„Eiserner Schutzmann“ wacht nun im LVR-Freilichtmuseum Kommern

In den Zeiten vor Handy und flächendeckendem Festnetzanschluss waren Notrufsäulen oft die einzige Möglichkeit, um schnell Hilfe zu bekommen

Ein „Eiserner Schutzmann“ ziert die „Gaststätte Watteler“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR
Ein „Eiserner Schutzmann“ ziert die „Gaststätte Watteler“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Foto: Hans-Theo Gerhards/LVR

Mechernich-Kommern – Für die „Generation Handy“ ist wohl schwer vorstellbar, das vor wenigen Jahrzehnten selbst der Festnetzanschluss Seltenheitswert hatte. Dr. Michael H. Faber, stellvertretender Direktor des LVR-Freilichtmuseums Kommern, berichtet jetzt der Presse: „Nur 13,7 Prozent aller bundesdeutschen Haushalte verfügte 1963 über ein eigenes Telefon.“ Das war gerade dann problematisch, wenn im Notfall Polizei oder Feuerwehr gerufen werden musste.

Abhilfe schafften Notrufsäulen, an denen man in Zeiten, in denen längst noch nicht alle Haushalte über ein Telefon verfügten und auch von den öffentlichen Fernsprechhäuschen noch nicht die kostenlose einheitliche Notrufnummer 112 angewählt werden konnte. Diese wurden im Volksmund „Eiserner Schutzmann“ genannt.

Eine dieser Säulen steht jetzt in der neusten Baugruppe der LVR-Freilichtmuseums Kommern, dem „Marktplatz“, in dem das Leben der Rheinländer in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezeigt wird und somit zeitlich an die Dauerausstellung „WirRheinländer“ anknüpft.

Faber: „1958 wurde die erste Notrufsäule in Düsseldorf vorgestellt. Bis in die 1960er-Jahre wurden die Städte und Gemeinden in  Nordrhein-Westfalen mit rund 3.000 dieser Meldeeinrichtungen ausgestattet. Der Kreis Euskirchen erhielt 14 solcher Säulen.“

Offiziell in Betrieb genommen wird der Eiserne Schutzmann im Rahmen der Veranstaltung „ZeitBlende 1963“. Auf diesem am Wochenende 17. und 18. August stattfindenden, mit vielen Bands, Oldtimerschau und Beteiligung prominenter Zeitzeugen aufwartenden großen Museumsfest der Erinnerungen an das, was vor 50 Jahren los war im Rheinland und in der Welt, wird der Notrufhebel am Eisernen Schutzmann heruntergedrückt. Dann aber meldet sich nicht, wie früher, die örtliche Feuerwehr oder Polizei: Eine fiktive „Leitstelle“ begrüßt den Hilfesuchenden und informiert ihn über die Geschichte der Notrufsäulen, die nun selbst Geschichte geworden sind. In Zeiten von Handy und Smartphone überflüssig geworden, sind fast alle Notrufsäulen längst wieder abgebaut worden.

Eifeler Presse Agentur/epa

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