NEW-„Bügelprofi“ bezieht eigenes Gebäude

Zwölf Menschen mit Handicap und fünf hauptamtliche Mitarbeiter waschen, mangeln, bügeln und falten für bis zu 40 Kunden täglich – Mit Video

Das Team des „Bügelprofi“ unter der Führung von Anne-Gret Krämer (r.) besteht hauptsächlich aus Menschen mit Handicap. Georg Richerzhagen (l.), NEW-Geschäftsführer und Achim Sassmann (Mitte), NEW-Geschäftsfeldleiter, freuten sich über den Umzug in ein eigenes Gebäude, da die Beschäftigten dadurch ein verbessertes Arbeitsumfeld bekommen haben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Das Team des „Bügelprofi“ unter der Führung von Anne-Gret Krämer (r.) besteht hauptsächlich aus Menschen mit Handicap. Georg Richerzhagen (l.), NEW-Geschäftsführer und Achim Sassmann (Mitte), NEW-Geschäftsfeldleiter, freuten sich über den Umzug in ein eigenes Gebäude, da die Beschäftigten dadurch ein verbessertes Arbeitsumfeld bekommen haben. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Euskirchen – Dreieinhalb Jahre lang hat der „Bügelprofi“ im Hit-Markt an der Georgstraße in Euskirchen nicht nur Wäsche, sondern auch Vorurteile gegenüber Menschen mit Handicap in die Mangel genommen. Offensichtlich recht erfolgreich, denn die Beschäftigten der Nordeifelwerkstätten (NEW) konnten jetzt ein eigenes Gebäude beziehen. Direkt in der Nähe, an der Georgstraße 30, wurde die ehemalige Apotheke für diesen Zweck komplett umgebaut, die Zwischenwände herausgenommen und ein neuer Fußboden verlegt.

„Wir freuen uns, dass wir mit dem Umzug in ein eigenes Gebäude die Arbeitsbedingungen für Menschen mit Behinderung noch einmal deutlich verbessern konnten“, berichtete NEW-Geschäftsführer Georg Richerzhagen jetzt. Ein zusätzlicher Effekt aufgrund des eigenständigen Gebäudes sei die verstärkte öffentliche Wahrnehmung. Richerzhagen betonte darüber hinaus, dass man die Beschäftigten in die Entscheidung über einen Umzug von Anfang an mit eingebunden habe.

Mit Heißluft werden hier Hemden in Form gebracht. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa
Mit Heißluft werden hier Hemden in Form gebracht. Bild: Michael Thalken/Eifeler Presse Agentur/epa

„Unsere Beschäftigten waren sofort begeistert, in dieses helle, freundliche Gebäude mit eigenem Sozialraum und Toilettenbereich umzuziehen“, sagte die Leiterin des „Bügelprofi“, Anne-Gret Krämer, die nicht nur Hauswirtschaftsmeisterin ist, sondern auch ausgebildete Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung und fortgebildet in Gebärdensprache. Denn unter den zwölf Beschäftigten, die hier zusammen mit fünf Hauptamtlichen arbeiten, sind auch einige Gehörlose.

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„Das heißt allerdings nicht, dass wir nicht gerne im Hit-Markt gearbeitet haben“, fügte NEW-Geschäftsfeldleiter Achim Sassmann hinzu. „Im Gegenteil, die Zusammenarbeit mit den Marktmitarbeiterinnen und -mitarbeitern lief hervorragend und unsere Beschäftigten fühlten sich dort sehr wertgeschätzt.“ Aber die Räumlichkeiten dort waren etwas verwinkelt, lagen im Innenteil des Gebäudes und verfügten somit über keine Fenster nach draußen, so dass der Umzug in die ehemalige Apotheke eine deutliche räumliche Verbesserung dargestellt habe. Denn gerade im Sommer sei es an den heißen Geräten ohne die Möglichkeit, Fenster zu öffnen, schnell zu warm geworden. Zudem seien die Beschäftigten jetzt für die Kunden wesentlich sichtbarer, ergänzte Richerzhagen, ein für die NEW wichtiges Anliegen im Sinne der Inklusion.

Beim Bügelprofi werden viele Arbeiten gemeinschaftlich erledigt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Beim Bügelprofi werden viele Arbeiten gemeinschaftlich erledigt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Der Umzug selbst sei sehr sportlich gewesen. Da der Fußboden erneuert werden musste, habe es eine Verzögerung von vier Wochen gegeben. „Wir sind dann am 23. Dezember, einen Tag vor Heilig Abend, mit unserer letzten Wäschekiste aus dem Hit-Markt ausgezogen und haben in der Zeit zwischen den Jahren in den neuen Räumlichkeiten alles aufgebaut, so dass wir pünktlich im neuen Jahr eröffnen konnten“, so Sassmann.

Als die Wäscherei und Heißmangel vor vielen Jahren am NEW-Werkstattstandort in Ülpenich startete, arbeitete man überwiegend für große Unternehmen wie beispielsweise Hotels und Pensionen. Doch das hat sich mittlerweile geändert. „Unsere Kunden sind hauptsächlich Privatkunden“, berichtete Anne-Gret Krämer. Und dafür habe man sich bewusst entschieden, denn man suche den Kontakt zu den Menschen und möchte öffentlich wahrgenommen werden. Auch im Coronajahr habe sich das Arbeitsaufkommen nicht vermindert. Gut 30 bis 40 Kunden besuchten den „Bügelprofi“ nach wie vor täglich.

Die Beschäftigte Heike Giesen konnte dem nur zustimmen: „Hier ist immer viel los: falten, mangeln, bügeln. Ich arbeite schon seit über 25 Jahren in der Heißmangel, aber hier ist es am schönsten. Wir haben eine tolle Stimmung.“ Besonders freute sich die Beschäftigte auch darüber, dass man das Mittagessen jetzt im eigenen Sozialraum zu sich nehmen könne und nicht mehr bis zum Thomas-Esser-Berufskolleg laufen müsse, wo die NEW die Kantine betreiben.

Voraussetzungen für eine Arbeit im „Bügelprofi“ sind, so teilte Krämer mit, dass sich die Beschäftigten selbständig bewegen und auch Arbeiten allein erledigen können. Leider seien durch die Corona-Situation zurzeit keine Praktika möglich, so bald sich das wieder ändert, soll aber auch „Nachwuchs“ für den Bügelprofi gesucht werden, denn genug zu tun gebe es.

„Die NEW sind immer bedacht darauf, viele unterschiedliche Arbeitsangebote für Menschen mit Behinderung zu schaffen“, sagte Georg Richerzhagen. Nur so könne man den unterschiedlichen Befähigungen und Vorlieben der Menschen gerecht werden. In bisherigen Projekten wie Kantinenbetriebe und Lebensmittelgeschäfte habe man beste Erfahrungen gesammelt, was die Arbeit in der Öffentlichkeit angehe. „Hier sieht man sehr schnell, wie Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und auch Selbständigkeit steigen“, so Richerzhagen. Menschen mit Behinderungen in die öffentliche Alltags- und Berufswelt zu integrieren, sei eine der wichtigsten Aufgaben, der sich die NEW stellten.

Die Öffnungszeiten des „Bügelprofi“ sind montags bis freitags von 8 Uhr bis 18 Uhr sowie samstags von 8 Uhr bis 14 Uhr.

Eifeler Presse Agentur/epa

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