Beruflicher Neustart geglückt

Der gelernte Maurer Ralf Albat nutzte das ESF-Bundesprogramms für Langzeitarbeitslose und ist nun Leiter einer Kleiderkammer

Ralf Albat (von links) sortiert gemeinsam mit seinen Kolleginnen Nicole Mangiaracina Angelika Schmitz und Marlene Küppers Kleidung für die Kleiderkammer. Foto: Dagmar Grömping/Jobcenter EU-aktiv
Ralf Albat (von links) sortiert gemeinsam mit seinen Kolleginnen Nicole Mangiaracina Angelika Schmitz und Marlene Küppers Kleidung für die Kleiderkammer. Foto: Dagmar Grömping/Jobcenter EU-aktiv

Euskirchen – „Eigentlich bin ich gelernter Maurer“, berichtet der 52-jährige Ralf Albat. Aus gesundheitlichen Gründen musste er seinen Beruf aufgeben. „Meine Bewerbungen als Bauleiter blieben ohne Erfolg“, so Albat, „in der Zeitung habe ich dann gelesen, dass für eine Flüchtlingsunterkunft Helfer gesucht werden. Die Euphorie zu helfen hatte mich, wie viele andere auch, damals gepackt.“

Der gebürtige Duisburger und Wahl-Euskirchener packt seit Oktober 2015 in den Räumen der „Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes NRW Euskirchen II“ mit an. Zuerst als ehrenamtlicher Helfer, wie Kerstin Brandhoff, Leiterin der Stabstelle Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), sagt. Albat: „Es wurden Kisten oder sogar Lastwagenladungen mit Bekleidung, Bett- und Haushaltswäsche angeliefert, die wir zunächst gemeinsam mit den Gästen der Einrichtung sortiert haben.“ Schnell war die Idee zu einer eigenen Kleiderkammer geboren, zu deren Leitung sich der ehemalige Maurer berufen fühlte.

Die Finanzierung der Stelle, dessen Vertrag Albat gerade bis Ende März 2020 verlängert hat, wurde über das „ESF (Europäischer Sozialfond) Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose“ sichergestellt. Josef Weingarten Geschäftsführer des Jobcenters „EU-aktiv“, erklärt das Programm so: „Neben Lohnkostenzuschüssen für die Arbeitgeber, die zu Beginn der Förderlaufzeit bei 75 Prozent liegen, werden die Teilnehmer nach Aufnahme des Beschäftigungsverhältnisses von einem Jobcoach begleitet und unterstützt.“

Diese regelmäßigen Treffen waren für Albat sehr hilfreich, wie er sagt:  „Wir haben im Coaching anhand von Rollenspielen geübt oder ich bekam Hausaufgaben, die ich im Alltag umsetzen konnte.“ Unter anderem musste sich Albat aus dem männlich dominierten Beruf Maurer nun auf ein überwiegend weibliches Team einstellen. Esther Balcarczyk, Mitarbeiterin des Jobcenters, die sowohl als Betriebsakquisiteurin als auch als Jobcoach den beruflichen Neuanfang von Albat begleitete, gab ihm unter anderem mit auf den Weg: „Nichts bewerten, sondern nur beobachten.“  Diese Strategie habe ihm auch im Umgang mit den Gästen der ZUE geholfen: „Ich habe einen Weg gesucht, allen gerecht werden zu können. Dabei habe ich für mich gelernt, dass zu viel Nähe nicht gut ist, sondern eine gewisse Distanz angebracht ist.“

So entstand aus Albats Feder das Konzept „Shoppen in 10 Minuten“, das bei großem Andrang den Ansturm in Grenzen hält. Für eine berufliche Neuorientierung empfiehlt Albat, Augen und Ohren offenzuhalten: „Man muss ich bewegen. Von alleine kommt kein Job vorbei.“

ESF-Bundesprogramm für Langzeitarbeitslose

Das „Programm zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit“ wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Es richtet sich an langzeitarbeitslose Men­schen, die gerne ins Berufsleben zurückkehren möchten. Oft scheitern die Bewerbungsbemühungen an den Lücken, die die Lebensläufe aufweisen. Um die Integration in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse auf dem ersten Arbeitsmarkt zu erreichen, steht ein Betriebsakquisiteur als Mittler zwischen Arbeitgeber und Bewerber. Nach Aufnahme der Beschäftigung werden die Teilnehmenden durch einen Coach begleitet und unterstützt. Bei Bedarf werden Qualifizierungen für teilnehmende Langzeitarbeitslose gefördert, um so mögliche Defizite auszugleichen. Anfangs erhalten Arbeitgeber Lohnkostenzuschüsse, die im Verlauf des Beschäftigungsverhältnisses abgeschmolzen werden. (epa)

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