Neun Tonnen Lebensmittel in der Woche an Bedürftige

Tafel Bad Münstereifel unterstützt insgesamt fast 300 Familien – „Anpacker“ willkommen – ene-Unternehmensgruppe spendet 1000 Euro

Gutes tun und auch mal drüber reden, um die Idee zu verbreiten und andere zur Mithilfe zu motivieren, das wollen Willy Kirchartz (v.l.), 2. Vorsitzender Tafel Bad Münstereifel, Sandra Ehlen, Pressesprecherin ene-Unternehmensgruppe, und Hans-Detlef Mewes, 1. Vorsitzender Tafel Bad Münstereifel. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Gutes tun und auch mal drüber reden, um die Idee zu verbreiten und andere zur Mithilfe zu motivieren, das wollen Willy Kirchartz (v.l.), 2. Vorsitzender Tafel Bad Münstereifel, Sandra Ehlen, Pressesprecherin ene-Unternehmensgruppe, und Hans-Detlef Mewes, 1. Vorsitzender Tafel Bad Münstereifel. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Bad Münstereifel – 40 Stunden-Woche, dienstags und freitags oft Arbeitsbeginn um halb fünf Uhr morgens, um am Großmarkt noch etwas kostenlos zu ergattern, Verdienst: kein einziger Euro: Die beiden ehrenamtlichen Vorsitzenden der Tafel Bad Münstereifel, Hans-Detlef Mewes und Willy Kirchartz, sind echte „Anpacker“, um Bürger mit wenig Geld im Portemonnaie durch Lebensmittel, aber teilweise auch andere Dinge für den täglichen Bedarf zu unterstützen. Warum dieser Einsatz? „Weil viele Menschen diese Unterstützung brauchen und der Staat sich mittlerweile auf die Tafeln verlässt“, so Willy Kirchartz.

Die beiden Vorsitzenden der Tafel berichteten am vergangenen Montag offen über ihre Erfahrungen. Nicht jeder der 20 Mitarbeiter, die sich unentgeltlich um die etwa 160 Familien in Bad Münstereifel sowie 120 Familien außerhalb kümmern, muss ein solches Arbeitspensum schultern. Mewes: „Manche kommen einen Tag in der Woche für ein paar Stunden, andere zwei, drei oder vier Tage.“ Willkommen sei jede Hilfe, auch stundenweise, solange sie nur tatkräftig ist. Manche würden die Anstrengung unterschätzen, berichtet Kirchartz: „Fahrer heißt bei uns nicht, von A nach B zu fahren und zwischendurch zu warten.“ Die Tafel verteilt Lebensmittelspenden von diversen Läden, Herstellern, anderen, kooperierenden Tafeln oder Lebensmittelbanken, dazu müsse nicht nur teilweise bis etwa Dormagen gefahren, sondern eben auch auf- und abgeladen werden.

Die etwa sechs Tonnen Lebensmittel sowie drei Tonnen Milch, die wöchentlich an den Ausgabetagen (dienstags 12.30 bis 14 Uhr und freitags 13 bis 14.30 Uhr) weitergegen werden, müssen auch durchgesehen, sortiert oder bei Frischwaren auch teilweise aussortiert sowie in die abzugebenden Lebensmittelkisten im Wert von etwa 40 bis 70 Euro gepackt werden. Jeder, der einen Tafel-Ausweis hat (erhältlich bei der zuständigen Kommune) und damit eine gewisse Notwendigkeit an Unterstützung nachweist, kann für einen geringen Obolus die Lebensmittel bekommen.

Willy Kirchartz: „Das sind alles Lebensmittel in guter Qualität – Richtlinie unser Mitarbeiter ist, nur das herauszugeben, was sie auch selbst zuhause auf den Esstisch stellen würden.“ Das könnten auch abgelaufene, aber noch gute Lebensmittel sein, viele der ausgegebenen Waren seien aber auch laut Mindesthaltbarkeitsdatum noch haltbar – teilweise bis 2019, wie Kirchartz und Mewes bei einem Rundgang zeigten.

Ernsthafte Probleme mit ihren Kunden seien die absolute und seltene Ausnahme, wie Kirchartz sagte. Quer durch die Gesellschaft reiche das Personenspektrum, „vom Asylanten bis zum ehemaligen Rechtsanwalt, der nicht genug geklebt hat“. Auch bei ihnen gebe es einen überwiegenden Anteil an Asylanten, Geflüchteten und Migranten, es werde auf koscheres Essen für Muslime geachtet, soweit dies möglich ist. Aber es können eben nur die Lebensmittel abgegeben werden, die gespendet werden – wenn gerade etwa keine Butter oder kein Rindfleisch da sei, wäre das eben so. „Wir sind kein Lebensmittelgeschäft oder Vollsortimenter. Es fehlen oft auch Artikel für den Hygienebedarf wie Duschgel oder Waschmittel. So etwas bekommen wir hauptsächlich aus privaten Spenden.“

Dankbar seien sie für Unterstützung aller Art – sei es durch Anpacken, Sachspenden originalverpackter Lebensmittel oder anderen Dingen des alltäglichen Bedarfs oder auch Geldspenden, um etwa die 300 bis 500 Euro an monatlichem Spritgeld zu decken. Hoch erfreut waren Mewes und Kirchartz deshalb auch über den Besuch von Sandra Ehlen, Pressesprecherin der ene-Unternehmensgruppe, dem regionalen Energiedienstleister. Deren Mitarbeiter zücken nämlich jährlich ihre Geldbörse, um eine wohltätige Institution im Versorgungsgebiet zu fördern.

Sandra Ehlen: „Wir hatten ja schon die Kaller Tafel unterstützt und wissen, wie wichtig ihre Arbeit ist.“ Durch die „ene“ aufgestockt, konnte Ehlen so 1000 Euro an die Tafel Bad Münstereifel spenden. Auf die Frage, was sich Meves und Kirchartz noch wünschen würden, sagte Kirchartz: „Dass mehr Menschen, die es wirklich gebrauchen können, zur Tafel kommen würden. Es gibt gerade unter den älteren Generationen Menschen wie etwa die Witwe, die zwar ein Haus hat, aber kein Geld im Portemonnaie, Menschen, denen es unangenehm ist, unsere Unterstützung in Anspruch zu nehmen.“

Dabei laufe bei der Ausgabe alles anonym ab. Man könne sich sogar gegen einen geringen Betrag die Lebensmittel anliefern lassen. Wer sich für die Arbeit der Tafel Bad Münstereifel interessiert, kann das Team auch beim Jubiläumsfest zum zehnjährigen Bestehen kennenlernen. Das findet am Sonntag, 24. Juni, ab 10 Uhr im Kalkarer Blumengarten, Caesarstrasse 10 in Bad Münstereifel-Kalkar, statt. Wer am Frühstücksbuffet teilnehmen möchte, meldet sich bis zum 8. Juni unter Mobiltelefon 0 15 25-4 09 72 20 oder per E-Mail an tafel-bam@gmx.de an. Dort kann man sich auch etwa für Lebensmittelspenden oder Mithilfe melden. Die Adresse der Ausgabestelle der Tafel ist Mühlengasse 10 (über die Straße „Am Bloch“ erreichbar) in Bad Münstereifel Iversheim.

Eifeler Presse Agentur/epa

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