiktive Linie auf dem Mittelmeer etwa, die man nicht sehen könne. „Aber was dort geschieht, ist uns mittlerweile sehr nah“, betont der Menschenrechts-Aktivist. Deshalb sei er sehr froh, in Euskirchen zu sein. Denn was hier im Kreis in Bezug auf Geflüchtetenhilfe und Integration geleistet werde, sei bundesweit beispielhaft. Der Kreis, die Kommunen, die Kirchen, die Zivilgesellschaft und die Wohlfahrtsverbände würden vor Ort eng zusammenarbeiten.

Diesen Eindruck konnten Roland Kuhlen vom Kommunalen Integrations- und Bildungszentrum des Kreises Euskirchen, Peter Müller-Gewiss von der Aktion Neue Nachbarn als Vertreter der Caritas und Annette Kleinertz, Ehrenamtskoordinatorin der Pfarrgemeinde St. Martin, nur bestätigen.

Rund 100 Zuschauer verfolgten im bis auf den letzten Platz gefüllten Pfarrzentrum gebannt die Filmvorführung. In der anschließenden Diskussion mit Bierdel wurde auch die Überzeugung deutlich, dass neben dem Engagement die Fluchtursachen bekämpft werden müssen.

„Flüchtlinge lassen sich weder von Zäunen, noch von Mauern aufhalten“, ist sich Bierdel sicher. Er selbst ist als Kind von DDR-Flüchtlingen in Westberlin in unmittelbarer Nähe zur Mauer aufgewachsen und weiß sehr genau, wovon er spricht. „Es geht uns alle an. Es sind unsere Außengrenzen. Wir müssen uns stellen. Unser Lebenswandel hat Konsequenzen, weltweit“, so der Menschenrechts-Aktivist abschließend. (eB/epa)

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