Ausstellung im Kreishaus informiert über die Geschichte der Landesgartenschauen, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht – Nationalsozialisten nutzten das positive Bild der Gartenschauen und veranstalteten, „Reichsausstellungen des deutschen Gartenbaus“
Euskirchen – In wenigen Tagen öffnet die Landesgartenschau in Zülpich ihre Pforten. Gartenkultur wird im Kreis Euskirchen seit über 100 Jahren präsentiert und ausgestellt. Das Kreisarchiv Euskirchen und die Historische Kreisbibliothek zeigen im Kreishaus den Wandel der Ziele und Präsentationen in der Gartenwelt im Kreis, in der Region und NRW sowie in Deutschland im Überblick.
In Berlin gründetet sich 1822 der „Verein zur Förderung des Gartenbaus“, der Vorläufer der heutigen „Deutschen Gartenbaugesellschaft“, mit folgenden Zielen: Gartenbauaustellungen veranstalten, Blumenliebe verbreiten und alle Gartenfreunde zu vereinen. Ähnlichen Absichten verfolgten die ersten Gartenvereine, die sich 1857 in Zülpich-Füssenich, 1881 in Lechenich, 1883 in Zülpich und 1911 in Euskirchen gründeten.
„Dem wachsenden Interesse an den botanischen Neuheiten, Züchtungen und technischen Entwicklungen wurde ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen Gartenausstellungen nachgekommen. Exotische Pflanzen, kunstvolle Park- und Gartengestaltung, Neuheiten in der Gartentechnik und dem Gewächshausbau wurden dem breiten Publikum präsentiert“, so Heike Pütz vom Kreisarchiv Euskirchen.
Eine erste Internationale Land- und Gartenbauausstellung fand in Erfurt im September 1865 statt. Seit den 1880er Jahren veranstaltete der „Landwirtschaftliche Verein Rheinpreußen“ regionale, jährliche Saatgutmärkte für die Landwirte. Diese wurden in den 1890er Jahren um Obstmärkte erweitert. Diese Märkte dienten dem Absatz der Ware wie auch der Verbreitung von neuen Zuchten und Errungenschaften in der Region. Jährliche Termine fanden auch in Euskirchen und Zülpich statt, so 1900 Gartenbauaustellung in Lechenich, 1906 Gartenbauaustellung in Lechenich, 1909 Gartenbauausstellung in Zülpich, 1913 Gartenbauausstellung in Euskirchen.
In der Weimarer Republik fanden national drei überregionale Gartenschauen mit z. T. internationaler Beteiligung statt. Auch im Kreisgebiet wurden 1931 bis 1933 weitere Kreisgartenschauen durchgeführt.
„Selbst die Nationalsozialisten nutzen das positive Bild der Gartenschauen und veranstalteten, z.T. in ehemaligen Austragungsorten, ihre Reichsausstellungen des deutschen Gartenbaus.
Durch die Einwirkungen des Zweiten Weltkrieges waren 11.000 von 36.600 Obstbäumen im Altkreis Schleiden 1947 weniger im Bestand“, weiß die Kreisarchivarin.
Die Leistungsschau „Ein Grenzkreis baut auf“, 1949 in Kall, zeigte neben den Ständen der kreisansässigen Industrie, des Handwerks und Handels auch eine Lehrschau des Obst- und Gartenbaus.
Auch der Kreisverband Euskirchen organisierte 1950 eine Obst- und Gemüseschau in Euskirchen. Es folgten weitere Ausstellungen des Kreisverbandes in Kuchenheim 1954, Zülpich 1955 und 1959 in Euskirchen.
Eine Rheinische Landesgartenschau fand 1961 in den Erftauen in Euskirchen statt. 1972 folgte die Landesgartenschau im „Mühlenpark“ in Kommern. Sie war so erfolgreich, dass man danach über eine Landesgartenschau in Zülpich im Jahr 1984 nachdachte.
Seit 1951 finden alle zwei Jahre Bundesgartenschau statt, davon auch einige in der Region: Köln 1957, Köln 1971 und Bonn 1979, diese sogar mit einem Info-Pavillon des Kreises Euskirchen.
Abgerundet wird die Ausstellung im Kreishaus durch Einblicke in die Obstwiesenkultur der Region, in den ehemaligen Braunkohletagebau in Zülpich sowie in Park- und Gartenanlagen im Kreisgebiet.
Die Ausstellung im Kreishaus ist vom 16. April bis Ende Oktober 2014 zu sehen. (epa)