Auch im Kreis Euskirchen ist man froh, dass der Bund jetzt auf die Linie der Region eingeschwenkt ist – Etschenberg: „Bis zur Abschaltung der maroden Blöcke werden wir unseren Weg unbeirrt weitergehen“
Kreis Euskirchen/Region – „Die Reaktorsicherheitskommission hat Zweifel daran, dass die fehlerhaften Reaktordruckbehälter in den beiden Kraftwerken im Störfall über ausreichende Sicherheitsreserven verfügen“, heißt es in einer Pressemitteilung der StädteRegion Aachen. Bereits im Februar hatte die StädteRegion Aachen vor dem belgischen Staatsrat Klage gegen das Wiederhochfahren von Tihange 2 eingelegt. Zwischenzeitlichen haben sich über 60 Kommunen aus den Niederlanden, Luxemburg und Deutschland den Aktivitäten der StädteRegion Aachen gegen „Tihange 2“ angeschlossen; darunter auch der Kreis Euskirchen und die Städte Köln, Düsseldorf und Maastricht. Erst vergangene Woche hatte auch das Land NRW erklärt, sich der Klage der StädteRegion Aachen anzuschließen.
Städteregionsrat Helmut Etschenberg fühlt sich in seiner konsequenten Haltung bestätigt. „Besonders die von den deutschen und belgischen Fachleuten angesprochene, nicht zu garantierende Sicherheit bei einem Störfall bestätigt die Argumentation der StädteRegion. Noch vor wenigen Wochen hat man die Sorgen der Menschen in unserer Region nicht ernst genommen. Ich bin deshalb sehr froh, dass nunmehr auch bei der deutschen Umweltministerin ein Umdenken dazu geführt hat, gegenüber den belgischen Behörden zumindest den Wunsch zu äußern, Tihange 2 und Doel 3 abzuschalten.“ Beide Anlagen waren wegen tausender Risse („Wasserstoffflocken“) in den Reaktordruckbehältern und etlichen Störfällen in die Schlagzeilen geraten.
„Letztlich hätte man es sich im Interesse der Menschen früher gewünscht, aber nun erkennt auch die unabhängige Reaktorsicherheitskommission und mit ihr die Bundesregierung: Tihange ist nicht sicher und muss vom Netz – besser heute als morgen“, so Etschenberg.
Es bleibt jetzt abzuwarten, ob die belgischen Behörden dem Wunsch der Ministerin nachkommen. „Bis zur Abschaltung der maroden Blöcke werden wir unseren Weg unbeirrt weitergehen“, erklärt Etschenberg. „Erst eine detaillierte Überprüfung und gründliche Untersuchung von unabhängigen Experten kann dazu beitragen, verlorenes Vertrauen in die Sicherheit der Reaktoren zurückzubringen.“ Solange wirbt Etschenberg bei den weit mehr als 60 Partnern der strategischen Allianz „DreiländerRegion gegen Tihange“ dafür, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
„Es ist ein großer Erfolg der kommunalen Ebene, dass nach dem Land NRW, das der Klage der StädteRegion Aachen beitritt, nun auch der Bund einen Kurswechsel vornimmt“, so Etschenberg. „Hier zeigt sich wieder einmal, dass man auf der kommunalen Ebene seinen eigenen Überzeugungen folgen muss und sich nicht von einer Landes- oder Bundesregierung in seinem Vorgehen beeinflussen lassen darf“, ist der Städteregionsrat überzeugt.
Als nächster bedeutender Schritt ist ein gemeinsamer Termin der Kommunen bei der EU-Kommission geplant. Ziel ist es, dem amtierenden EU-Kommissar für Energie Miguel Arias Cañete einen Fragenkatalog zu überreichen und ihn um Auskunft über die der Kommission vorliegenden Informationen in Sachen Tihange zu bitten. Die Gruppe wird in Brüssel von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz empfangen. Der Termin soll im Mai stattfinden.
„Ohne das konsequente Vorgehen der StädteRegion Aachen und die kraftvolle Unterstützung der inzwischen mehr als 60 Kommunen aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz sowie den Niederlanden und aus Luxemburg hätte es die Entwicklung des Klagebeitritts des Landes und den Paradigmenwechsel beim Bundesumweltministerium nicht gegeben“, stellt Etschenberg selbstbewusst fest. „Ich bin davon überzeugt, dass es gelingen wird, Tihange 2 abzuschalten und diesem Ziel sind wir heute wieder ein Stück näher gekommen.“ (eB/epa)