- Archäologietour Nordeifel startet am 5. Oktober 2025 – Archäologen gewähren spannende Einblick in ihre Arbeit

Nettersheim – Am Sonntag, 5. Oktober, laden das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR) und die Nordeifel Tourismus GmbH sowie die beteiligten Kommunen im Kreis Euskirchen zur 18. Archäologietour Nordeifel ein. Von 10 bis 18 Uhr erhalten die Gäste an sechs ausgewählten Bodendenkmälern einen Einblick in die Vergangenheit der Nordeifel. An einigen Stationen gibt es ein buntes Kinderprogramm und örtliche Vereine sowie gastronomische Betriebe sorgen zudem für Speisen & Getränke. Der Eintritt ist auch dieses Jahr kostenfrei.
Folgende Stationen bietet die Archäologietour:
Im Bodenarchiv lesen bei Blankenheim: Vielfältige Informationen zur Landschaftsentwicklung von Fluss- und Bachauen erhalten sich im Boden. Dieses vielschichtige Bodenarchiv können Fachleute lesen und interpretieren. Fluss- und Bachauen, wie auch im oberen Ahrtal, sind dynamische Landschaftsräume, die durch den Wechsel zwischen niedrigen und hohen Wasserständen, klimatische Schwankungen und sich wandelnde Formen der Landnutzung beeinflusst sind. Landschaftliche Veränderungen im näheren Umfeld, wie durch starke Bergbauaktivitäten, sind in den Bodenschichten erkennbar. Die eingelagerten Pollen zeigen die Art und Dichte des Bewuchses, die Kohlenstoffanalyse kann die entsprechende Datierung für eine Bodenschicht geben. So lässt sich die Veränderung der Landschaft Schritt für Schritt durch die Jahrtausende rekonstruieren. Bei der Archäologietour können Besucher live bei der Entnahme und Analyse von Proben dabei sein und sich über das dortige Bodenarchiv informieren.

Römische Technik erkunden in Nettersheim: Am malerisch in der Urftaue gelegenen Grünen Pütz bei Nettersheim beginnt die römische Eifelwasserleitung, das bedeutendste und längste technische Denkmal der Antike nördlich der Alpen. Die Sickerleitung, die Brunnenstube und der daran anschließende Kanal haben die Flutkatastrophe im Juli 2021 gut überstanden. Die nahe Bahntrasse wurde jedoch stark beschädigt und musste umfangreich saniert werden. Im Zuge dieser Sanierungsarbeiten fanden auch mehrere archäologische Grabungen statt. Auch bereits bei den Archäologietouren 2023 und 2024 hatten wir Bodendenkmäler in den Fokus genommen, die durch die Flutkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Die neuen Ergebnisse am Grünen Pütz zeigen, dass trotz der massiven Eingriffe durch den Eisenbahnbau die Eifelwasserleitung an verschiedenen Stellen nachgewiesen werden konnte und dabei teilweise erheblich von dem bisher prognostizierten Verlauf abweicht.
Verborgenes entdecken bei Hellenthal-Wollenberg: Auf alten Karten stößt man westlich von Wollenberg auf den Flurnamen „Altenberg“ – ein Hinweis auf eine alte Burganlage! Auf einem Bergsporn finden sich hier die Reste einer mittelalterlichen Anlage. Zu beiden Seiten des Geländevorsprungs haben sich Bäche in den Hang gegraben, die am Fuß des Abhangs zusammenfließen. Dadurch ist das darauf liegende Plateau auf drei Seiten natürlich geschützt. Der Übergang zum angrenzenden Bergrücken ist durch einen noch heute erkennbaren Graben befestigt. Im Gelände, aber auch im digitalen Geländemodell lassen sich vor Ort noch deutliche Siedlungsspuren erkennen: Neben der ehemaligen Zuwegung sind ein künstlicher Burghügel, eine Umfassungsmauer mit einem bisher unbekannten Turm und ein Gebäude erkennbar. Die Anlage wurde vermutlich zwischen dem 8. Und 12. Jahrhundert errichtet und bewohnt. Die hier entdecken Funde werden den Besuchenden präsentiert.
Klosterleben auf der Spur in Kall-Wahlen: Die Wasserversorgung spielte in mittelalterlichen Klöstern eine große Rolle. Im Unterschied zu Siedlungen dieser Zeit waren Wasserleitungen in Klöstern durchaus üblich, so auch in Kloster Steinfeld. Schon 1960 dokumentierten Archäologen bei Kall-Wahlen einen gemauerten Gang, in dem sie die alte Wasserleitung des Klosters erkannten. Bisher unbekannt ist der genaue Verlauf der Leitung, der durch moderne Untersuchungsmethoden und einen archäologischen Schnitt jetzt geklärt werden soll. Bei der Archäologietour kann hier die aktuelle Ausgrabung live besichtigt werden. So sind Einblicke in Prospektions- und Grabungstechniken, sowie die Arbeitsweise der Archäologen vor Ort und nicht zuletzt die Grabungsergebnisse möglich.

Im neuen Turm nach Altem suchen in Zülpich: Die mittelalterliche Stadtbefestigung von Zülpich geht auf das 13. Jahrhundert zurück und ist fast auf ganzer Länge erhalten. Das im Westen liegende Weiertor hat im Zweiten Weltkrieg große Schäden erlitten. Archäologische Grabungen erbrachten in den letzten Jahren immer wieder kleine Einblicke in die Entwicklung des Tores durch die Zeit. Nach Teilrekonstruktionen 1974 wurde im vergangenen Jahr auch der Hauptturm dieser Doppeltoranlage wiederaufgebaut. Heute residieren hier die Hovener Jungkarnevalisten und öffnen das Tor für die Gäste der Archäologietour. Neben Führungen durch den Zwinger und die Türme des Tores werden auch kleinere Rundführungen zu Markt und Mühlenberg angeboten, bei denen die Ergebnisse der archäologischen Grabungen erläutert werden.
Auf alten Trassen Neues erfahren bei Dahlem-Kronenburg: Die Vennquerbahn zweigte in Jünkerath nach Nordwesten von der Eifelbahn in Richtung Belgien ab und fädelte sich bei Weywertz in die Vennbahn ein. Sie stellte somit eine der wenigen Ost–West-Verbindungen im Schienennetz zwischen Deutschland und Belgien dar. 1904 aus strategischen Gründen geplant, spielte sie sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg eine zentrale Rolle für den militärischen Truppen- und Materialtransport. 1981 wurde die Bahnstrecke vorläufig außer Betrieb genommen. Kurze Zeit später hat man sie aufwändig saniert und zwischen 1986 und 1999 von der NATO als Zubringer zum Truppenübungsplatz Elsenborn genutzt. 2003 erfolgte die endgültige Stilllegung des Bahnverkehrs. Die alte Trasse ist seit 2015 als Fahrradweg erfahrbar. Neben den Resten dieser einst wichtigen Bahntrasse ist hier auch noch ein Bunker des Westwalls zu sehen, der am 3. März 1945 kampflos an die amerikanischen Truppen übergeben wurde.
Anreise und weitere Informationen
Neben dem individuellen Besuch der Stationen im Rahmen der Archäologietour – mit dem öffentlichen Nahverkehr, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem PKW – besteht die Möglichkeit, gegen eine Gebühr (Erwachsene 24,50 €, Kinder bis 14 Jahre 14,50 €), an einer begleiteten Busexkursion zu allen sechs Stationen teilzunehmen. Sie wird von Guides begleitet, die während der Fahrt über Wissenswertes zur Region und ihrer Geschichte berichten. Alle Busgäste werden mit Headsets ausgestattet. Gehörlose Menschen sind eingeladen, an der Busexkursion in Begleitung einer Dolmetscherin für deutsche Gebärdensprache teilzunehmen. Startpunkt ist der Bahnhof Mechernich. Anmeldungen zur Busexkursion über die Nordeifel Tourismus GmbH unter Tel. 02441. 99457-0 oder online unter www.nordeifel-tourismus.de.
Zum weiteren Programm im Rahmen der Archäologietour zählen zwei Wanderungen. Der Eifelverein Kronenburg bietet um 14.00 Uhr eine 5 km lange leichte Rundwanderung zur Station in Dahlem-Kronenburg an. Treffpunkt ist der LVR-Infopunkt am Kyllradweg, Seeuferstraße 2–6, 53949 Dahlem-Kronenburg. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Nähere Informationen: www.eifelverein-kronenburg.de.
Der Eifelverein Nettersheim bietet um 10 Uhr eine 8 km lange leichte Rundwanderung zum Grünen Pütz in Nettersheim an. Treffpunkt ist das Naturzentrum Eifel, Urftstraße 2–4, 53947 Nettersheim. Anmeldungen an l.lorbach@nettersheim.de.
Hinweise für die individuelle Anfahrt der Stationen sowie weitere Informationen finden man im Faltblatt unter www.bodendenkmalpflege.lvr.de und www.nordeifel-tourismus.de. Oder zum Download hier:
Die Informationen zu den einzelnen Stationen sind nach der Archäologietour auch auf www.kuladig.de abrufbar. Auf dem öffentlichen Online-Portal werden kontinuierlich die erarbeiteten Informationen für alle Archäologietouren nachhaltig zugänglich gemacht. (eB/epa)