Von Reiner Züll Krippenbaumeister Ferdi Saßmann präsentiert bis zum 9. Januar in Rom auf der globalen Ausstellung „100 presepi in vaticano“ unter den Kolonnaden vor dem Petersdom eines seiner Kunstwerke
Kall – Er hat in ganz Europa einen großen Namen als Krippenbauer, und er erlebt jetzt vor Weihnachten den absoluten Höhepunkt seiner 20-jährigen Tätigkeit in diesem Metier. „Mehr geht nicht“, konstatiert Krippenbaumeister Ferdi Saßmann aus Kall-Straßbüsch, dessen Qualitäten als Krippenbauer sich nun auch bis in den Vatikan nach Rom rundgesprochen haben. Noch bis zum 9. Januar ist eine von Saßmann gebaute Diorama-Krippe unter den Kolonnaden vor der päpstlichen Residenz am Petersplatz in Rom ausgestellt.
Die Kaller Krippe ist Bestandteil der globalen Ausstellung „100 presepi in vaticano“ (100 Krippen im Vatikan) und eine der zwei einzigen Exemplare aus Deutschland. Die zweite deutsche Krippe stammt von einem Krippenbauer aus Bayern. Papst Franziskus gilt als großer Freund der Krippe und hat vor zwei Jahren zum ersten Advent ein eigenes Papstschreiben „Admirabile signum“ über die Bedeutung und den Wert der Weihnachtskrippe verfasst, in dem er die Krippe als „lebendiges Evangelium“ darstellt.
Der Vatikan organisiert diese internationale Krippenausstellung bereits zum vierten Mal. Unter den Kolonnaden des Petersplatzes sind in diesem Jahr sogar 126 Krippen aus aller Welt zu sehen. Die Kunstwerke kommen laut den Organisatoren im Vatikan aus Deutschland, Ungarn, der Slowakei und Slowenien; Kroatien und Kasachstan, Peru, Indonesien, Kolumbien und aus den USA.
Ferdi Saßmann, der in der Vergangenheit bei Weltkrippen-Kongressen in Italien, Spanien oder erst vor zwei Jahren in Monschau präsent war, leitet in Klüsserath an der Mosel die dortige Krippenbauschule. Im Jahr 2012 bekam er den Auftrag, im Kreuzgang des hohen Doms zu Aachen eine neue Krippe zu bauen, die kurz vor Weihnachten eingeweiht wurde. Große Beachtung fanden auch die 30 Krippen, die Ferdi Saßmann vom 15. bis 19. Januar 2020 anlässlich des Weltkrippen-Kongresses Euregio Maas-Rhein in Monschau ausgestellt hatte. Auch dort hatte Saßmann die jetzt im Vatikan zu sehende heimatliche Diorama-Krippe mit einem selbst geschaffenen Hintergrund ausgestellt.
Die Verbindung zum Vatikan stellte der Präsident des Bayerischen Krippenverbandes, Martin J. Martlreiter, her, dem der Papst im Januar letzten Jahres den Titel „Monsignore“ verliehen und ihn die Riege der päpstlichen Ehrenkapläne aufgenommen hatte.
Mit Martlreiter, der Stadtpfarrer im bayerischen Dingolfing ist, arbeitet Ferdi Saßmann seit Jahren zusammen. Vor Monaten hat der Geistliche aus Bayern ihn gebeten, ihm eine neue Krippe zu bauen. Der Monsignore war es nun auch, der den ahnungslosen Kaller Krippenbauer Anfang Oktober anrief und ihn mit der Frage überraschte, ob er bereit sei, dem Vatikan eine seiner 50 kunstvollen Krippen für die Ausstellung „100 presepi in vaticano“ zur Verfügung zu stellen. „Die Zusage war für mich keine Frage, sondern eine große Ehre“, so Ferdi Saßmann.
Nach seiner Zusage ging es Schlag auf Schlag. Innerhalb von zwei Tagen musste Saßmann Fotos der von ihm für die Präsentation ausgewählten Krippe in hoher Auflösung für den Ausstellungskatalog nach Rom schicken. Vorgabe aus Rom war zudem, dass die Krippe nicht breiter als 1,50 Meter sein darf, weil das Holzhaus, in dem die beiden deutschen Krippen nebeneinander präsentiert werden, eine Breite von drei Metern hat.
Die globale Ausstellung, die am 5. Dezember im Vatikan begann, dauert bis zum 9. Januar. Da sie täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet und somit auch in der Dunkelheit zugänglich ist, wird Saßmanns Diorama-Krippe besonders hervorstechen, denn die installierte LED-Beleuchtung ist mit einer Tag- und Nachtschaltung ausgestattet. Saßmann: „Das wird auch Papst Franziskus gefallen“.
Auch die Anlieferung der Eifeler Krippe erfolgte nach einem vom Vatikan vorgegeben Zeitplan. „Sie musste am 1. Dezember in der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr pünktlich am Petersplatz angeliefert werden“, so Saßmann. Er habe die Krippe nach Klüsserath gebracht. Von dort aus sei sie dann – zusammen mit der bayerischen Krippe – von Monsignore Martin J. Martlreiter und Klaus Porten, dem stellvertretenden Präsidenten des Deutschen Dachverbandes der Krippenbauer, nach Rom gebracht worden.
Im Vatikan abholen will Ferdi Saßmann die Krippe am 10. Januar selbst, denn er hat in Italien viele Krippenbau-Freunde. Auch mit einem Figurenbauer, einem Polizisten aus Sizilien, der schon Figuren für die päpstlichen Krippen hergestellt hat, ist Saßmann befreundet. Im April nächsten Jahres geht es wieder nach Italien, wo er an einem Kursus für Krippenschul-Leiter teilnimmt. Dort stellt der bekannte Krippenbauer Antonio Pagozzi aus Gazzano (Saßmann: „Die Nummer eins in Europa“) neue Materialien und Techniken des Krippenbaus vor. (epa)