In Schleiden ist man jetzt jungen Talenten auf der Spur

Das Städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium in der Nationalparkstadt ist die erste Bildungseinrichtung im Kreis Euskirchen, die mit RWTH und FH Aachen im NRW Talentscouting-Programm kooperiert

Unterschrieben die Vereinbarung zum Talentscouting-Programm: Vera Richert (v.l.) von der FH Aachen, Schulleiter Georg Jöbkes und Yusuf Bayazit von der RWTH Aachen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Unterschrieben die Vereinbarung zum Talentscouting-Programm: Vera Richert (v.l.) von der FH Aachen, Schulleiter Georg Jöbkes und Yusuf Bayazit von der RWTH Aachen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden – Geschätzte 20.000 Studiengänge gibt es in Deutschland. Welcher G8-geplagte junge Mensch kann da bei seiner ohnehin schon knappen Zeit auch nur ansatzweise erahnen, für welchen davon er vielleicht ein besonderes Talent besitzt? Am Ende entscheidet man sich daher gern für das, was man zu kennen glaubt, aber nicht unbedingt für das, was den eigenen Neigungen am meisten entspricht. Am Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden möchte man die Absolventen nicht einfach orientierungslos von der Schule ins Leben entlassen, sondern ihnen auf diesem wichtigen Weg Hilfe an die Hand geben.  

Im neuen Talentscouting-Programm des Landes Nordrhein-Westfalen bekommen die leistungsstarken Schülerinnen und Schüler des JSG eine Chance mehr, den weiteren Bildungsweg erfolgreich zu bestreiten. Talentierte Schülerinnen und Schüler werden ab sofort durch einen Talentscout beraten und gefördert. Die Schule kooperiert dabei mit RWTH und FH Aachen. Es ist die erste Kooperation dieser Art im Kreis Euskirchen, die am 4.Juni 2018 vertraglich festgeschrieben wurde. Das Städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden trägt nun stolz die Plakette „NRW Schule im Talentscouting“.

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„Das Projekt ergänzt unser bisheriges Beratungsprogramm“, freut sich Schulleiter Georg Jöbkes. „Es unterstützt vor allem die Schüler, die das Potenzial zu einer akademischen Laufbahn, Fachhochschullaufbahn oder auch zu einer Laufbahn mit besonderem Anspruch haben.“ Im „Dschungel des Ausbildungswesens“ sei ein persönlicher Bezug zu einem solchen Scout, der einem den Weg weise, nicht zu unterschätzen. Jöbkes betonte, dass es den Talentscouts keinesfalls darum geht, Talente allein für die RWTH Aachen bzw. FH Aachen zu werben. Es werde vielmehr beratungsoffen auf die Schülerinnen und Schüler zugegangen, um deren Interessen herauszufiltern. Die ersten Gespräche hätten bereits stattgefunden und seien sehr konstruktiv gewesen.

Nachdem der Kooperationsvertrag unterschrieben war, stellten sich die Akteure sowie einige Schülerinnen und Schüler, die bereits im Programm mitmachen, zu einem Gruppenbild auf. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Nachdem der Kooperationsvertrag unterschrieben war, stellten sich die Akteure sowie einige Schülerinnen und Schüler, die bereits im Programm mitmachen, zu einem Gruppenbild auf. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Vera Richert von der FH Aachen, die mit Yusuf Bayazit von der RWTH Aachen das Projekt in der Region Aachen betreut, bedankte sich für das Vertrauen, dass das Städtische Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden dem Talentscouting-Programm entgegenbringe. Gleichzeitig stellte sie Daniela Möller von der FH Aachen als Talentscout für die Schule vor.

„Mein Anliegen ist es, die jungen Leute ehrlich und aufrichtig zu beraten“, berichtete Möller. Dafür komme sie einmal im Monat nach Schleiden, um sich mit jedem ihrer Schützlinge eine halbe Stunde lang zu unterhalten. Darüber hinaus habe sie mehrere Jahre – auch über das Abitur hinaus – die Möglichkeit, die Absolventen zu begleiten.

Das „Talentscouting“ sei eigentlich ein Ruhrgebietskind, berichtete Yusuf Bayazit: „Wir finden es sehr spannend, dieses Programm auf unsere Region zu übertragen und zu schauen, mit welchen Netzwerken vor Ort wir positive Bildungsimpulse für die Region schaffen können.“

Gerade die unabhängige Beratung durch eine dritte Instanz sei besonders wertvoll, berichtete Schulpflegschaftsvorsitzende Petra Meyer. Ohne Beratung würden die jungen Leute oft einfach nur das studieren, was gerade alle im Bekanntenkreis studierten und trauten sich nicht in die Nischen hinein.

„Mit den vielfältigen Angeboten, die es heutzutage auf dem Studiensektor gibt, sind die Beteiligten oft überfordert“, berichtete auch Martina Moersch von der Stadt Schleiden, die unter anderem für Schulwesen und Bildung verantwortlich ist. Eine professionelle Unterstützung sei daher Gold wert. Besonders die Stadt Schleiden als Schulträger habe Interesse daran, für unsere Kinder im ländlichen Raum die Bildungsperspektiven zu verbessern. Daher habe man gemeinsam mit der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH) 2014 auch einen Studienstandort in Schleiden begründet, an dem das komplette Studium hier vor Ort absolviert werden könne.

In Deutschland, so Yusuf Bayazit, entscheide oftmals nicht das Talent über den Bildungsweg, sondern der familiäre Hintergrund. Hier setze das NRW-Talentscouting an. Ein zentrales Ziel des Programms sei es, allen jungen Menschen gleiche Bildungschancen zu ermöglichen.

Talentierte Jugendliche sollten ermutigt werden, sich ein Studium oder eine Berufsausbildung zuzutrauen. Das nordrhein-westfälische Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) stelle dafür bis 2020 jährlich bis zu 6,4 Millionen Euro zur Verfügung. Derzeit seien in NRW 10.000 Talente und 300 Schulen in diesem Programm vertreten. Die Talentscouts würden vor ihrem Einsatz ein Jahr lang geschult.

Die ersten neun Schüler des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasiums Schleiden, die seit kurzem im Programm mitmachen, zeigten sich sehr zufrieden. Sie hatten bereits Workshops besucht, waren auf dem „Offenen Campus“ in Köln, wo sie bereits mit Dozenten und Studenten sprechen und sich beraten lassen konnten oder hatten beispielsweise erfahren, dass man auch Medizin studieren kann, ohne den Numerus clausus zu erfüllen. Eine Schülerin hatte sich sogar bereits durch das Talentscouting auf einen Studiengang festgelegt.

(epa)

 

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