Naci Sahin mit Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet

Seit 1972 kümmert sich der „türkische Bürgermeister“ Euskirchens um türkische Bürger – Verschiedene interreligiöse Dialoge veranstaltet – Dolmetscher für die Caritas

Landrat Günter Rosenke (r.) überreicht Naci Sahin die Bundesverdienstmedaille. Bild: Walter Thomaßen, Kreispressestelle
Landrat Günter Rosenke (r.) überreicht Naci Sahin die Bundesverdienstmedaille. Bild: Walter Thomaßen, Kreispressestelle

Euskirchen – Der „Mann mit der grünen Mütze“, Naci Sahin, hat jetzt in würdigender Anerkennung seines jahrzehntelangen Engagements zur Integration türkischer Bürger in die Gesellschaft, die Stadt und den Kreis Euskirchen die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen bekommen. Landrat Günter Rosenke hat Naci Sahin die Ordensinsignien im Rahmen einer kleinen Feierstunde überreicht.

Naci Sahin ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Er kam 1972 aus der Türkei nach Deutschland und erwarb 2005 die deutsche Staatsangehörigkeit. Von 1990 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2007 arbeitete er als Erzieher in der Jugendhilfeeinrichtung „Jugend-Wohnwerkstatt TUWAS e.V.“ in KalI.

In seiner Freizeit sammelte er mit Jugendlichen der Einrichtung, die sich zur Umweltgruppe „Distel“ zusammengeschlossen hatten, Altglas. „Das förderte die Anerkennung der Jugendlichen und baute Vorurteile gegenüber der Heimerziehung ab“, so der Landrat in seiner Laudtaio.

Seit seiner Ankunft in Deutschland kümmere sich Naci Sahin um türkische Bürger, berate sie und begleite sie als Dolmetscher bei Behördengängen. Türkische Jugendliche, die wegen erheblicher Sprachmängel keinen Schulabschluss erreichen könnten oder straffällig geworden seien, unterstütze er bei ihrem Weg ins Arbeitsleben.

Den ersten Ausländerbeirat der Stadt Euskirchen, der zunächst von März 1995 bis September 1996 bestand, leitete er als Vorsitzender.
Auch im zweiten Ausländerbeirat, der 1999 gewählt wurde, war er von 2004 bis 2006 Vorsitzender und gehörte verschiedenen Fachausschüssen als beratendes Mitglied an, so u. a. dem Flüchtlingsrat des Kreises Euskirchen und dem Caritasverband für das Kreisdekanat Euskirchen.

„Tatkräftig beteiligt er sich an der Planung und Durchführung der verschiedenen Veranstaltungen, von denen viele ohne seine Hilfe und Kenntnis nicht zustande gekommen wären“, so Rosenke weiter.
Immer wieder begleitete er die Mitarbeiter des Caritasverbandes als Mittler und Dolmetscher bei ihrer Arbeit in den Flüchtlingsunterkünften. Sahin war darüber hinaus Mitgründer des türkisch-islamischen Kulturvereins Euskirchen, der das gegenseitige Verständnis und das friedliche Miteinander von ausländischen und deutschen Bürgern fördert.

1996 rief er die Veranstaltungsreihe „Zur Geschichte der deutschtürkischen Freundschaft“ ins Leben. Von 2001 bis 2004 gestaltete er ein Bündnis gegen Ausgrenzung und von 2004 bis 2006 unterstützte er die Kulturinitiative Kall.kul-tur, die jungen Bands mit und ohne Migrationshintergrund kostenlose Auftritte ermöglicht.

„Naci Sahin versteht es bis heute, Brücken insbesondere zwischen Deutschen und Türken zu schlagen. In seinem Bemühen, zwischen Menschen islamischen und christlichen Glaubens zu vermitteln, organisierte er bereits Ende der 1990er Jahre verschiedene interreligiöse Dialoge, deren Teilnehmer unterschiedlichen Religionen angehörten“, stellte der Landrat weitere Verdienste Sahins dar.

Um das gemeinsame Gespräch zwischen den Vertretern der Evangelischen, der Katholischen und der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu erleichtern, übernehme er regelmäßig die Funktion des Dolmetschers.

Der SPD-Ortsverein Euskirchen ehrte Herrn Sahin, der in der Euskirchener Bevölkerung allgemein als „türkischer Bürgermeister“ bekannt ist, im Jahr 2000 mit dem Förderpreis für Zivilcourage und soziales Engagement.

Sein Idealismus, sein Gemeinsinn und seine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, hätten ihn veranlasst, sich 2005 als unabhängiger Kandidat für den Deutschen Bundestag aufstellen zu lassen. Diesen Einsatz würdigte der DBB-Kreisverband Euskirchen im selben Jahr mit einer öffentlichen Ehrung.

„In würdiger Anerkennung seines langjährigen Engagements im kulturellen und sozialen Bereich hat Bundespräsident Joachim Gauck Naci Sahin die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen“, so der Landrat: „Ihr Engagement und Ihre Energie imponieren mir sehr und umso mehr freut es mich, mit Ihnen einen verdienten Bürger unseres Kreises auszeichnen zu dürfen.“

Es hätte, so Rosenke weiter, keinen besseren Moment für diese Ehrung geben können als diese Tage, in denen das Thema Flüchtlinge, Migration und Integration die Tagesberichterstattungen der Presse fülle. (epa)

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