Christina Hölbling, Koordinatorin Berufliche Bildung und Übergangsmanagement, (v.l.), Lara Franken, Bürogruppe QuBi.Eifel, und NE.W-Geschäftsführer Christoph Werner (rechts) übergaben den Qu-Bären an die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Sabine Verheyen (2.v.r.). Bild: Claudia Hoffmann
Mit Qu-Bär Klaus das Europäische Parlament besucht – Die Vizepräsidentin berichtete exklusiv aus ihrem Arbeitsleben
Euskirchen/Mechernich – Als die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Sabine Verheyen, kürzlich ein Maskottchen für ihren Podcast „Europa2Go – Frag deine Vizepräsidentin“ suchte, suchte sie auch Kontakt zu den Nordeifel.Werkstätten (NE.W), größter Dienstleister für Menschen mit Behinderung im Kreis Euskirchen. Dort nahm Christina Hölbling, Koordinatorin Berufliche Bildung und Übergangsmanagement im NE.W-Standort QuBi.Eifel die Sache in die Hand. Die Mitarbeiterin Leopoldina Speth gestaltete gemeinsam mit der Beschäftigten Alexandra B. einen Entwurf. „Dank Leopoldina hat unser Qu-Bär Klaus dann seine Form bekommen. Später wurde er gefüttert, zusammengenäht und fertiggestellt“, berichtet Christina Hölbling.
Alle seien mit seinem Aussehen sehr zufrieden. „Auch weil er, wie so viele von uns, ein Handicap hat. Er hat einen verkürzten Arm. Mit diesem Arm trägt er stolz die Europaflagge. Außerdem ist er mit einem Timer ausgerüstet. Er passt nun darauf auf, dass die Redezeit im Podcast eingehalten wird. Wenn diese vorbei ist, klingelt er und die Menschen müssen aufhören zu reden“, so Hölbling.
Führung durchs Parlamentsgebäude
Der Gedanke von Qu-Bär Klaus sei es, dass es jeder ins Parlament schaffen könne, auch wenn er ein Handicap habe. Das neue Maskottchen fand großen Anklang im Europäischen Parlament, so dass NE.W-Geschäftsführer Christoph Werner, Christina Hölbling und Lara Franken von der Bürogruppe QuBi.Eifel samt dem Qu-Bären Klaus ins Parlament eingeladen wurden und ein Interview mit Sabine Verheyen führen durften. Begleitet wurden sie dabei von Verheyens Pressereferentin Claudia Hoffmann, die sie zunächst durch das Parlamentsgebäude führte und dessen Besonderheiten erklärte. Darüber hinaus durfte man einen Blick in zwei Sitzungssäle werfen, darunter auch in den Plenarsaal.
„Der Qu-Bär hat einen guten Platz im Parlamentsgebäude gefunden. Alle waren sehr gespannt auf ihn und fanden ihn echt niedlich. Es kam sogar die Frage auf, ob wir nicht noch mehrere Qu-Bären herstellen könnten. Das hat uns sehr geschmeichelt“, berichtet Lara Franken.
Besonders interessant sei es gewesen, dass es im Parlamentsgebäude Geschäfte wie einen kleinen Supermarkt, eine Sandwich-Bar, einen Bankschalter, einen Kiosk mit Postschalter und vieles mehr gegeben habe. Schließlich aber habe man sich mit Sabine Verheyen selbst unterhalten dürfen. Verheyen ist mittlerweile seit 16 Jahren im Europäischen Parlament tätig. Sie hat als normale Abgeordnete angefangen. Davor war sie in der Kommunalpolitik aktiv. In Aachen war sie außerdem zehn Jahre Bürgermeisterin. Verheyen berichtete ausführlich über ihre Arbeit und darüber, wie die Ausschüsse arbeiten oder wie die Verhandlungen zwischen Parlament und Rat ablaufen und wie wichtig dabei ein gutes Netzwerk und Kontakte sind.
Zuständig für Inklusion
Ihre ersten Jahre im Parlament seien von Krisen begleitet gewesen. Als sie im Jahr 2009 das erste Mal gewählt wurde, gab es die Finanz- und Wirtschaftskrise. Bei der Wiederwahl im Jahr 2014 die sogenannte Flüchtlingskrise. Und im Jahr 2019 die Coronapandemie. Es folgten der Ukrainekrieg und der Gaza-Krieg. Die Wiederwahl von Trump habe darüber hinaus zu einer schwierigeren transatlantischen Zusammenarbeit geführt.
Interessant war für die Besucher vor allem zu erfahren, dass Verheyen sich auch um das Thema Inklusion im Europäischen Parlament kümmert. „Es gibt mittlerweile bestimmte Vorgaben, wie man den Zugang zu einem Gebäude gestalten soll, damit Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen keine Probleme bekommen. Auch an andere beeinträchtigte Personen soll gedacht werden. So ist zum Beispiel Leichte Sprache wichtig. Diese wird auch für Menschen gebraucht, die kein Handicap haben“, berichtet Lara Franken.
Man habe auch darüber gesprochen, wie man auf europäischer Ebene darüber nachdenkt, einen Rahmen für ein inklusiv-durchdachtes Bildungssystem zu schaffen. Es gebe dazu eine große Initiative, nämlich die „European University Alliances“. Dort sollen Universitäten miteinander kooperieren. Das laufe sehr gut. „Das Problem ist aber, dass es zum Beispiel in Deutschland ein duales Ausbildungssystem gibt. Deswegen werden wir von vielen europäischen Ländern zwar beneidet, aber dennoch gibt es verschiedene Schulsysteme, die ein übergreifendes europäisches Konzept derzeit noch sehr schwierig machen. Wir haben auch über die Zertifikatslehrgänge gesprochen und dass wir darin eine große Chance für die berufliche Bildung von Menschen mit Handicap sehen“, so Franken abschließend.
Die Besuchergruppe wurde eingeladen, im nächsten Jahr wiederzukommen, gerne dann auch mit mehr Menschen aus den NE.W. (epa)