Wie hilft man einem verunglückten Motorradfahrer?

Schnelles Handeln kann Leben retten, deshalb erklären die Experten der Johanniter-Unfall-Hilfe, was nach einem Bikerunfall zu tun ist

Der Helm muss dem verunfallten Motorradfahrer immer abgenommen werden. Grafik: JUH
Der Helm muss dem verunfallten Motorradfahrer immer abgenommen werden. Grafik: JUH

Kreis Euskirchen – Motorradunfälle sind in der Eifel leider keine Seltenheit. Aber was macht man, wenn man einmal selber Zeuge eines solchen Unfalls wird? Nach einem Unfall ist zunächst schnelles Handeln gefragt. Doch viele Menschen sind unsicher und haben große Angst, etwas falsch zu machen. Das kann fatale Folgen haben, bis hin zum passiven Abwarten in einer Situation, die über Leben und Tod entscheiden kann. Wer Zeuge eines Unfalls wird, ist verpflichtet, Erste Hilfe zu leisten. Motorradunfälle stellen dabei für den Ersthelfer eine besondere Herausforderung dar. Die Experten der Johanniter-Unfall-Hilfe erklären, wie man richtig vorgeht..

Muss der Helm abgenommen werden?

„Ja. Ist der verunfallte Motorradfahrer nicht erweckbar, muss der Helm behutsam abgenommen werden, am besten zu zweit“, rät Frank Sandkühler, Fachbereichsleiter für die Erste-Hilfe-Ausbildung im Regionalverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen. Dazu muss der Motorradfahrer vorsichtig in die Rückenlage gebracht werden. Ein Helfer befindet sich oberhalb des Kopfes des Motorradfahrers und hält dessen Kopf und Helm fest. Der andere Helfer befindet sich neben dem Motorradfahrer. Er öffnet vorsichtig Visier und Verschluss.

Brille, Halstuch oder ähnliches müssen dabei entfernt werden. Nun stabilisiert der seitliche Helfer den Kopf und die Halswirbelsäule. Der Helfer oberhalb des Kopfes kann nun vorsichtig den Helm nach oben abziehen.

Wichtig ist, den Kopf und die Halswirbelsäule zu stabilisieren. Eine Ausnahme gilt, wenn der Verunglückte antworten kann und Schmerzen im Halswirbelbereich hat oder sich nicht bewegen kann: Dann besser auf den Rettungsdienst warten, da dies auf eine Verletzung der Wirbelsäule hinweisen kann. Bitte für ausreichend Wärme durch eine Rettungsdecke sorgen.

Wie kontrolliere ich die Atmung?

Reagiert der Verletzte nicht auf Ansprechen und Anfassen, muss die Atmung kontrolliert werden. „Dazu muss vorsichtig der Helm abgenommen und der Kopf überstreckt werden“, erklärt Sandkühler das Vorgehen. Beugt man sich mit Blick auf den Brustkorb über das Gesicht des Verletzten, ist zu sehen, ob sich der Brustkorb hebt und senkt; zugleich kann der Atem gehört oder gespürt werden. Wenn keine normale Atmung vorhanden ist, sofort mit der Wiederbelebung beginnen: Abwechselnd 30 Herzdruckmassagen und zwei Atemspenden, bis der Rettungswagen eintrifft.

Darf man bewusstlose Motorradfahrer in die stabile Seitenlage bringen?

Ja. Sofern der verunfallte Motorradfahrer normal atmet, sollte er – nachdem der Helm abgenommen wurde – an sicherer Stelle in die stabile Seitenlage gebracht werden. So können im Falle von Erbrechen die Atemwege frei bleiben. „Zum Schutz vor einer möglichen Lähmung sollten beide Helfer die Drehung umsichtig und zeitgleich durchführen“, rät Sandkühler.

Sollte man das Unfallopfer entkleiden?

Nein. Eng anliegende Motorradkleidung kann wie ein Druckverband wirken und somit stark blutende Wunden oder innere Verletzungen schützen. Auch die wärmende Funktion ist hilfreich, damit der Verletzte nicht unterkühlt. „Selbst im Sommer sollten Verunglückte warm gehalten werden. Jeder hat eine Rettungsdecke verdient“, erklärt der Erste-Hilfe-Experte.

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