Nur mal so gefragt: Florian Koltun

Florian Koltun ist auch der künstlerische Leiter der Kammermusikreihe „Montjoie Musicale“. Foto: privat
Florian Koltun ist auch der künstlerische Leiter der Kammermusikreihe „Montjoie Musicale“. Foto: privat

Florian Koltun, 31 Jahre, Pianist, Klavierpädagoge, Kulturmanager

Hobbys: Musik (ohne Grenzen), Sport, Reisen

Wenn Sie die Macht hätten, welchen Politiker würden Sie aus seinem Amt entfernen?

Ich bin jemand, der nicht gerne über andere Menschen urteilt, ohne vorher die Tätigkeit und Person kennen gelernt zu haben. Wir haben in Deutschland das Privileg, eine hohe Norm der Rechtsstaatlichkeit zu genießen, gerade wenn man viel durch die Welt kommt und andere Länder und Systeme kennenlernt. Niemand geht in die Politik, um mit seinen Entscheidungen vorsätzlich das Land zu schaden, sondern nach seinen Ideen im besten Willen zu gestalten und verändern. Da Politiker Menschen sind, entstehen hierbei auf langer Sicht auch Fehlentscheidungen. Auch wird heutzutage durch die mediale Hysterie im öffentlichen Raum zu schnell Meinungen gebildet, die keine stichhaltigen Argumente vorweisen können, sondern nur auf Launen und Gerüchten basieren. Daher hat finde ich es erst einmal lobenswert, wenn Menschen sich für die Gesellschaft einsetzten möchten und z.B. auch politisch aktiv werden. Falls diese entgegen unseren Gesetzten verlaufen, sollen Gerichte und dann in den nachfolgenden Wahlen die Wähler die Entscheidungen treffen die politische Landschaft zu gestalten bzw. zu verändern und Personen aus den Amt entfernen.

In welchem Land würden Sie gern leben, wenn Sie Deutschland verlassen müssten?

Da ich mit einer chinesischen Frau seit zehn Jahren verheiratet bin, habe ich natürlich auch in Fernost meine Perspektiven. Es ist immer wieder hochspannend, durch das riesige Land mit all seiner Vielfalt von Menschen, Natur, Kultur und Gastronomie zu reisen und kennenzulernen. Die Größe der Bevölkerung sorgt natürlich für Einschränkungen unserer westlichen Lebenskultur um ein System mit über 1,4 Milliarden Menschen zu organisieren und funktionieren zu lassen. Es ist aber ein Land mit wunderbaren Menschen, die Gastfreundlichkeit und Offenheit zeigen, welche mich sehr beeindruckt. Jedoch muss man das Land auch kennengelernt haben, um diese Eindrücke zu bekommen.

Worüber würden Sie gern mehr in der Zeitung lesen?

Lokales! Es ist eine unbeschreibliche Traurigkeit, dass die Tageszeitungen, gerade den Lokalbereich immer weiter kürzen. Gerade hier entsteht doch Lebensqualität durch das Aufzeigen von Vielfalt aller Art. Das ist auch der Hintergrund warum wir hauptsächlich im Ländlichen Raum Kultur anbieten und nicht in den Städten. Auf dem Land besteht eine enge Beziehung untereinander und der Wille etwas zu gestalten. In den Städten herrscht oft Anonymität. Daher bin ich sehr glücklich in Monschau und nicht in Aachen zu leben.

Wie alt möchten Sie werden?

Nicht zu Alt. Für mich ist es viel wichtiger, am Ende mit seinem Lebensentscheidungen zufrieden zu sein. Langfristig spielen hier finanzielle Gedanken weniger die Rolle. Vielmehr machen mich Projekte zufrieden, die glückliche Menschen mit meinen Entscheidungen erzielen. Kultur ist hier solch ein Feld, daher bin ich mit meiner Entscheidung in diesem Gebiet aktiv zu sein, sehr glücklich. Wenn in Mensch Dir das kostbarste auf der Welt, nämlich Zeit, zu Verfügung stellt und du daraus zwei Stunden etwas kreierst, wo die Person danach mit einem Strahlen nach Hause geht, dann hast du alles richtig gemacht.

Lebensmotto?

Ich habe 2: Respektiere denjenigen gegenüber, wie du auch von ihm respektiert werden möchtest.

Sei Weltoffen, dann ist die Welt auch offen zu Dir!

Familie ist für mich… der Ruhepool im Leben.

Wie gehen Sie mit Rückschlägen/Misserfolgen um?

Misserfolge zählen im künstlerischen Bereich zum Alltag. Sie sind aber künstlerisch notwendig um daraus zu wachsen. Gerade im Klavierbereich sind Wettbewerbe ein wichtiger Bestandteil der künstlerischen Entwicklung. Bei 100 Teilnehmern und nur drei Preisen wird das daher sehr schwer jedes Mal als Gewinner heraus zu gehen. Die Niederlagen formen einen Künstler und stärken seine Persönlichkeit, die für die individuelle Interpretation und Ausdrucksfähigkeit wichtig ist. Aber auch der Ehrgeiz, der für den Erfolg wichtig ist wächst hieraus. Im Kulturbereich sind Misserfolge ebenfalls die besten Lehrer, die Entscheidungen für die Zukunft prägen. Ich hatte das Glück, manche Entscheidungen schon sehr früh durchlebt zu haben, die mich dann finanziell nicht getroffen hat und so die Projekte erst erfolgreich gemacht haben.

Was hilft Ihnen am besten bei einem Stimmungstief?

Durch 130 Konzerte im Jahr, die wir selber durch die Konzertdirektion Koltun veranstalten, ist die Zeit leider begrenzt künstlerisch als Musiker tätig zu sein. Daher war und ist bis heute Klavierspiel meine beste Therapie, um mental wieder nach oben zu kommen.

Lieblingsgetränk/Lieblingsspeise?

Die gesamte chinesische Küche, es kann auch scharf sein,

Lieber Buch oder E-Book?

Buch, jedoch bin ich sehr oft im Auto unterwegs, daher bin ich der Radio-Mensch der auch gerne Hörbücher bevorzugt.

Ohne Smartphone… wäre das heutige Leben weitaus komplizierter

Welcher Mensch hat Ihr Leben am meisten verändert?

Als Musiker hat mich J. S. Bach seit meiner Kindheit fasziniert. Mit seiner Musik hat er eine fast unheimliche Ehrlichkeit erschaffen, die mich jedes Mal demütig wirken lässt. Ich bin zwar nicht wirklich religiös, jedoch bekomme ich bei J. S. Bach das Gefühl, dass etwas Übermenschliches mich berührt. Daher liebe ich seine Musik so. Aber auch Beethoven oder Brahms sind Persönlichkeiten, wo ich mich emotional wiederfinde. Ich würde Veränderung eines Menschen aber nicht an einzelne Persönlichkeiten festmachen. Vielmehr sind es unterschiedliche Aspekte. So hat mich Monschau mit seiner Atmosphäre so beeindruckt, dass es mein Mittelpunkt im Leben geworden ist.

Welche positiven/negativen Eigenschaften lieben/hassen Sie am meisten an sich?

In unserem Beruf sind wir in unterschiedlichen Bereichen gleichzeitig tätig. Ich muss parallel z.B. das Konzertprogramm vorbereiten, welches ich als Pianist vortragen werde. Im gleichen Moment werden aber Förderanträge und Marketing-Strategien verlangt, die eine Konzertreihe realisieren lassen. Und zur guter jetzt beschäftige ich mich mit Problemen der Schüler, die mental sich stärken müssen. Das fordert eine Kombinierbarkeit im Kopf voraus, welche in Stresssituationen bestehen muss. Mir macht das unglaublich Spaß, es geht aber manchmal auf die Körperliche Verfassung, d.h. Nach einem Festival von acht Tagen mit jeweils drei Stunden Schlaf, braucht man ab und an auch Urlaub. Trotzdem würde ich meinen jetzigen Beruf, der Pianist, Lehrer und Manager kombiniert, nicht weggeben.

Ein Gedanke zu „Nur mal so gefragt: Florian Koltun“

  1. Florian Koltun ist nicht nur ein begnadeter Pianist und erfolgreicher Konzertmanager, sondern inzwischen auch ein sympathischer Botschafter der Stadt Monschau bzw. seiner Region.
    Georg Kremer, Eupen (B)

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