Münstereifeler Haass Gesellschaft hilft Behinderteneinrichtung in Odessa

Unter der immer schlechter werdenden Versorgungslage leiden besonders die Menschen mit Behinderung – Es fehlen vor allem Medikamente

Die Fahrer und Helfer beim Beladen des Transportfahrzeuges. Bild: Haass Gesellschaft
Die Fahrer und Helfer beim Beladen des Transportfahrzeuges. Bild: Wilhelm Stein/Haass Gesellschaft

Bad Münstereifel – Am Samstag startete ein bis unters Dach mit Medikamenten, Windeln und Pflegemitteln beladener Transporter Richtung ukrainische Grenze. Von dort aus soll die Ladung in die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer gebracht werden. Dort warten behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene dringend auf die Hilfsgüter. Die Friedrich Joseph Haass Gesellschaft, benannt nach dem Münstereifeler Arzt, der als heiliger Doktor von Moskau in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion bis heute hochverehrt wird, hat über 30 Jahre den Aufbau des Behindertenzentrums „Janush Korchak Institut“ in Odessa tatkräftig gefördert.
In den ersten Tagen des von Russlands Präsident Putin entfachten Krieges in der Ukraine blieb es noch relativ ruhig in Odessa. Die zunehmende Zerstörung der zivilen Infrastruktur in der Ukraine und verstärkte Angriffe auch auf Odessa führten jedoch auch hier bald zu einer Notlage bei der Versorgung. Die Leiterin des Behindertenzentrums in Odessa, Dr. Marina Igonina, bat um Unterstützung bei der Beschaffung von Lebensmitteln, Medikamenten, Hygiene- und Pflegeartikeln.

Bis zum Dach beladen machte sich der Transporter auf den Weg. Bild: Wilhelm Stein/Haass-Gesellschaft
Bis zum Dach beladen machte sich der Transporter auf den Weg. Bild: Wilhelm Stein/Haass-Gesellschaft

„Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Behinderung sowie deren Familien leiden noch einmal stärker unter dem Krieg. Das beginnt schon damit, dass sie bei Angriffen durch Mobilitätseinschränkungen schlecht die Schutzräume erreichen können“, sagt Wilhelm Stein, Vorsitzender der Haass Gesellschaft. So verweist die Bundesvereinigung Lebenshilfe darauf, dass sich die Familien mit ihren behinderten Angehörigen in Kellern und Badezimmern einrichten, um sich vor Angriffen zu schützen. Auch unter der immer schlechter werdenden Versorgungslage leiden besonders die Menschen mit Behinderung. Es fehlen vor allem Medikamente, auf die diese dringend angewiesen sind, wie Epilepsiemedikamente. Gleiches gilt für Hygieneprodukte und insbesondere Windeln aller Größen.
“Wir haben sofort auf den Hilferuf reagiert und mit der Beschaffung der dringend benötigten Hilfsgüter begonnen. Dabei wurden wir besonders von dem Mechernicher Arzt Gert Schäfer, der Tondorfer Lambertusapotheke und der Lebenshilfe Euskirchen unterstützt“, sagt Stein. Zudem seien Spenden von Mitgliedern und Freunden der Haass Gesellschaft eingegangen und hätten bei der Finanzierung des Transports geholfen.
Der Weilerswister Ferdinand Schwanitz, der bereits mehrfach für die Haass Gesellschaft Hilfsgüter nach Odessa gefahren hatte, erklärte sich wieder bereit den Transport durchzuführen und organisierte einen Transporter, den er gemeinsam mit seinen Freunden Thomas Schwenk und Wolfgang Riemann belud und dann mit Schwenk als Beifahrer Richtung ukrainische Grenze startete. Nach zwei Tagen Fahrt konnten die Hilfsgüter schließlich in der Slowakei übergeben werden, von wo aus sie nach Odessa transportiert werden. Auf dem Rückweg nehmen werden die Fahrer eine Familie aus Odessa mit einem behinderten Kind nach Deutschland bringen, wo sie von einer Lebenshilfeeinrichtung betreut werden.
„Wir werden die Behinderteneinrichtung in Odessa auch in den kommenden Wochen und Monaten weiter unterstützen“, stellt Stein weitere Hilfe in Aussicht. (epa)

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