Unter Betreiberin Johanna Scholzen wurden Kurhaus und Parkrestaurant Gemünd wieder zu Topadressen im Gast- und Veranstaltungsgewerbe der Stadt Schleiden – Die 68-Jährige geht Ende April 2019 in den Ruhestand – Mit Stefan und Sabrina Nettersheim aus Harperscheid wurden kompetente neue Pächter gefunden – Veranstaltungen gehen nahtlos weiter
Gemünd – Wenn man im Gemünder „Parkrestaurant“ zu Gast ist, könnte man meinen, das Haus werde von Zwillingen oder gar Drillingen geleitet. Doch in Wirklichkeit handelt es sich nur um eine Person, nämlich um Johanna Scholzen, die dort gerade mit einem Servierwagen im Aufzug zu den Tagungsräumen verschwindet, gefühlte fünf Sekunden später die Blumenarrangements im Restaurant kontrolliert und nochmals fünf Sekunden später einen Wagen frisch gebügelter Tischdecken quer durch den Raum schiebt. Sitzen und ausruhen sind Fremdwörter für die 68-Jährige.
Immer gibt es irgendetwas zu tun, immer ist irgendetwas noch nicht ganz perfekt. Seit 40 Jahren arbeitet Johanna Scholzen bereits in diesem für Gemünd geschichtsträchtigen Restaurant, kennt jede Ecke, jeden Winkel und jede Macke des großen Hauses. Angefangen hatte sie als Aushilfe. Damals Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre wurde das Haus von Willi Bornheim geleitet. „Mehrmals im Jahr hatten wir über 490 Mitarbeiter von Rheinbraun zu Gast. Damals wusste ich, wer das überlebt, der überlebt alles“, erzählt sie, nachdem sie endlich Zeit findet, auf einem Stuhl Platz zu nehmen, allerdings nur auf der äußeren Kante, denn jeden Moment kann sie wieder irgendwo gebraucht werden.
Artur Scholzen war von dem Potenzial des großen Restaurationsbetriebes 2004 im Gründungsjahr des Nationalparks Eifel überzeugt. Aus diesem Grund entschloss er sich, das Restaurant samt Kleinem und Großen Kursaal sowie die Seminarräume und die Außengastronomie zu übernehmen. Und nachdem die Stadt Schleiden gemeinsam mit der Gemünder Park-Restaurant GmbH eine aufwendige Sanierung und Modernisierung des gesamten Gebäudekomplexes vorgenommen hatte, konnte es im März 2005 endlich losgehen.
Seither hat sich vieles verändert. Durch die engagierte Arbeit von Johanna Scholzen erlebte das Kurhaus einen neuen Frühling. Zahlreiche Veranstaltungen wie Theater, Kabarett, Tanzaufführungen, Konzerte oder Fachmessen konnten sich dauerhaft im Kurhaus etablieren. Mehr und mehr wurde die Immobilie auch für die Ausrichtung von Feierlichkeiten wie Abiturbällen, Firmenfesten, Hochzeiten oder auch Kundenveranstaltungen aus der gesamten Region gebucht.
Heute besitzt die Veranstaltungsstätte mit ihren zahlreichen Möglichkeiten längst ein Alleinstellungsmerkmal für die Stadt Schleiden. Das Erfolgsrezept von Johanna Scholzen scheint dabei zunächst ganz einfach: „Man muss in diesem Haus und mit den Menschen, die zu einem kommen, leben, und darf nicht zu bang sein, um zu arbeiten. Wichtig ist, dass man die Fähigkeiten die man hat, zum Wohle des Gastes aber auch für sich selbst nutzt“, sagt sie. Mit einem Acht-Stunden-Tag komme man dabei allerdings nicht aus. Die Arbeit erfordere einen Dauereinsatz, sieben Tage in der Woche.
Dabei müsse sie sich natürlich auf ihr Team, bestehend aus vier Mitarbeitern in der Küche und drei bis vier Servicekräften, verlassen können. Je nach Größe der Veranstaltung kämen noch eine Reihe Aushilfen hinzu, die man jedes Mal an und abmelden müsse. „Da laufen sie sich zum Steuerberater ein Pättchen“, sagt sie und lacht.
Die Arbeit bestehe vor allem aus wiederkehrenden Tätigkeiten und vorausschauendem Handeln. „Man muss abends schon alles für den nächsten Tag vorbereitet haben, sonst gerät man schnell in Hektik“, sagt die 68-Jährige, die über Begriffe wie „langes Wochenende“ oder „Brückentag“ nur den Kopf schütteln kann. „Ich stamme aus einem kleinen Bauernbetrieb. Wir hatten einige Kühe, die hatten auch kein langes Wochenende, sondern jeden Tag Hunger“, sagt sie, um zu erklären, warum ihr diese Art von harter Arbeit nichts ausmache. „Wenn man etwas mit Herz und Seele betreibt, dann fällt einem diese Arbeit nicht schwer“, ist sie überzeugt.
Johanna Scholzen ist allerdings keine Einzelkämpferin, sondern eine echte Netzwerkerin, die den Kontakt zu anderen touristischen Betrieben sucht und Kooperation mehr schätzt als den Konkurrenzkampf. „Es ist doch besser, man spielt sich gegenseitig den Ball zu, als ihn in die Heide zu kicken“, sagt sie. Gerade der Tourismus vertrage keine Einzelkämpfer, sondern erfordere, dass man das Wohl des Gastes absolut setze und nicht den eigenen Gewinn. „Nur ein zufriedener Gast kommt auch wieder“, sagt sie, „und davon profitieren wir dann alle.“ Überhaupt müsse man in diesem Gewerbe Dienstleister im wahrsten Sinne des Wortes sein. „Man muss dienen und leisten und dem Gast das Gefühl des Aufgehobenseins vermitteln.“
Für sie sei es daher die größte Belohnung, wenn Gäste ihrer Zufriedenheit auch Ausdruck verleihen würden. „Ein nettes Wort, ein schöner Spruch im Gästebuch, das ist es, wovon man zehrt“, sagt Johanna Scholzen. Gerade bei den Ü-50-Nachmittagen habe sie schon viele schöne und gesellige Stunden mit großer Wertschätzung erlebt. Der Erbbaurechtsvertrag endet am 30. April 2019. „Dann muss ein Neuer ran“, sagt sie.
Was sie dann mit ihrer Freizeit anfängt, darüber nachzudenken, hat sie bislang noch keine Zeit gehabt. Aber nur zu Hause sitzen und anderen Leuten auf die Nerven zu fallen, das sei nicht ihr Ding. Sie will das gerade noch genauer erklären, da wird sie in einen der Tagungsräume gerufen. Und schwupps ist sie wieder weg.
Auch Udo Meister, Bürgermeister Schleiden, weiß, was die Stadt an Frau Scholzen hat: „Frau Scholzen hat in den vergangenen 15 Jahren mit ihrem Team das Gemünder Parkrestaurant und den Kursaal geprägt und mit Herz und Seele geführt. Wer im Kreis Euskirchen Veranstaltungssäle bis zu 500 Personen mit Bühne, Restauration und Außengastronomie sucht, kommt am Kurhaus und Parkrestaurant nicht vorbei. Wir mussten daher sorgfältig und lange schauen, um einen würdigen Nachfolger für Johanna Scholzen zu finden.“
Da viele Veranstaltungen bereits mehrere Monate und Jahre im Voraus gebucht würden, sei es für den weiteren Betrieb des Kurhauses von elementarer Bedeutung, dass die vielen turnusmäßigen Veranstaltungen im kleinen und großen Kursaal fortgeführt werden können. Nach vielen Gesprächen, die der Bürgermeister und der Erste Beigeordnete der Nationalparkkommune, Marcel Wolter, mit potenziellen Betreibern tätigten und nach Beratungen mit der Kreiswirtschaftsförderung, fiel die Wahl jetzt auf Stefan und Sabrina Nettersheim.
Die beiden leben in Harperscheid und haben drei Kinder. Stefan Nettersheim machte 2002 im Hotel Restaurant „Wolfsschlucht“ in Bad Münstereifel seine Ausbildung zum Koch und wurde danach übernommen. Während seines Grundwehrdienstes erkannte man rasch, dass seine wahre Begabung nicht im Feld, sondern eben in der Küche zu finden war. Die letzten sechs Monate verbrachte er daher als Koch in leitender Tätigkeit im Offiziers-Casino.
„Nach der Bundeswehrzeit war ich eine Zeitlang in Köln tätig, habe aber rasch bemerkt, dass ich meine Verbundenheit mit der Eifel nicht so leicht aufgeben konnte. Also bin ich in die »Wolfsschlucht« zurückgekehrt, wo ich im August 2007 stellvertretender Küchenchef wurde“, so Nettersheim.
Es folgten zahlreiche Weiterbildungsmaßnahmen. Stefan Nettersheim ließ sich beispielsweise in Mitarbeiterführung schulen, erhielt Einblicke in Volkswirtschaft, Recht und Steuern, in Unternehmensführung, Controlling und Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Informationsmanagement und Kommunikation. In allen Bereichen legte er Prüfungen ab.
Seit 2011 ist er im Hotel Restaurant „Der Seehof“ in Schwammenauel Küchenchef. „Auch wenn es noch ein Jahr hin ist, so machen wir uns schon jetzt täglich Gedanken darüber, wie wir die Großimmobilie weiter mit Leben füllen wollen“, berichtet Stefan Nettersheim. Er möchte vor allem noch mehr Tagungen in das Kurhaus holen. „Ich hoffe, dass wir gut mit den angrenzenden Hoteliers zusammenarbeiten und dass die Stammgäste dem Parkrestaurant auch unter unserer Führung treu bleiben.“
Selbstverständlich würden dort weiterhin Taufen und Hochzeiten stattfinden sowie die vielen regelmäßigen Veranstaltungen im kleinen und großen Kursaal. Auch der Theaterverein Schleidener Tal und die KG Rot-Weiß Gemünd könnten ihre Veranstaltungen im derzeitigen Umfang weiter fortsetzen. Im Restaurantbetrieb möchte Stefan Nettersheim allerdings noch mehr auf regionale Produkte setzen. „Wir möchten gern auch mal den Versuch wagen, neben der eigentlichen Speisekarte alte Eifeler Gerichte anzubieten, so wie man sie früher gern gegessen hat.“
„Ganz wichtig ist uns auch die Familienfreundlichkeit des Restaurants“, fügt Sabrina Nettersheim hinzu, „nach holländischem Vorbild würden wir gern ein Spielzimmer einrichten, in dem der Nachwuchs sich austoben kann, sobald er keine Lust mehr hat, brav am Tisch zu sitzen.“ Die dreifache Mutter weiß, wovon sie redet. Stefan und Sabrina Nettersheim sind sich im Klaren darüber, dass es eine gigantische Herausforderung ist, die Großimmobilie weiterhin erfolgreich zu bewirtschaften.
„Ganz allein werden wir das sicherlich nicht schaffen, ohne dass das Familienleben darunter leiden würde“, zeigt sich Stefan Nettersheim realistisch, „aber ich bin überzeugt, dass uns die künftige Belegschaft bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe tatkräftig unterstützen wird.“
Kontakt / Reservierungsanfragen ab dem 1. Mai 2019:
Stefan Nettersheim
Telefon 02485 955568
E-Mail kurhaus-gemuend1.5.2019@t-online.de