Forschungszentrum Jülich begleitet Renaturierung im Nationalpark Eifel mit TERENO-Projekt – Auf rund 15 Jahre angelegtes Forschungsvorhaben der Helmholtz-Gemeinschaft will Folgen des Klimawandels untersuchen
Eifel – Ab August sollen im Süden des Nationalparks Eifel die letzten großen Waldmaßnahmen zur Renaturierung von Bachtälern starten. Dann werden am Wüstebach großflächig Fichten entnommen, um Wälder aus gebietsheimischen Baumarten zu entwickeln. „Wir möchten hier im Nationalpark dem gebietsheimischen Birken/ Erlenwald auf den Feuchtstandorten entlang der wertvollen, FFH-geschützten Bachtäler seinen Lebensraum zurückgeben“, so Dr. Michael Röös von der Nationalparkverwaltung.
Wissenschaftler des Forschungszentrums Jülich begleiten die Entwicklung in den kommenden Jahren im Rahmen des Vorhabens TERENO (Terrestrial Environmental Observatories). Gemeinsam mit zahlreichen Forschungspartnern wollen sie erstmals langfristig und kontinuierlich untersuchen, welche Auswirkungen dies auf Vorräte und Kreisläufe wichtiger Stoffe, wie des klimarelevanten Kohlendioxids (CO2) hat. Die Maßnahmen sind auch Teil des laufenden LIFE+-Projektes zur naturschutzfachlichen Verbesserung der europäischen NATURA2000-Schutzgebiete im Nationalpark.
„Für die Bodenwissenschaft ist die Überführung von nicht heimischem Fichtenwald in Wälder mit heimischen Baumarten ein spannender Vorgang. Wie reagiert die Umwelt auf die Entfernung eines rund acht Hektar großen Fichtenwaldes? Wie ändern sich kurz-, mittel- und langfristig Wasser-, Kohlenstoff- und Stickstoffhaushalt? Bislang gibt es keine auf über ein Jahrzehnt angelegten Untersuchungen“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Forschungszentrums Jülich und des Nationalparkforstamts Eifel. Der Wüstebach sei dafür gut geeignet. Denn seit 2009 ist das Gebiet ein mit zahlreichen Messapparaturen ausgestatteter Standort von TERENO, einem auf rund 15 Jahre angelegten Forschungsvorhaben der Helmholtz-Gemeinschaft zur Untersuchung der Folgen des Klimawandels.
Dort arbeiten Helmholtz-Zentren, Universitäten und andere Forschungseinrichtungen eng zusammen, um unter anderem Bodenfeuchte, bodenphysikalische Eigenschaften wie etwa Struktur sowie den Austausch von Treibhausgasen zwischen Boden und Atmosphäre kontinuierlich zu erfassen.
„Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass der Untersuchungsbereich ein geschlossenes Wassereinzugsgebiet ist. Das heißt, wir können die Wasser- und Stoffflüsse genau bilanzieren“, erläutert Dr. Thomas Pütz vom Bereich Agrosphäre des Forschungszentrums Jülich.
Die in der Eifel nicht gebietsheimischen Fichten finden sich an vielen Stellen im Nationalpark Eifel. Im Süden des Großschutzgebiets nehmen sie unter anderem als Folge der beiden Weltkriege sehr große Flächen ein. Dem Ziel des Nationalparks entsprechend, einheimische Laubwälder mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt zu schützen, gehört dieser Bereich des Großschutzgebietes zu den langfristigen Entwicklungsbereichen. Die aktive Entwicklung wird dort voraussichtlich mehr als 30 Jahre dauern bis die Waldflächen sich selbst überlassen bleiben können.
Veränderungen durch den Menschen, die natürliche Prozesse auf Dauer stören, werden nach Möglichkeit wieder rückgängig gemacht. Das verbessert zum Beispiel den Lebensraum heimischer und teilweise selten gewordener Kleintiere in Fließgewässern, die auf Laubblätter von Erle, Birke und Weide statt Fichtennadeln als Nahrungsgrundlage angewiesen sind und selbst wiederum anderen Arten als Lebensgrundlage dienen. Aktuelle Studien am Wüstebach zeigen dagegen derzeit noch die typische Vogelwelt artenarmer und gleichaltriger Fichtenwälder. Seltenere Vogelarten und auch die Gruppe der Fledermäuse werden durch die Entwicklung zum Laubwald gefördert.
Während der Arbeiten in der Waldfläche ist der Martinsweg ab dem 1. August voraussichtlich bis Ende September gesperrt. Eine Umleitung wird eingerichtet und ausgeschildert.
(Quelle: Forschungszentrum Jülich und Nationalparkforstamt Eifel im Landesbetrieb Wald und Holz NRW)