Was tun, wenn die Wildschweine wüten

Vertreter der Stadt Schleiden thematisiert die tierischen Schäden auf privaten Grundstücken mit Experten

Suchen Lösungen für Wildschweinschäden: Jagdpächter Walter Schell (v.l.), Markus Wunsch von der Landesforstverwaltung/Forstbetriebsbezirk Gemünd), Ingo Pfennings, Bürgermeister Stadt Schleiden, Eberhard Toporowsky, Vorsitzender des Gemeinschaftlichen Jagdbezirks Gemünd-Malsbenden, Martina Moersch, Leiterin Ordnungsamt Stadt Schleiden, Petra Reder, Sachbearbeiterin Wildschäden Stadt Schleiden und Wildschadenschätzer Helmut Kirch. Foto: Kerstin Wielspütz/Stadt Schleiden
Suchen Lösungen für Wildschweinschäden: Jagdpächter Walter Schell (v.l.), Markus Wunsch von der Landesforstverwaltung/Forstbetriebsbezirk Gemünd), Ingo Pfennings, Bürgermeister Stadt Schleiden, Eberhard Toporowsky, Vorsitzender des Gemeinschaftlichen Jagdbezirks Gemünd-Malsbenden, Martina Moersch, Leiterin Ordnungsamt Stadt Schleiden, Petra Reder, Sachbearbeiterin Wildschäden Stadt Schleiden und Wildschadenschätzer Helmut Kirch. Foto: Kerstin Wielspütz/Stadt Schleiden

Schleiden – Auch im Stadtgebiet Schleiden kommt es immer wieder zu starken Schäden auf privaten Grundstücken durch Wildschweine: Besonders die Grundstückseigentümer der beiden Wohngebiete „Malsbenden“ und „Salzberg“ seien derzeit von Wildschweinschäden in Gärten, Beeten oder auf Rasenflächen betroffen, wie die Stadtverwaltung der Nationalparkhauptstadt jetzt mitteilt. Da in Wohngebieten nicht gejagt werden darf, besteht auch keine Ersatzpflicht durch Jagdgenossenschaften oder Jagdpächter. Deshalb sucht die Stadtverwaltung Möglichkeiten, Schäden zumindest zu reduzieren und betroffenen Bürgerinnen und Bürger zu helfen.

Allerdings sei die Problematik nicht nur auf kommunaler Ebene lösbar. Deshalb lud Bürgermeister Ingo Pfennings, Bürgermeister Stadt Schleiden, jetzt den Vorsitzender des Gemeinschaftlichen Jagdbezirks Gemünd-Malsbenden, Eberhard Toporowsky, Jagdpächter Walter Schell, Wildschadenschätzer Helmut Kirch und Markus Wunsch  von der Landesforstverwaltung NRW/Forstbetriebsbezirk Gemünd ein, um mögliche Lösungen zu diskutieren.

Pfennings: „Derzeit bleibt den Betroffenen leider nur, sich selbst vor den Tieren zu schützen, etwa standhafte Elektro-Zäune zu errichten, auf Komposthaufen im Garten zu verzichten oder die Tiere mit unangenehmen Geschmack mittels sogenanntem Wildrepell oder Gerüchen, beispielsweise durch Auslegen von »WC-Steinen«, zu abzuhalten.“ Auch im Boden eingelassene Baustahlmatten, die Wildschweine nicht überschreiten, oder bestimmte akustische oder optische Signale könnten helfen.“

Das Problem der großen Anzahl von Wildschweinen liege nicht an einer mangelnden Bejagung, die Abschusszahlen seien sogar um ein Vielfaches höher als in den vergangenen Jahren. Vielmehr stiegen die Wildschweinpopulation durch großes Nahrungsangebot in der Landwirtschaft, die vergleichsweise milden Winter, Gartenabfälle und häufigere Baummasten in Wäldern sogar stetig an. Der hohe Stickstoffgehalt in der Luft, der sich wie Dünger auf den Baumwuchs auswirkt, sorge zudem mit dem Klimawandel dafür, dass Bäume besser wachsen und mehr Samen und Früchte ausbilden. Das ergebe eine ideale Nahrungsgrundlage für die Wildschweine, die dann gut gesättigt sind, schneller wachsen und früher geschlechtsreif werden.

Der mächtigste natürliche Gegenspieler sei das Wetter. Speziell bei niedrigen Temperaturen im Frühjahr kommt es regelmäßig zu Populationsrückgängen. Zuletzt konnte das nach dem eisigen Frühjahr 2012 beobachtet werden.

Zusätzlich zu den Waldfrüchten benötigen die Tiere Eiweiß, vor allem in Form von Larven, Käfern und Engerlingen. Auf der Suche danach zieht es die Wildschweine aus dem Wald hinaus in die Wiesen und Gärten. Zudem führen Waldschäden, wie etwa der Borkenkäferbefall, zur Abholzung von Waldflächen, dies wiederum fördert die Bildung von Dickicht, in dem sich Wildschweine besonders wohl fühlen. Eine Bejagung im Dickicht sei aber nahezu unmöglich. Maßnahmen wie gezielte Ablenkfütterungen, Vertreibungs-Aktionen oder Lebendfallen sind entweder verboten oder auf längere Sicht wirkungslos.

Außerdem haben die Wildschweine teilweise die Scheu vor dem Menschen verloren und fühlen sich mittlerweile auch sehr nah an den urbanen Zonen, beispielsweise in dem Waldstreifen zwischen „Salzberg“, „Urftseestraße“ und am „Am Pättchen“, wie zu Hause. Aufgrund der nahen Bebauung ist gerade in diesen Zonen ist eine Bejagung kaum möglich und selbst ein Vertreiben nur schwer zu praktizieren.

Die Beteiligten waren sich einig, dass alle im Rahmen des geltenden Rechts denkbaren Maßnahmen angewandt werden müssen, das Problem jedoch nur breit angelegt zu lösen sei. Eine wirkungsvolle Alternative zur Reduzierung von Wildschweinen stellt beispielsweise der Fang von ganzen Familienverbänden dar. Er wird bislang in einigen wenigen Landkreisen in Bayern angewandt und habe sich dort bewährt. In Nordrhein-Westfalen gibt es bislang noch keine genehmigten Fanganlagen.

Pfennings: „Ich sehe es als erforderlich an, auch auf der Ebene des nordrheinwestfälischen Umweltministeriums nach Lösungen zu suchen und werde daher entsprechende Kontakte herstellen. Eine zufriedenstellende Lösung werden wir nur in der Zusammenarbeit aus Jagdausübungsberechtigten und -genossenschaften, Landwirtschaft, Forstverwaltung und der Bevölkerung erzielen können.“ (epa)

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