Der „Bügelprofi“ nimmt neben Wäsche auch Vorurteile in die Mangel

Inklusives Projekt im Euskirchener Einkaufszentrum an der Georgstraße gestartet: Zwölf Beschäftigte mit Handicap und drei Fachkräfte bieten ab sofort Waschen, Mangeln und Bügeln vom Hemd über Tischwäsche bis zum Bettlaken im HIT-Markt an – Nicht nur für Unternehmen wie Gaststätten, Hotels und Pensionen, sondern auch für Privatleute interessant

Das Team des „Bügelprofis“ sowie die Führungsriege von NEW und HIT-Markt feierten begeistert ihren Start im Einkaufszentrum an der Georgstraße. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Das Team des „Bügelprofis“ sowie die Führungsriege von NEW und HIT-Markt feierten begeistert ihren Start im Einkaufszentrum an der Georgstraße. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen – Mit einer kleinen Feier starteten die Nordeifelwerkstätten (NEW) am vergangenen Donnerstag ein Dienstleitungsangebot in der Kreisstadt Euskirchen, inmitten eines belebten und stark frequentierten Ortes: Der „Bügelprofi“ ist in den HIT-Markt an der Georgstraße eingezogen. Das Besondere dabei: Zwölf der 15 Mitarbeiter sind Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, darunter auch drei Gehörlose. Künftig können dort nicht nur Privatpersonen, sondern auch Unternehmen wie Hotels und Gaststätten den professionellen Wäsche-, Bügel- und Mangelservice nutzen.

Wilhelm Stein, Geschäftsführer der NEW: „Durch den Standort in einem Supermarkt direkt neben den Kassen können wir die Arbeit dort wirklich inklusiv gestalten.“ Denn Menschen mit Behinderungen in die öffentliche Alltags- und Berufswelt zu integrieren, das ist eine der vielen Aufgaben, der sich die NEW verschrieben haben. In bisherigen Projekten wie Kantinenbetriebe und Lebensmittelgeschäfte mit NEW-Mitarbeitern an öffentlichen Plätzen habe man beste Erfahrungen gesammelt, so Stein: „Bei den Beschäftigten kann man wichtige Entwicklungen sehen, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein steigen, ebenso wie die Selbständigkeit.“ Das kann sogar so weit gehen, dass Beschäftigte durch die wichtigen Vorerfahrungen in der begleiteten Arbeit auf den 1. Arbeitsmarkt wechseln können. „Natürlich bieten wir in den Nordeifelwerkstätten auch Plätze ohne Kundenkontakt, nicht jeder kann oder will so arbeiten. Aber die Mitarbeiter hier sind da bereits allesamt sehr erfahren“, so der Geschäftsführer.

Wie man ein Hemd fachgerecht mit moderner Technik glättet, demonstriert Bianca Tollken. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Wie man ein Hemd fachgerecht mit moderner Technik glättet, demonstriert Bianca Tollken. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Denn der Standort ist zwar neu, die Dienstleistung aber nicht. Wilhelm Stein: „Wir haben den Service bislang in unserem Standort in Ülpenich auf unserem Werkstattgelände angeboten. Durch den Schritt in den öffentlichen Raum bieten sich jetzt viele neue Möglichkeiten.“ Denn nicht nur der Kundenkontakt dürfte im viel besuchten Einkaufszentrum zunehmen, sondern auch der Kontakt zu den Mitarbeitern der anderen Geschäfte, wie Pascal Klein-Günnewick, Leiter des HIT-Marktes Georgstraße, berichtet: „So wird etwa der Pausenraum gemeinsam genutzt. Wir freuen uns sehr auf das Team, das war auch schon so auf der Mitarbeiterversammlung im Januar, als ich den Einzug des Bügelprofis angekündigt habe – alle sind gespannt, es gab kein einziges Gesicht, dass auch nur im Ansatz schief gekuckt hätte.“ Denn vielen sei die gute Arbeit der NEW bereits bekannt gewesen.

NEW-Geschäftsführer Wilhelm Stein (Mitte) ist sichtlich stolz auf das Team im „Bügelprofi“, welches der Presse gerade die Dienstleistungen erklärt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
NEW-Geschäftsführer Wilhelm Stein (Mitte) ist sichtlich stolz auf das Team im „Bügelprofi“, welches der Presse gerade die Dienstleistungen erklärt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Womit ein Ziel der NEW bereits erreicht ist, nämlich Hemmschwellen im Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung abzubauen. Ann-Helene Schmidt etwa freut sich schon auf die Arbeit im neuen Umfeld, auch wenn sie zugibt: „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Schön ist aber, dass ich jetzt einen kürzeren Weg zur Arbeit habe.“ Bei ihrer Arbeit an der Heißmangel komme es vor allem auf Sorgfalt an, es dürften keine Falten mehr zu sehen sein. Bianca Tollken nimmt den Wechsel eher gelassen: „Ich kenne meine Arbeit ja bereits, das ist kein Problem.“

Anne-Gret Krämer, nicht nur Hauswirtschaftsmeisterin, sondern auch ausgebildete Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung und fortgebildet in Gebärdensprache, leitet den „Bügelprofi“: „Das Team ist guter Dinge, wir hatten ja auch bereits in Ülpenich Publikumsverkehr.“ In der ersten Woche gebe es zudem Einführungsangebote. Der Umzug von Ülpenich hat auch weitere Vorteile, denn an dem Zülpicher Standort wird der nun frei gewordene Raum genutzt, um für Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen weitere heilpädagogische Möglichkeiten zu schaffen.

Ann-Helene Schmidt arbeitet im „Bügelprofi“ an der Mangel und achtet auf faltenfreie Ergebnisse. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ann-Helene Schmidt arbeitet im „Bügelprofi“ an der Mangel und achtet auf faltenfreie Ergebnisse. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 8 Uhr bis 19 Uhr sowie samstags von 8 Uhr bis 16 Uhr. Das Team verspricht in der Behandlung der Textilien nicht nur Qualität und Liebe zum Detail, sondern kann auch Sonderwünschen gerecht werden. Im „Bügelprofi“ werden nicht nur Tischtücher, Bettlaken und andere für Gaststätten und Beherbergungsbetriebe typische Textilien gewaschen, gebügelt oder „in die Mangel genommen“, sondern auch Privatleute können Hemden und Blusen, Jeans oder ähnliches fachgerecht und schonend pflegen und stärken lassen.

Die Nordeifelwerkstätten bieten Menschen mit Behinderungen aller Art an verschiedenen Standorten im gesamten Kreis Euskirchen Arbeitsplätze von einfachen Packaufgaben über Landschaftsgärtnerei, Montage von technischen Geräten und Holzbau sowie Logistik bis zu Kantinenbetrieb und Kundenkontakt in Verkauf und Beratung. Insgesamt 1400 Beschäftigte mit und ohne Behinderung kann die NEW zählen, führt dazu ein eigenes Jobvermittlungscenter, durch das Menschen mit Behinderung bessere Chancen auch auf dem 1. Arbeitsmarkt haben, und bieten den Beschäftigten außerdem ein umfangreiches Bildungs- und Freizeitprogramm sowie zukunftssichere Arbeitsplätze mit vielen Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte. Weitere Informationen im Internet: www.nordeifelwerkstaetten.de

Eifeler Presse Agentur/epa

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

15 + 4 =