Psychisch Erkrankte erkundeten mit der Caritas das Ruhrgebiet

Die Teilnehmenden, darunter auch zwei gehbehinderte Rollstuhlfahrer, konnten an allen Aktivitäten uneingeschränkt teilnehmen

Die beiden Caritasmitarbeitenden Sabine Gahlen und Gerd Schäfer (2. u. 3. v. r.) gemeinsam mit den Teilnehmenden der Ferienfreizeit im Planetarium Bochum. Bild: Caritas
Die beiden Caritasmitarbeitenden Sabine Gahlen und Gerd Schäfer (2. u. 3. v. r.) gemeinsam mit den Teilnehmenden der Ferienfreizeit im Planetarium Bochum. Bild: Caritas

Euskirchen – „Ruhrpott-Tour“ – unter diesem Motto stand jetzt eine fünftägige Ferienfreizeit der Tagesstätte für psychisch erkrankte Menschen der Caritas Euskirchen. Dabei wurde das Ziel ganz bewusst ausgewählt. „Bei den Vorbesprechungen mit unseren Gästen der Tagesstätte stellte sich heraus, dass viele einen direkten Bezug zu der Region haben, etwa weil sie dort geboren und aufgewachsen sind“, berichtet Caritas-Ergotherapeut Gerd Schäfer, der gemeinsam mit seiner Kollegin Sabine Gahlen – die ebenfalls ihre Wurzeln im „Pott“ hat – für die Tour verantwortlich war. Man beschloss, gemeinsam die Heimat „um die Ecke“ zu erkunden. „Dabei wurden wir mit vielen tollen Erlebnissen und Begegnungen belohnt und stellten fest, dass das Ruhrgebiet erstaunlich grün ist.“

Die Reise führte die achtköpfige Gruppe, sechs Klienten und zwei Caritasmitarbeitende, zunächst nach Bochum. In einem kleinen Hotel wurde für die Dauer der Tour Quartier bezogen. Von dort wurde in den folgenden Tagen das Ruhrgebiet intensiv erkundet.

Ausflüge führten die Gruppe zur Zeche Zollverein, auf den Essener Baldenysee, in den größten Binnenhafen Europas in Duisburg oder auch in das Bergbaumuseum und die Sternwarte in Bochum. Eine Fahrt mit der Wuppertaler Schwebebahn und der Besuch der Ausstellung „Wunder der Natur“ im Gasometer in Oberhausen rundeten das Reiseprogramm ab.

„Das Angebot von Ferienfreizeiten ist fester Bestandteil unserer Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. Sie bieten den Teilnehmenden die Möglichkeit selbst aktiv zu werden, sich zu bewegen und ihren Horizont zu erweitern“, erklärt Schäfer.

Die Teilnehmenden, darunter auch zwei gehbehinderte Rollstuhlfahrer, konnten an allen Aktivitäten uneingeschränkt teilnehmen. „Jeder der Mitreisenden hatte sich eigene kleine Ziele für die Tour gesetzt“, erzählt Schäfer. Etwa, sich in eine voll besetzte Bahn oder einen Bus zu setzen, ohne eine Angst- oder Panikattacke zu erleiden oder Ängste vor dunklen Räumen zu überwinden war solch ein Ziel. Oder auch: Rücksichtnahme auf die „Marotten“ der Anderen, Probleme beim Namen zu nennen und mit den Mitreisenden zu besprechen.

Denn anders als für die meisten Menschen, ist die Planung und Durchführung einer Reise oder Tour für psychisch erkrankte Menschen mit fast unüberwindbaren Hürden verbunden. „Hier spielen krankheitsbedingte Ängste und gesundheitliche Einschränkungen eine große Rolle“, so Schäfer.

Dabei sei gerade für seelisch behinderte beziehungsweise psychisch erkrankte Menschen eine solche Tour eine gute Gelegenheit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, aus ihrer Isolation heraus und in einem geschützten Rahmen mit nichterkrankten Menschen in Kontakt zu treten. „Außerdem haben auch psychisch erkrankte Menschen ein Recht auf Erholung“, betont Schäfer. Zumal dadurch häufig Krisen und krankheitsbedingte Krankenhausaufenthalte vermieden werden könnten.

Dass dieser Ansatz gelingt zeigen die Rückmeldungen der Teilnehmenden am Ende der Tour. „Dies war meine schönste Urlaubstour“ oder „Es war alles so leicht“, so lautete das Fazit bei den Mitfahrern und Mitfahrerinnen und auch ein „Beim nächsten Mal möchte ich wieder mit!“ war zu hören. (eB)

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