KSK Euskirchen und Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland machten Klavierabend mit belgischem Ausnahmetalent möglich
Bad Münstereifel – Reine Klavierabende gelten ja bisweilen als kommerzielles Wagnis. Allerdings nicht, wenn man den richtigen Pianisten verpflichtet hat. Der 1990 in Belgien geborene Florian Noack gehört schon heute zu jener Gattung von Pianisten, die auch bei schönem Wetter die Konzerthallen füllen oder, wie am Sonntagabend, die Konviktkapelle in Bad Münstereifel. Dort trat Noack im Rahmen der Wallgraben-Konzerte auf. Die erste Vorsitzende, Prof. Vera von Schnitzler, bedankte sich vor allem bei der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), die dieses Konzert mit dem belgischen Ausnahmepianisten möglich gemacht und darüber hinaus die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland mit ins Boot geholt hatte. Der KSK-Vorstandsvorsitzende Udo Becker, selbst ein Liebhaber von Klaviermusik, sowie Vorstandsmitglied Holger Glück hatten es sich nicht nehmen lassen, das Konzert persönlich zu besuchen und waren begeistert von Noacks Darbietungen.
Doch noch bevor überhaupt ein Ton erklungen war, stellte sich die erst kurze Vita des belgischen Ausnahmetalents bereits als atemberaubend dar. Denn Noack hat nicht nur in renommierten internationalen Konzerthallen wie Kölner Philharmonie, Lincoln Center, Peking Concert Hall oder Palais de Beaux Art konzertiert, sondern er hat auch bereits internationale Wettbewerbserfolge vorzuweisen, wie beispielsweise beim Internationalen Rachmaninow-Klavierwettbewerb in Frankfurt. Darüber hinaus erhielt er für seine letzten beiden CD-Einspielungen den EchoKlassik für den besten Nachwuchskünstler des Jahres sowie für seine zweite CD den französischen „Diapason d’Or“.
Die Erwartungsansprüche waren also recht hoch, als sich Florian Noack am Sonntagabend an seinen Flügel setzte. Den ersten Teil seiner Darbietungen widmete er ganz dem Werk von Franz Schubert. Mit dem Walzer (D.145) und der Sonate A-Dur (D.664) bot er einen breitentauglichen Einstieg in den Abend, denn wohl kaum ein anderer Komponist hat das kollektive Musikgedächtnis der Deutschen mit so eingängigen Melodien bereichert, das die Zuhörer zuweilen am liebsten mitsummen möchten.
Florian Noacks Spiel zeigte sich dabei als leidenschaftlich und distanziert zugleich. Er durchlebte, was er spielte, verlor aber nie die Kontrolle. Tiefenentspannt und gleichzeitig hellwach führte er die Zuhörer durch die Komplexität der ausgewählten Kompositionen. Besonders schön war dies an Robert Schumanns „Etüden über ein Thema von Beethoven“ zu hören. Die Variationen des bekannten Themas aus dem zweiten Satz von Beethovens 7. Sinfonie kamen Noacks Fähigkeit, starke dynamische Kontraste und Spannungsbögen zu erzeugen, besonders entgegen.
Anstelle des angekündigten Scherzo op.10 von Clara Schumann entschied sich Noack kurzfristig für eines ihrer letzten Stücke, die Romanze h-Moll für Klavier, die Weihnachten 1856 komponiert wurde und mit ihren abwärts perlenden Arpeggios einen recht schwermütigen Eindruck hinterließ. Mit seinen Paraphrasen über verschiedene Walzer von Johann Strauß zeigte Noack dann nochmals seine ganze Klasse: Ob fast engelhaft gehauchte Spieluhrmelodien oder die explosive Leidenschaft voll orchestrierter Passagen, Noack gelang es, mit einer enormen und sehr individuellen Bandbreite von Klangfarben und spielerischer Technik quasi auf seinem Piano die Quintessens Straußscher Walzer als hochprozentiges Destillat aufzubereiten. Selbst wenn man Strauß nicht mag, Noack muss man mögen.
Das Publikum war von den Darbietungen Florian Noacks denn auch hellauf begeistert und forderte dem jungen Mann, bevor er die Bühne wieder verlassen durfte, noch vier Zugaben ab. Der sympathische Musiker ließ sich nicht lang bitten und servierte freigiebig einige kleinere Werke von Mendelssohn, Theodor Kirchner und Brahms.
Das nächste Wallgrabenkonzert findet statt am Sonntag, 7. April, 18 Uhr. Dann steht Franz Schuberts „Schöne Müllerin“ auf dem Programm, vorgetragen von Christoph Prégardien (Tenor) und Christoph Schnackertz (Piano).
Eifeler Presse Agentur/epa