„Gold hat die Menschen schon immer fasziniert“

Der Mechernicher Oliver Wetzel geht täglich mit Edelmetallen und Edelsteinen um – Durch ein Praktikum kam der 44-Jährige zu seinem Traumberuf Goldschmiedemeister

Oliver Wetzel in seiner Werkstatt: Neben der Reparatur entwirft und fertigt er auch individuelle Schmuckstücke. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Oliver Wetzel in seiner Werkstatt: Neben der Reparatur entwirft und fertigt er auch individuelle Schmuckstücke. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Mechernich – „Es ist dieser sehr spezielle Glanz verbunden mit dem warmen, satten Farbton, der mich an Gold immer wieder fasziniert“, sagt Oliver Wetzel mit einem Lächeln auf den Lippen und einem ebenfalls besonderen Glanz in den Augen. Der 44-jährige Goldschmiedemeister geht täglich mit Gold, Silber und wertvollen Steinen um, ist aber immer noch begeistert von seinen Werkstoffen. „Gerade Gold ist wunderbar zu bearbeiten, es ist weich und äußerst vielseitig.“

So könne man das fertige Schmuckstück etwa auf Hochglanz polieren, wodurch es glänzt und funkelt, oder durch behutsames Sandstrahlen so mattieren, dass der tiefe Farbton in den Vordergrund rückt. „Gold hat die Menschen schon immer fasziniert, wahrscheinlich eben wegen des besonderen Glanzes. Ich habe großen Respekt vor der Handwerkskunst vergangener Zeiten – sichtbar etwa bei den alt-ägyptischen Schmuckstücken“, so der Mechernicher.

Die Faszination antiker Kostbarkeiten hält ihn aber nicht davon ab, in seiner Werkstatt neben Stichel und zahlreichen kleinen Zangen, Pinzetten und Meißeln mit einem hochmodernen Lasergerät zu arbeiten. Wetzel: „Das gibt besondere und sehr exakte Bearbeitungsmöglichkeiten, gerade im Zusammenhang mit filigranen Stücken und empfindlichen Steinen.“ Überhaupt liegen ihm Edelsteine sehr am Herzen, hat er doch zusätzlich das Edelsteinfassen gelernt, das eigentlich einen eigenen Ausbildungsberuf darstellt.

Die Spiralringe sind ein Eigenkreation des Mechernicher Goldschmiedemeisters. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Die Spiralringe sind ein Eigenkreation des Mechernicher Goldschmiedemeisters. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Ein Praktikum hatte das erste Interesse an Schmuck schließlich zur Passion und schnell auch Profession werden lassen, berichtet Oliver Wetzel: „Im Geschäft meiner Eltern – mein Vater ist Uhrmacher – hatte ich Ideen für eigne Schmuckstücke entworfen. Auf Eigeninitiative habe ich dann in den Osterferien ein Praktikum bei einem Juwelier in Weilerswist gemacht.“ Dies bedeutete einen Wandel in seinem Lebensweg, denn die Arbeit hatte ihm nicht nur viel Freude bereitet, er machte sich auch so gut, dass der Juwelier ihm sofort eine Lehrstelle anbot. So entschied sich der Schüler vorerst gegen eine weitere Schule, um das Fachabitur oder Abi zu machen, und begann vier Monate später seine Lehre zum Goldschmied. Kaum war er als Geselle übernommen, wollte er mehr über seine wertvollen Werkstoffe erfahren und besuchte die Meisterschule in Köln – und machte dabei auch gleich das Fachabitur nach. Wetzel: „Das war eine durchaus anstrengende Zeit – neben dem Beruf abends nach Köln zur Schule, oft erst um elf Uhr nachts wieder zuhause und dann noch zwei Stunden lernen – um am nächsten Tag wieder pünktlich bei der Arbeit zu sein.“

Heute, mit Frau und drei Kindern, würde er sich auf ein solches Pensum nicht mehr einlassen wollen, sagt er: „Aber zu der Zeit war ich ein junger, unabhängiger Mann, da ging das noch.“ Ausgelernt habe er allerdings nie: „Ich gewinne immer mehr Erfahrung dazu, jede Legierung ist anders.“ Die vielseitigen Metallverbindungen stellt er auch selbst her. Oliver Wetzel: „Mit dem Werkstoff ist alles möglich, man kann es schweißen, löten, formen: Aus einem Stück Walzdraht etwa kann man nach dem Schmelzen ein Blech erstellen, zwei Stücke davon je zu einer Halbschale formen und dann zu einer perfekten Kugel zusammenschweißen.“

Ein hochmodernes Lasergerät ist bei Oliver Mechernich für besondere Arbeiten im Einsatz. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Ein hochmodernes Lasergerät ist bei Oliver Mechernich für besondere Arbeiten im Einsatz. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

Auch wenn gerade die Reparatur oder Anpassung von Schmuckstücken den größten Teil seiner alltäglichen Arbeit ausmacht – in seinem Mechernicher Geschäft direkt am Brunnenplatz arbeitet Wetzel zusammen mit einer weiteren Goldschmiedin auch für Juweliere aus anderen Kommunen im Kreis sowie für eine Kaufhauskette, deren Aufträge aus den Standorten Euskirchen und Bonn an ihn gegeben werden – nimmt er sich immer wieder auch Zeit für eigene Kreationen oder fertigt Einzelstücke nach Wünschen von Kunden an. Väterlicherseits vorgeprägt hat er natürlich auch Uhren sowie deren Wartung und Reparatur im Programm – sein Herz schlägt aber vor allem für die Schmuckbearbeitung.

Feinarbeit ist beim Fassen von Edelsteinen gefragt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa
Feinarbeit ist beim Fassen von Edelsteinen gefragt. Bild: Tameer Gunnar Eden/Eifeler Presse Agentur/epa

„Man braucht dafür neben guten Augen und handwerklichem Geschick vor allem Aufmerksamkeit für Material und Werkstoff“, so der Goldschmiedemeister. Feile und Säge gehörten zu den wichtigsten Werkzeugen. Dabei müsse man auch sehr auf sein Gefühl achtgeben. Läuft das Sägeblatt exakt oder muss es ausgetauscht werden? Stimmt der Druck auf der Feile? Jede Legierung stelle eigene Anforderungen.

Einen Ausgleich zu seiner filigranen Tätigkeit findet Oliver Wetzel im Sportklettern, auf Klettersteigen im Allgäu und auf Trecking-Touren etwa durch Schottland oder Schweden. Wetzel: „Im März geht es auf zu einem Traumziel von mir: Ich mache eine Tour in Nepal.“

Weitere Informationen im Internet: www.juwelier-wetzel.de

Eifeler Presse Agentur/epa

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