„F&S solar“ übernimmt brachliegende Baustelle eines insolventen Anlagenbauers und beweist, dass man trotz verringerter Einspeisevergütung noch wirtschaftliche Solaranlagen in Deutschland bauen kann
Twist/Euskirchen – Ernst Schmitz, Bürgermeister der Gemeinde Twist, Landkreis Emsland, äußerte sich beim Neujahrsempfang noch schwer enttäuscht von dem Solarparkprojekt in seiner Gemeinde. Der derzeitige Investor hätte seine Zusagen nicht eingehalten, hieß es. Die ausführende Firma meldete Insolvenz an und das, was eigentlich ein Vorzeigeprojekt in Sachen Erneuerbare Energien sein sollte, drohte zum Desaster zu werden. Monatelang lag die Baustelle brach, lediglich die Unterkonstruktion stand teilweise. In dieser Zeit gingen nicht nur Pachteinnahmen verloren – auch die staatlich garantierte Vergütung verringerte sich von Monat zu Monat. Vergeblich bemühte man sich um eine Lösung.
Dann fiel einem Bauleiter des Euskirchener Solarspezialisten „F&S solar“ der Bauplatz auf und er meldete in die Firmenzentrale: „Da tut sich auf einer fremden Solarbaustelle seit Monaten nichts, da stimmt was nicht.“ Jörg Frühauf Geschäftsführer von „F&S solar“, nahm daraufhin Kontakt zu der Gemeindeverwaltung auf: „Durch das geänderte Erneuerbare Energien Gesetz wird es immer schwerer, große Solaranlagen zu bauen, es gibt nur noch wenige große »Player« in Deutschland. Wir konnten der Gemeinde aber ein Konzept vorlegen, das überzeugte.“
Der Euskirchener Anlagenbauer übernahm die Arbeiten und stellte nach Abschluss der behördlichen Formalien in nur drei Wochen Bauzeit den Solarpark mit fast 6000 Kilowatt-Peak fertig. Dabei war nicht nur die Vorgeschichte des Parks schwierig, wie Manuel Dormagen, Projekt-Ingenieur bei „F&S solar“, berichtete: „Der Park ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig Erfahrung und kompetente Planung beim Bau von großen Solaranlagen sind. Die von der insolventen Firma erstellte Unterkonstruktion war teilweise in starkem Verschattungsbereich und sogar außerhalb des Baufensters erstellt worden.“
Deshalb griffen die Anlagenbauer von „F&S solar“ zur Radikalkur und bauten rund zehn Prozent der bestehenden Konstruktion zurück. Trotz der schnellen Bauzeit ging der Park erst ein Jahr später als in der ursprünglichen Planung ans Netz. „Die Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung war glücklicherweise sehr gut, nach der Enttäuschung mit der insolventen Firma fassten die Verantwortlichen schnell Vertrauen zu uns, so dass alles zeitnah umgesetzt werden konnte“, so Dormagen.“
Dennoch konnte „F&S solar“ das Solarkraftwerk, bestehend aus 23.460 Solarmodulen auf 10,8 Hektar Fläche, wirtschaftlich sinnvoll errichten, so Manuel Dormagen: „Wir konnten sogar für das Rumpfjahr die Pacht und die Zulieferfirmen des insolventen Unternehmens bezahlen, so dass alles einen glücklichen Ausgang fand.“ Auch der Umwelt tut das Projekt gut: Durch den eingespeisten Grünstrom werden gegenüber herkömmlicher Kohleverstromung jährlich etwa 3690 Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids eingespart. Rechnerisch können mit dem Solarstrom 1400 Einfamilienhäuser versorgt werden.
Rund 200 Kilometer Kabel hat der Euskirchener Anlagenbauer in dem Park verbaut, dazu kamen noch einmal 2,8 Kilometer Leitung, die den Park über eine Übergabestation an das öffentliche Stromnetz anschließt. Trotz der stark gekürzten Einspeisevergütung sei es bei entsprechender Effizienz bei Bau und Planung immer noch möglich, auch in Deutschland wirtschaftlich Solarparks zu bauen, verriet Dormagen. Der Solarpark Twist sei mittlerweile sogar an einen Kölner Investor weiterverkauft worden.