1971 gastierten die Rennfahrer Stewart, Fittipaldi und Cevert auf Burg Dalbenden

Mit Helikoptern von Urft zum Großen Preis von Deutschland an den „Ring“ geflogen – Frühstück mit Tee, Ei und Toastbrot – Der Brite siegte, der Brasilianer fiel vorzeitig aus   

In den Jahren 1970 und 1971 logierten die Formel-1-Piloten Jackie Stewart und Emerson Fittipaldi bei Rennen auf dem Nürburgring in der Burg Dalbenden. Das Bild zeigt Jackie Stewart (Mitte) beim Frühstück vor dem Großen Preis von Deutschland am 1. August 1971. Foto: Reiner Züll
In den Jahren 1970 und 1971 logierten die Formel-1-Piloten Jackie Stewart und Emerson Fittipaldi bei Rennen auf dem Nürburgring in der Burg Dalbenden. Das Bild zeigt Jackie Stewart (Mitte) beim Frühstück vor dem Großen Preis von Deutschland am 1. August 1971. Foto: Reiner Züll

Kall-Urft – Am Sonntag ist die Formel-1-Weltmeisterschaft in Sakhir in Bahrain in die 73. Rennsaison gestartet. 22 Rennen stehen auf dem Programm, ehe am 20. November nach dem letzten Saisonrennen in Abu Dhabi der neue Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports feststeht. In der Zeit zwischen 1951 und 2020 war auch der Nürburgring – mit einigen Unterbrechungen – Schauplatz spannender Formel-1-Rennen.

Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart nach dem Frühstück in Dalbenden auf dem Weg zum Helikopter. Seine Turnschuhe trägt er selbst. Einen großen Begleittross gab es damals nicht. Foto: Reiner Züll
Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart nach dem Frühstück in Dalbenden auf dem Weg zum Helikopter. Seine Turnschuhe trägt er selbst. Einen großen Begleittross gab es damals nicht. Foto: Reiner Züll

Seit 2013 ist der „Ring“, wie die Eifeler Fans den Kurs in der Hocheifel nennen, nicht mehr im Formel-1-Kalender vertreten. Ein letztes Formel-1-Rennen am Nürburgring fand zwar noch im Jahr 2020 statt, allerdings nur, weil infolge der Corona-Pandemie auf einigen Rennstrecken nicht gefahren werden konnte.
Dass in den 1980er Jahren auch die Burg Dalbenden in Urft ein Teil des Formel-1-Zirkus war, und nicht selten bekannte Motorsportler zu Gast waren, erfuhren damals nur wenige Motorsport-Insider. So war der deutsche Rennfahrer Jochen Mass, der von 1973 bis 1982 in der F1-Weltmeisterschaft mitmischte und dabei 105 Rennen bestritt, Stammgast in der Burgschänke der Urfter Nobelherberge. Älteren Eifeler Motorsportfans sind diese Abende, bei denen meist und viel über Benzin gesprochen wurde, noch in guter Erinnerung.
Und auch Spitzenfahrer der Formel-1-Weltmeisterschaft wussten die Vorzüge der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Burg zu schätzen, die 1964 nach einem schweren Brand saniert wurde und danach in einen Hotel- und Restaurantbetrieb umgewandelt worden war. Es war Hotelier Rolf Leven, der damals dem Betrieb in den alten Burgmauern den guten Ruf verschaffte, der sich auch schnell in  internationalen Motorsportkreisen rundsprach.

Im Park der Burg Dalbenden standen die Helikopter bereit, um die Formel-1-Fahrer zum Nürburgring zu fliegen. Bild: Reiner Züll
Im Park der Burg Dalbenden standen die Helikopter bereit, um die Formel-1-Fahrer zum Nürburgring zu fliegen. Bild: Reiner Züll

Es war 1971 vor dem Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, als die damaligen Spitzenfahrer  der Formel-1-Weltmeisterschaft in den Burggemächern  nächtigten. Bekannte Namen wie der damals 31 Jahre alte englische Dreifach-Weltmeister Sir Jackie Stewart (100 Rennen, 27 Siege), der Brasilianer und zweifache WM-Sieger Emerson Fittipaldi und der Franzose Francois Cevert bereiteten sich in der Burg Dalbenden auf die WM-Rennen vor.
Die drei Vorgänger von „Schumi“ Schumacher, Vettel, Verstappen und Hamilton Formel-1-Piloten fuhren damals mit Ford Cosworth-Motoren; Stewart und Cevert im Team Tyrrell, Emerson Fittipaldi im Team Lotus. Die Firma Ford stellte auch die Helikopter, mit denen die Rennfahrer von Urft aus zum Nürburgring geflogen wurden. Dort trafen sie auf bekannte Mitstreiter, die im Kampf um WM-Punkte große Namen wie Jacky Ickx, Mario Andretti, Clay Regazzoni, Rolf Stommelen, Ronnie Peterson oder Graham Hill trugen.
Das Frühstück mit Tee, Ei und Toastbrot in der Burg Dalbenden am Morgen vor dem Rennen zum Großen Preis von Deutschland schmeckte Tyrrell-Pilot Jackie Stewart besonders gut, ging er doch an dem Tag mit einem satten Punktvorsprung in das siebte Rennen der Saison, das er später auch als Sieger beendete – vor seinem Team- und Frühstückspartner Francois Severt.

Im August 1971 logierten die Formel-1-Piloten Jackie Stewart, Francois Cevert und Emerson Fittipaldi bei Rennen auf dem Nürburgring in der Burg Dalbenden. Am Morgen vor dem WM-Rennen wurde in Urft noch ausgiebig gefrühstückt. Foto: Reiner Züll
Im August 1971 logierten die Formel-1-Piloten Jackie Stewart, Francois Cevert und Emerson Fittipaldi bei Rennen auf dem Nürburgring in der Burg Dalbenden. Am Morgen vor dem WM-Rennen wurde in Urft noch ausgiebig gefrühstückt. Foto: Reiner Züll

Als hätte er seinen Ausfall beim Rennen am Nachmittag voraus geahnt, verzichtete Emerson Fittipaldi  in Urft auf sein Frühstück und stieg quasi direkt vom Bett in den Helikopter, der ihn zum Rennen an die Eifelrennstrecke brachte, das er in der achten Runde wegen eines Ölverlustes an seinem Lotus-Ford Cosworth aufgeben musste. Damals fanden die Formel-1-Rennen noch auf der legendären Nordschleife statt, der Weltmeister Jackie Stewart einst den Namen „Grüne Hölle“ gab.
Die Anwesenheit der Top-Rennfahrer in der Burg Dalbenden verlief damals recht unspektakulär, weil lediglich die Hubschrauber des Motorenherstellers Ford ein  Hinweis darauf waren, dass dort Motorsportler logierten. Der Begleittross der Rennfahrer war recht übersichtlich und an zehn Fingern abzählbar. Und auch einen großen Journalisten-Auflauf, wie es heute der Fall sein würde, gab es damals nicht. Man war einfach ganz unter sich. (Reiner Züll/epa)

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