Nach der Flut: Wie geht es weiter bei der KSK Euskirchen?

Vorstand und Mitarbeiter des regionalen Kreditinstituts erlebten die Schreckensnacht auf unterschiedliche Weise, im Krisenstab, als Betroffene oder im Hilfseinsatz – Wiederherstellung der sechs zerstörten BeratungsCenter kann bis zu zwölf Monate dauern

Der KSK-Vorstand, Holger Glück (v.l.), Udo Becker und Wolfgang Krüger, informierten über die derzeitige Lage bei der Kreissparkasse Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Der KSK-Vorstand, Holger Glück (v.l.), Udo Becker und Wolfgang Krüger, informierten über die derzeitige Lage bei der Kreissparkasse Euskirchen. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen – Auch Monate nach der Flutkatstrophe im Kreis Euskirchen ist man bei der Kreissparkasse Euskirchen (KSK) noch immer mit den Auswirkungen der Schreckensnacht beschäftigt. „Viele unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren und sind sehr schwer betroffen von dieser Katastrophe“, berichtet Udo Becker, Vorstandsvorsitzender KSK. „Sechs unserer Beratungscenter sind massiv zerstört worden. Nicht jeder Mitarbeiter konnte am Tag danach an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.“ Diese Erfahrung habe er auch persönlich machen müssen. Doch neben der eigenen Betroffenheit sei es darum gegangen, rasch Strukturen zu schaffen, Soforthilfen zu organisieren und die Bargeldversorgung sicherzustellen.

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„Wir haben uns direkt am Morgen nach der Flut im Krisenstab getroffen und beschlossen, dass wir jetzt unbürokratisch und schnell ein Kreditprogramm auflegen müssen“, berichtet KSK-Vorstandsmitglied Holger Glück. Die Umsetzung sei bereits bis Mitte der darauffolgenden Woche erfolgt. Bis heute sei dieses Programm fast 1000 Mal in Anspruch genommen worden. „Wir haben so ungefähr 30 Millionen Euro für die Kunden bereitgestellt“, so Glück. Darüber hinaus habe die KSK 250.000 Euro an Soforthilfe gespendet. Das Geld sei an die betroffenen Kommunen bzw. deren Bürgerstiftungen gegangen. Derzeit leiste man vor allem Beratungsarbeit, damit die von der Flut betroffenen Kunden in den Genuss der Wiederaufbauhilfe kämen. „Zur Unterstützung haben wir auch Mitarbeiter im Vorruhestand oder frisch Pensionierte rekrutiert“, so Glück.

„Wir danken besonders der Sparkasse Köln/Bonn, die uns eine mobile Filiale zur Verfügung stellt, die tagsüber auf dem Parkplatz der Firma Möbel Brucker in Kall anzutreffen ist“, betont KSK-Vorstandsmitglied Wolfgang Krüger. Dank gehe dabei auch an Geschäftsführer Andreas Brucker, der dies ermögliche. Zusätzlich unterstützen zurzeit noch fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sparkasse Köln/Bonn bei der KSK Euskirchen. Allein im S-DialogCenter seien nach der Flut die Anrufe von durchschnittlich 700 am Tag auf das Doppelte angewachsen. „In Bad Münstereifel und Schleiden haben wir mobile Geldautomaten aufgestellt. Und mit der VR-Bank Nordeifel gibt es darüber hinaus eine Kooperation, so dass Kunden beider Banken wechselseitig an den Geldautomaten der Kreditinstitute in Gemünd, Kall, Dahlem, Schmidtheim, Nettersheim und Marmagen gebührenfrei Geld abheben können“, so Krüger. Eine ähnliche Kooperation gebe es mit der Volksbank Euskirchen für die Geldautomaten in Euskirchen und Bad Münstereifel. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die derzeit in den zerstörten BeratungsCentern (BC) nicht arbeiten konnten, wurden auf andere BCs verteilt und stehen dort jetzt den Kunden für Gespräche zur Verfügung.

Die beiden Sparekassenmitarbeiter Volker Harwarth (links) und Andreas Meyer erlebten die Flutkatastrophe auf recht unterschiedliche Weise. Bild/Montage: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Die beiden Sparekassenmitarbeiter Volker Harwarth (links) und Andreas Meyer erlebten die Flutkatastrophe auf recht unterschiedliche Weise. Bild/Montage: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

Wie unterschiedlich die Sparkassenmitarbeiter von der Flut betroffen waren, lässt sich an Volker Harwarth und Andreas Meyer erkennen. „Bis 15.30 Uhr hatte ich einen ganz normalen Arbeitstag, dann ging der Feuerwehrpiepser aufgrund eines Hochwasserschadens. Ich habe dann noch rasch zwei, drei wichtige Dinge erledigt und mich von meinem Chef verabschiedet“, erinnert sich Volker Harwarth vom KSK-Vertriebsmanagement. Er sei nur einer von mehreren Feuerwehrleuten bei der KSK gewesen, die zum Dienst ausrückten.

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Der erste Einsatz führte ihn zu einer hochgelegenen Straße von Arloff-Kirspenich. „Als wir dort bemerkten, dass das Wasser über ein Feld durch eine Mauer in ein Haus lief, dachten wir zunächst, das könne noch ein langer Abend werden.“ Doch aus dem langen Abend sei dann ein fast zweiwöchiger Einsatz an den verschiedensten Katastrophenorten geworden.

Da es nicht möglich gewesen sei, seinen Arbeitgeber zu erreichen, Festanschluss und Smartphone funktionierten nicht, machte er sich nach eineinhalb Tagen, an denen er bereits unabgemeldet für die Feuerwehr im Einsatz war, auf den Weg nach Euskirchen, wo sein Vorgesetzter ihn nur mit großen Augen angesehen und gesagt habe: „Volker, was machst du hier? Ich weiß Bescheid, fahr wieder!“

Also ging der Einsatz weiter. Nach eineinhalb Wochen habe sich für ihn als Büromensch die körperliche Arbeit stark bemerkbar gemacht, zumal er fast die ganze Zeit über im Wasser gestanden habe. „Darüber hinaus haben wir als Feuerwehrleute Bilder gesehen, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden“, so Harwarth.

Dass er selbst vor Ort helfen konnte, verdanke er jedoch vor allem seinen Kolleginnen und Kollegen, die während seiner Abwesenheit seine Arbeit in der Kreissparkasse für ihn erledigt und dafür Überstunden in Kauf genommen hätten. Darüber hinaus seien viele von ihnen selbst immer wieder im Einsatz gewesen, um Nachbarn, Freunden oder anderen Kollegen zu helfen sowie die sechs überfluteten Beratungscenter der KSK auszuräumen.

„Der Vorstand hat alle von der Flut betroffenen Mitarbeiter nach Kräften unterstützt und auch uns Feuerwehrleute freie Hand gelassen. Wer betroffen war oder wer einfach nur helfen wollte, wurde ebenso vom Dienst freigestellt. Es wurden auch gänzlich unbürokratisch Bautrockner zur Verfügung gestellt. Und wer ein Fahrzeug brauchte, der konnte sich eines von der KSK ausleihen“, so Harwarth.

Das konnte Andreas Meyer, Kundenberater S-FirmenCenter, nur bestätigen, der den Katastrophentag zunächst nur telefonisch in Österreich erlebte und sich dort um seine Mutter, seine Angehörigen und seine Freunde sorgte. Als dann auch noch die Verbindung ins Schleidener Tal abbrach, versorgte er sich vor Ort mit Werkzeug und Maschinen und trat die Heimreise an. „Wir waren noch nicht lange mit dem Aufräumen beschäftigt, da klingelte mein Handy und die Leiterin der Personalabteilung Anke Titz war am Telefon und fragte mich, was ich brauche“, erinnert sich Meyer. Was er am meisten benötigte, sei Zeit gewesen, und die habe er auch sogleich bekommen. Darüber hinaus stellte die KSK ihm aber auch noch ein Auto zur Verfügung, da seines von den Fluten weggeschwemmt worden war. „In den folgenden Wochen habe ich noch ganz viel Unterstützung von der KSK erhalten, es gab Zeitgutschriften, einen Soforthilfekredit und viele meiner Kolleginnen und Kollegen haben mir beim Aufräumen und Saubermachen geholfen.“

Aber wie geht es jetzt bei der KSK Euskirchen weiter? „An den von der Flut zerstörten Gebäuden sind massive Schäden entstanden“, berichtet Udo Becker. Neben den Versicherungsleistungen brauche man vor allem viel Zeit. „Wir kalkulieren so ungefähr mit zehn bis zwölf Monaten bis wieder von einem Normalbetrieb die Rede sein kann“, so Becker weiter. Derzeit arbeite man mit Hochdruck an Lösungen.

Die Flutkatastrophe habe allen deutlich vor Augen geführt, dass im Leben nichts selbstverständlich und sicher sei, und sie habe vor die Frage gestellt, was eigentlich für jeden Menschen das Wichtigste sei. „Sie hat uns somit ein Stück Demut zurückgegeben, aber auch gezeigt, dass Menschen in der Krise zusammenhalten. Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Verlässlichkeit, das alles hat in den vergangenen Wochen wieder deutlich an Bedeutung gewonnen“, so Becker, der an das Verständnis der Kunden appellierte, sollte derzeit noch nicht alles so reibungslos laufen, wie man es von der KSK in normalen Zeiten gewohnt sei.

 

Eifeler Presse Agentur/epa

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