Hollywood in Nemmenich

Zülpicher Ortsteil war Schauplatz des Films „Harald hilft mit“ von Simon Glass – Voller Saal bei der Premiere in der Nemmenicher Schützenhalle

Im voll besetzten Schützensaal Nemmenich berichteten Ortsvorsteherin Luzia Schumacher (hinten v.l.) und Regisseur Simon Glass von den Dreharbeiten zu „Harald hilft mit“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Zülpich-Nemmenich – Es gab „großes Kino“ am vergangenen Freitagabend in der Schützenhalle Nemmenich – und das nicht nur durch die Premiere der Tragikkomödie „Harald hilft mit“. Denn Regisseur Simon Glass hatte mit seiner Diplomarbeit an der Kunsthochschule für Medien Köln dem kleinen Zülpicher Ortsteil nicht nur ein filmisches Denkmal gesetzt, sondern auch die Nemmenicher Bevölkerung schien sich fast vollständig im proppenvollen Schützensaal eingefunden zu haben, um das Ereignis gebührend zu feiern.

Vor der Uraufführung berichteten Regisseur Glass und die Nemmenicher Ortsvorsteherin Luzia Schumacher, wie es überhaupt zum Schauplatz Nemmenich kam. Glass: „Meine Produktionsleiterin Laura Harwarth war durch einen Zeitungsartikel auf die Renovierung des Bahnhofs Nemmenich aufmerksam geworden.“ Dabei sollte der Bahnhof eigentlich stillgelegt werden – doch ehrenamtliche Mitarbeiter der Bördebahn und Einwohner Nemmenichs sowie die Stadt Zülpich als Pächter verhinderten dies und brachten die Bahnstation wieder auf Vordermann.

Unter den Gästen der Filmpremiere „Harald hilft mit“ von Simon Glass (v.l.) waren neben der Nemmenicher Ortsvorsteherin Luzia Schumacher auch Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen und Rita Witt, Pressesprecherin der Kreissparkasse Euskirchen. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Simon Glass hatte sich sofort in den kleinen Bahnhof verliebt und dankte besonders der anwesenden Rita Witt, Direktorin des Vorstandssekretariats der Kreissparkasse Euskirchen (KSK). Denn die KSK hatte nicht nur eine kräftige Finanzspritze für die Bahnhofsrenovierung geleistet, sondern auch den Premierenabend gefördert.

Ortsvorsteherin Schumacher berichtete, wie das halbe Dorf sich in den Dienst des Filmprojektes stellte. Eine Mauer durfte mit Graffiti besprüht werden, eine Unterkunft für das Filmteam sowie Lagerraum für die Ausrüstung wurden kostenlos gestellt, Fahrräder geliehen und vieles mehr. Weitere Nemmenicher spielten außerdem als Komparsen mit.

Dem beschaulichen Leben von Schrankenwärter Harald droht das abrupte Ende durch den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Beispielsweise als Reinigungstrupp für den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“, der im Film das beschauliche Leben von Schrankenwärter Harald auf den Kopf zu stellen droht. Denn sollte das Dorf den Wettbewerb gewinnen, sind Haralds Dienste nicht mehr gefragt: Eine automatische Schrankenanlage soll am „Schrankenposten 12“ den Handbetrieb und damit Beruf und Berufung von Harald überflüssig machen.

Luzia Schumacher: „Schrankenposten 12 heißt tatsächlich der historische, handbetriebene Schrankenposten hier im Ort.“ Fiktion und Wahrheit mischen sich also im Film, genauso wie tragische und komische Momente, etwa wenn Harald im leergefegten Dorf plötzlich ein nahendes Mädchen entdeckt und sofort die Schranken herunter kurbelt, um ein kleines Pläuschchen zu halten – obwohl der Zug erst eine Stunde später durch den Ort rattert.

Bei Luzia Schumacher (v.l.) bedankte sich Regisseur Simon Glass besonders herzlich für die tatkräftige Unterstützung. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

In dem 20-minütigen Film hat Glass ernste Themen wie Einsamkeit, Demografischer Wandel im ländlichen Raum und Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen geschickt mit lustigen und schon schier grotesken Momenten verwoben, wie in einer Szene, in der eine Dorfbewohnerin dem Bürgersteig mit einem Staubsauger auf den steinernen Leib rückt. Ebenso anrührend wie erfolglos sind die zahlreichen Sabotageversuche von Harald, gespielt von Moritz Berg, um den Wettbewerbsgewinn zu verhindern.

Gezeigt werden soll der Film auf zahlreichen Festivals, auf denen Simon Glass mit früheren Werken bereits den ein oder anderen Preis ergattert hat. Der gebürtige Düsseldorfer hofft auch auf eine TV-Ausstrahlung und bedankte sich herzlich bei den Nemmenichern, ihrer Ortsvorsteherin und weiteren Förderern: „Einfach nur vielen, vielen Dank. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft!“

www.harald-hilft-mit.de

Eifeler Presse Agentur/epa