In ihrem neuen Buch „Das wollte ich dir nie erzählen“ wirft Sarah Binzenbach ihre Leserinnen und Leser geradewegs ins kalte Wasser der Geschehnisse. Zofia, die Protagonistin der Erzählung, ist nach einem Streit mit ihrem Freund in eine Hütte an einem Fluss geflohen, um für sich allein zu sein und vor allem, um über nichts mehr sprechen zu müssen, besonders nicht über Eddie, jenen anderen Freund seit Kindheitstagen, mit dem irgendetwas geschehen zu sein scheint. Man ahnt zunächst nicht, welches Geheimnis die junge Frau birgt und was es sein könnte, worüber sie in Bezug auf Eddie nicht sprechen möchte, bemerkt allerdings, dass das Thema Wasser von Beginn an eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Während die junge Frau sich fast krampfhaft bemüht, keinen Gedanken an das Geschehene zu verschwenden, geschweige denn, darüber zu reden, ist es merkwürdigerweise der Fluss, der zu sprechen beginnt. Zunächst noch „gluckert und gackert“ er freudig, dann wispert das Wasser ihr „mit leisen Worten etwas zu“, das sie nicht hören will. Doch schließlich greift Zofia zu Papier und Stift, um angeregt durch den Fluss das bislang Ungesagte dennoch zu erzählen, es also gewissermaßen in einen Erzählfluss zu verwandeln und sich damit dem eigenen Angsttrauma zu stellen. Wasser wird dabei auch mehr und mehr zum Bestandteil von Zofias Denken, wenn sie beispielsweise Steine ins Wasser wirft und beobachtet, wie schnell sie von der Strömung verschluckt werden: „Manchmal reißt das Wasser sie noch einige Meter mit, bevor sie tief in den Schlamm sinken. Nehmen, werfen, versenken. Es geht so schnell, dass das Wasser etwas mit sich reißt. Blüten, Steine, Träume.“ Buchrezension: Sarah Binzenbach: „Das wollte ich dir nie erzählen“ weiterlesen