Klettern macht am Johannes-Sturmius-Gymnasium Schleiden Schule

Im Sportunterricht gehen die Kinder die Wände hoch und lernen dabei Vertrauen, Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl – Hier geht es zum Video

Gleich acht bis zu 7,50 Meter hohe Kletterlinien von senkrecht bis überhängend in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stehen für die jungen Leute im Sportunterricht zur Verfügung. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Gleich acht bis zu 7,50 Meter hohe Kletterlinien von senkrecht bis überhängend in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stehen für die jungen Leute im Sportunterricht zur Verfügung. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden – In Schleiden dürfen Heranwachsende im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium auch einmal die Wände hochgehen – und die Schülerinnen und Schüler kommen dabei sogar hoch hinaus. Möglich macht dies eine echte schulische Attraktion, nämlich eine professionelle Kletterwand in der Dreifachsporthalle. Gleich acht bis zu 7,50 Meter hohe Kletterlinien von senkrecht bis überhängend in verschiedenen Schwierigkeitsgraden stehen für die jungen Leute im Sportunterricht zur Verfügung. Gefördert wird durch die Trendsportart Klettern, die sogar in Tokio 2020 erstmals bei den Olympischen Spielen vertreten sein wird, aber mehr als nur die körperliche Ertüchtigung. 

Sportlehrer Stephan Heer: „Es geht auch darum, dass die Schüler gegenseitig beim Sichern Verantwortung übernehmen lernen, außerdem werden Vertrauen und Selbstbewusstsein gestärkt.“ Das wirke sich positiv auch auf die Leistung in anderen Fächer aus und verbessere darüber hinaus das Gemeinschaftsgefühl.

Praktisch läuft der Sportkletterunterricht so ab: Ein Kletterer bewegt sich, nachdem er sich mit dem „Achterknoten“ am Klettergurt eingebunden hat, die Wand nach oben, während ein Sicherer mit einem speziellen Sicherungsgerät, dass die Handkraft verstärkt, das andere Ende des Kletterseils nachzieht und im Falle eines Sturzes festhält.

Soweit ist dies auch die übliche Vorgehensweise beim Klettern – weil am Johannes-Sturmius-Gymnasium aber die Sicherheit einen besonders hohen Stellenwert besitzt, gibt es eine Hintersicherung: Ein weiterer Schüler hält das Seil hinter dem Sicherer zusätzlich fest und sorgt damit für Redundanz. Selbst wenn also der Sicherer das Seil loslassen würde, wäre der Kletterer weiterhin geschützt.

Lars fühlt sich auch in 7,50 Meter Höhe über dem Boden noch so wohl, dass er die Fragen des Reporters beantworten kann. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Lars fühlt sich auch in 7,50 Meter Höhe über dem Boden noch so wohl, dass er die Fragen des Reporters beantworten kann. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Die Schülerinnen und Schüler sind von dem ungewöhnlichen Sportunterricht sichtlich begeistert. Lars ist auch in der Sektion Schleiden/Eifel des Deutschen Alpenvereins als Kletterer aktiv und freut sich, dass er sich ebenfalls in der Schulzeit an Klettergriffen die Arme langziehen kann: „Ich finde es gut, dass die Schule so etwas macht. Wir machen manchmal sogar Falltraining!“ Dabei lernen die Kletterer das richtige Sturzverhalten und die Sicherer, wie man einen Sturz sicher hält. „Ein wenig Mut braucht man schon dazu, aber es bringt auch Spaß“, berichtet Lars und grinst verwegen.

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Auch Julia beurteilt das Kletterangebot an der Schule als „total cool“. Anna-Lena findet sowohl die körperliche wie auch die psychische Herausforderung spannend: „Man muss gutes Vertrauen zu seinem Sicherer haben. Ich finde es sehr schön, wenn man sieht, wie hoch man schon geklettert ist und trotzdem das Vertrauen zum Sicherer bestehen bleibt.“

Klettern als Unterrichtsfach ist vom Lehrplan des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium nicht mehr wegzudenken. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Klettern als Unterrichtsfach ist vom Lehrplan des Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium nicht mehr wegzudenken. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Dabei war die Kletterwand wegen der hohen Erstellungskosten anfangs durchaus umstritten, wie Schulleiter Georg Jöbkes sagte: „Ich gehörte auch zu denen, die zuerst Bedenken hatten – wenn eine solche Investition kaum genutzt würde, wäre das sehr schade.“ Doch Sportlehrer hatten sich im Klettersport fortbilden lassen und Kollegium wie Schüler und Schulleiter sind mittlerweile restlos vom hohen Spaß- und Lernfaktor der Kletteranlage überzeugt. Jöbkes: „Das Kletterangebot in unserem Sportunterricht hat auch im Bereich des sozialen Lernens einen hohen Stellenwert.“ Die Schüler müssten sich eben beim Klettern 100-prozentig aufeinander verlassen können. Zudem lernten sie quasi nebenbei, dass es sich lohnt, sich anzustrengen, und dass das sogar Spaß machen kann – wer schweißgebadet nach einer schweren Kletterroute oben am Umlenker ankommt, hat eigentlich immer ein Lächeln auf dem Gesicht.

Sportlehrer Heer: „Wir gehen mittlerweile sogar einen Schritt weiter, um den Schülern auch ein sichtbares Zeichen ihrer Kompetenz zu geben: Sie können im Rahmen des Unterrichts nach einer kleinen Prüfung einen Kletterschein absolvieren.“ Vielleicht wird damit ja sogar die Grundlage für eine Karriere als Olympionike im Klettersport gelegt.

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