Ein Hobbit zum Geburtstag

Mit Video Theater-AG an der Städtischen Realschule Schleiden feiert 2020 sein zehnjähriges Bestehen – Schülerinnen und Schüler proben ein abendfüllendes Stück ein – Skurrile Inszenierung eines Literaturklassikers

Für den 10. Geburtstag der Theater-AG, der im Sommer gefeiert werden soll, proben die jungen Leute bereits jetzt mit ihren beiden Lehrern Cindy Buchholz und Michael Blum das skurrile Stück „Party mit Hobbit“ ein. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Für den 10. Geburtstag der Theater-AG, der im Sommer gefeiert werden soll, proben die jungen Leute bereits jetzt mit ihren beiden Lehrern Cindy Buchholz und Michael Blum das skurrile Stück „Party mit Hobbit“ ein. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Schleiden – 2020 wird die Theater AG an der Städtischen Realschule Schleiden zehn Jahre alt. Aus diesem Grund laufen die Vorbereitungen für ein abendfüllendes Theaterereignis derzeit bereits auf Hochtouren. Ausgesucht haben sich die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler – im Schnitt sind es 15 Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 16 Jahre – ein ganz besonderes Stück: „Party mit Hobbit“. Dabei handelt es sich genaugenommen um ein Stück im Stück: Eine Theater AG trifft sich zu einem gemütlichen Videoabend. Man möchte sich einen Hobbit-Film anschauen. Doch leider sind die ausgeliehenen DVD-Schachteln alle leer. Nachdem zunächst alle recht enttäuscht sind, hat jemand die Idee, die Geschichte rund um Tolkiens Hobbit Bilbo Beutlin einfach nachzuspielen. Schließlich ist man ja eine Theater-AG.

„Da wir keine teuren Requisiten für die Inszenierung nehmen können, nutzen wir Haushaltsgegenstände und alles, was sich so anbietet“, berichtet Deutsch- und Erdkundelehrerin Cindy Buchholz, die die Theater AG gemeinsam mit ihrem Kollegen Michael Blum (Mathematik und Sport) leitet. „Eine Drachenszene wird ausschließlich etwa mit Legosteinen nachgestellt“, so Buchholz. Das Stück lebe von dem skurrilen Einfall, einen großen Literaturklassiker mit ganz simplen Alltagsgegenständen nachzuspielen.

Einmal in der Woche treffen sich die jungen Leute in der Aula der Schule, wo eine große Bühne mit entsprechender Bühnenbeleuchtung zur Verfügung steht. Bei der Theaterprobe ist besonders die eigene Phantasie gefragt. Mit einer Wollmütze wird man zum Zwerg, ein Couchtisch wird zur Eingangstür einer Höhle, auf mit Wasser gefüllten Malzbierflaschen wird ein Zwergenlied gespielt. Vor allem aber ist es der rasche Wechsel zwischen unterschiedlichen Sprechweisen, die mitten aus der Lebenswirklichkeit der gespielten Theater-AG die Hobbitwelt hervorrufen.

Die beiden Lehrer an der Städtischen Realschule in Schleiden, Cindy Buchholz und Michael Blum, haben bis zur Premiere des neuen Theaterstücks noch manch anstrengende Probe vor sich. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die beiden Lehrer an der Städtischen Realschule in Schleiden, Cindy Buchholz und Michael Blum, haben bis zur Premiere des neuen Theaterstücks noch manch anstrengende Probe vor sich. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Für die beiden Leiter der Theater-AG ist es da oft nicht einfach, den Überblick zu behalten. Denn gewissermaßen haben sie es hier mit gleich drei Handlungsebenen zu tun. Mit den Schülerinnen und Schülern der AG, die wiederum Schülerinnen und Schüler der AG im Theaterstück darstellen, welche wiederum versuchen, die Hobbitgeschichte nachzuspielen. Aber gerade von diesen unvorhergesehenen Brechungen lebt das Stück.

Das Theaterspielen grundsätzlich jedem jungen Menschen guttut, davon ist Cindy Buchholz überzeugt: „Denn sie erleben sich in der Theaterarbeit oft neu und erfahren, was sie alles können.“ Auch schüchternen Schülern falle es relativ leicht, in eine andere Rolle zu schlüpfen und etwas anderes darzustellen: „Die Entwicklung der Schüler, wenn sie ein ganzes Jahr bei der Stange bleiben und ihre Rolle erlernen, wenn sie dranbleiben und schließlich Biss zeigen, ist enorm. Sie machen deutliche Entwicklungssprünge und melden sich auch im Unterricht öfter, weil sie merken, dass sie sich nicht verstecken müssen. Für uns als Lehrer ist das ein ganz tolles Erlebnis.“

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Die Schülerinnen und Schüler selbst sind vom Theaterspielen ebenso begeistert. „Ich mache bei der Theater-AG mit, weil ich finde, dass Theaterspielen einfach mein Ding ist“, sagt beispielswiese Louis recht selbstbewusst. Er versetze sich gern in andere Rollen und spiele auch gern andere Personen. „Für mich ist das so, als würde ich mal von mir selbst abschalten und einfach mal jemand anderes sein“, sagt er.

Denise ist bereits im dritten Jahr dabei. Theaterspielen gehört für sie einfach zum Leben dazu. Bevor sie zur Theater-AG kam, spielte sie bereits in einem Verein. „Ich spiele Theater, weil ich es einfach liebe, andere Charaktere zu spielen oder sie selbst zu erfinden, und dadurch andere Gedankengänge zu bekommen.“

Jennifer ist das Theaterküken der Gruppe. Eigentlich muss man mindestens in der siebten Klasse sein, um an der AG teilzunehmen. Doch Jennifer ist erst in der fünften. Sie hat aber von sich aus bei der Theater-AG angeklopft und gefragt, ob sie nicht mitmachen dürfe. „Bei so viel Engagement konnten wir nicht nein sagen“, freut sich Michael Blum, „also haben wir sie aufgenommen.“

Bei der Probe müssen die jungen Leute äußerst konzentriert sein. Das Spiel auf verschiedenen Ebenen ist kompliziert. Gleichzeitig muss mit wenig Andeutungen und Requisiten auch die Phantasie beim Zuschauer entzündet werden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Bei der Probe müssen die jungen Leute äußerst konzentriert sein. Das Spiel auf verschiedenen Ebenen ist kompliziert. Gleichzeitig muss mit wenig Andeutungen und Requisiten auch die Phantasie beim Zuschauer entzündet werden. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Jennifer selbst berichtet: „Ich wollte Theaterspielen, weil ich das schon in der Grundschule öfter gemacht habe und mir das großen Spaß bringt. Ich hatte davon gehört, dass die Theater AG an der Realschule so toll sein soll. Am Tag der offenen Tür habe ich mir dann ein Stück angesehen, und es hat mir gut gefallen.“

„Die erste Szene im Hobbit-Stück sitzt bereits recht gut“, berichtet Michael Blum. „Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Normalerweise sind unsere Stücke nicht länger als eine Stunde. Diesmal sollen es aber eineinhalb werden.“

„Zwischendurch fragt man sich schon manchmal, ob die Schüler ihre Texte irgendwann beherrschen werden“, so Cindy Buchholz. Aber die Erfahrung lehre, dass die jungen Leute spätestens am Tag der Aufführung über sich selbst hinauswüchsen. (epa)

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