Detaillierte Einsichten in den „Mini-Europa“-Kosmos

Johanna Kamermans „Euregio Carolus Magnus – Grenzen in Fluss“ erscheint in einer zweiten, überarbeiteten  Auflage

KamermansEuregio – Die Euregio Maas-Rhein blickt auf eine lange „europäische“ Geschichte zurück und ist nicht nur eine der ältesten Euregios in Europa überhaupt sondern wird gemeinhin auch als Mini-EU bzw. als EU-Labor bezeichnet. Tatsachen, die eigentlich Garant sein sollten für eine gewachsene Gemeinschaft und ein informiertes Miteinander in diesem einzigartigen Stückchen Europas. Doch als die im niederländischen Vlissingen geborene Johanna Kamermans, Jahrgang 1938, vor einigen Jahren von Berlin nach Maastricht übersiedelte, musste sie feststellen, dass die Wirklichkeit dort oft ganz anders aussah.

Trotz der seit des Schenger Abkommens von 1985 offenen EU-Grenzen waren die euregionalen „Grenzen in den Köpfen“ keineswegs eingerissen: Vorurteile und Vorbehalte gingen zusammen mit Desinteresse und vor allem Unwissenheit über Geschichte und Gegenwart der Euregio Maas-Rhein und deren Bewohner. Eine erstaunliche Klischeebildung und eine hartnäckige „Mauer in den Köpfen“ beherrschten das grenzüberschreitende Zusammenleben in diesem „Mini-Europa“-Kosmos: Maastrichter, Limburger, Flamen, Wallonen, DG-Belgier und Rheinländer lebten bzw. leben hier noch immer mehr oder weniger „zusammen apart“.

In diesem einzigartigen Buch (ein solches Buch gab es bisher noch nicht) geht Johanna Kamermans ausführlich ein auf diese Widersprüche und bietet auf 330 Seiten ein spannendes Panorama von Geschichte und Gegenwart der Euregio Maas-Rhein. Diese eher wirtschaftlich-geografisch angelegte Euregio wurde von ihr allerdings dazu in die kultur-historisch orientierte „Euregio Carolus Magnus“ umbenannt – sozusagen als Reminiszenz an den ersten großen „Europäer“ Karl den Großen, der – salopp ausgedrückt – „in Lüttich geboren wurde, in Aachen regierte und in Maastricht zur Kirche ging“ – deswegen auch der Titelzusatz „Grenzen in Fluss rundum das Städtedreieck Maastricht-Aachen-Lüttich“

Nicht nur Grenzen überschreitend sondern vor allem Zeiträume übergreifend wird im Buch ein vielfältiges Bild der Euregio-Geschichte entworfen: Die vielen „Gucklöcher in die Vergangenheit“, aufgemacht mit viel Neugierde und durchaus kritischem Entdeckergeist, zeigen eine nicht zuletzt von persönlichen Erfahrungen der Autorin geprägte Sicht auf diesen herausragenden „Mini-Europa“-Kosmos voller wissenswerter historischer und vor allem kurioser Gegebenheiten. In insgesamt 33 Kapiteln ist derart eine wahre Fundgrube entstanden für alle, die den Europa-Gedanken von einer ganz anderen, neuartigen Seite kennenlernen möchten. Mit vielen Abbildungen versehen, lädt diese Buch auf den Spuren Karls des Großen ein ganz besondere Städte, Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Menschen in der Euregio Carolus Magnus kennenzulernen oder vor Ort zu entdecken – als seine unentwegten (europäischen) Enkel sozusagen.

Selbstverständlich findet auch die Nordeifel in Kamermans Buch Erwähnung. In einem eigenen Kapitel werden die Eifeldörfer Monschau, Roetgen, Simmerath, Nettersheim, Blankenheim und Hellenthal sowie die Städte Zülpich, Bad Münstereifel und Euskirchen vorgestellt. Auch werden beispielsweise die Wasserverhältnisse in der Nordeifel unter die Lupe genommen, und es wird gezeigt, wie der Bau der Talsperren das Landschaftsbild der Nordeifel maßgeblich geprägt hat. Alles in allem ist das Buch auch in seiner zweiten Auflage noch immer ein fulminantes Lesebuch, das tiefe kulturhistorische Einblicke in eine Region vermittelt, die von den dort lebenden Menschen auch acht Jahre nach der Erstauflage noch immer entdeckt werden will. Darüber hinaus weckt es die Lust darauf, den nächsten Kultururlaub einmal vor der Haustür zu verbringen.

Johanna Kamermans: Euregio Carolus Magnus – Grenzen in Fluss. Wissenswertes, Historisches und Kurioses rund um das Städtedreieck Maastricht, Aachen, Lüttich. Verlag Mainz, Aachen. 2. Überarbeitete Auflage 2013. 328 Seiten, zahlreiche Abbildungen. ISBN 3861303914. 25 Euro

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