Mit leisen Tönen die Menschen bewegt

Der Londoner Künstler Dan Raza gastierte in der Gemünder Galerie Eifel Kunst – „Zu viel Politik ist für keinen gut“

Ein Mann, eine Gitarre, eine Mundharmonika – mehr brauchte es nicht, um das Publikum in der Galerie Eifel Kunst zu begeistern: Der Londoner Dan Raza trat in Gemünd auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ein Mann, eine Gitarre, eine Mundharmonika – mehr brauchte es nicht, um das Publikum in der Galerie Eifel Kunst zu begeistern: Der Londoner Dan Raza trat in Gemünd auf. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden-Gemünd – Während Medien im In- und Ausland feststellen müssen, dass wieder der Hitler-Gruß auf Straßen deutscher Städte gezeigt wird und die NATO ein Großmanöver mit der Beteiligung von fast 10.000 Bundeswehrsoldaten plant, singt ein junger Mann im urigen Gewölbekeller der Galerie Eifel Kunst von Freundschaft, Frieden und Freude. Wenn der Londoner mit halb indischen Wurzeln unverstärkt zur Gitarre greift, wäre in dem kleinen, aber feinen Gemünder Konzertort die sprichwörtliche Stecknadel zu hören, wenn sie denn fiele. Bis die letzten Töne eines jeden seiner Songs verklungen sind, ist das Publikum völlig gebannt von der mal rauen, mal sanften, mal gehauchten Stimme von Dan Raza, um dann in herzlichen Applaus auszubrechen.

Zwischendurch spielt er zur Gitarre noch Mundharmonika, stimmt zu fast jedem Song in „Open Tunings“ seine Gitarre um, begeistert mit Siebener- und Neuner-Akkorden und berührt mit einer ebenso bescheidenen Art wie künstlerischer Qualität und authentischer Persönlichkeit. Zwischen den Songs berichtet er von sich und der Welt, wechselt ein paar Worte mit der rührigen Galerie-Leiterin, Kulturschaffenden und dem Motor des Eifeler Bündnis gegen Rechts, Marita Rauchberger, um sich dann wieder ans Publikum zu wenden. „Wir haben im Vereinigten Königreich gerade ein großes Problem – das heißt Brexit. Ich will zeigen, dass nicht alle Briten verrückt sind und singe gleich den Brexit-Blues“, kündigte Raza an. Er sei gerade erst von einer längeren Tour in den USA zurückgekehrt und habe dort das gleiche Problem wie im Vereinigten Königreich gesehen: Viele Menschen fühlen sich abgehängt, zurückgelassen.

Der Gewölbekeller der Galerie Eifel Kunst ist beliebter Ort für Konzerte in besonderer Atmosphäre. Rechts hinten im BildMarita Rauchberger, Leiterin der Galerie Eifel Kunst. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Der Gewölbekeller der Galerie Eifel Kunst ist beliebter Ort für Konzerte in besonderer Atmosphäre. Rechts hinten im BildMarita Rauchberger, Leiterin der Galerie Eifel Kunst. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Und so singt sich Dan Raza in „You Can’t Smile At A Crocodile“ den Blues von der Seele, spricht von den Lügen, den dreckigen Lügen von Politikern, davon, dass man Ratten und Schlangen nicht trauen kann. Gleich darauf verlässt er den Pfad des ruhigen Protestes, der Brite kündigt stattdessen einen Song über die Sehnsucht des Herzens an, den der Weltenbummler in Bulgarien geschrieben hat: „Denn zu viel Politik ist für keinen gut.“ Es ist die Kraft der leisen Töne, mit denen Dan Raza das bunt gemischte Publikum im vollbesetzten Gewölbekeller der Galerie Eifel Kunst bewegt und dafür sorgt, dass die Zuhörer nach dem Konzert mit entspannten, glücklichen Gesichtern nach Hause gehen – und dennoch oder vielleicht gerade deshalb genug zum Nachdenken haben.

Manchmal wirkt Dan Raza wie ein Musiker, den man in einer U-Bahnstation in Berlin, Paris oder London mit warmen Songs vor kalt gefliesten Wänden treffen könnte, doch stand der Künstler bereits mit Größen wie Joan Armatrading und Alejandro Escovedo auf der Bühne, ist mit einem Song auf einer Webseite von Neil Young vertreten sowie für die „Indi Music Awards“ nominiert. Die jüngste CD seiner bislang drei eigenen Alben heißt „TWO“ und wird von der Presse und vielen Radiostationen hochgelobt.

Eifeler Presse Agentur/epa

 

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