Nicht nur politische Verbindungen und familiäre Freundschaften sind aus der Partnerschaft des bretonischen Pont-l‘Abbe mit der Nationalparkstadt entstanden, sondern sogar Ehen – Update: Video dazu am Ende des Beitrages
Schleiden/Pont-l‘Abbe – Seit 40 Jahren währt die Städtepartnerschaft zwischen der Stadt Schleiden und dem französischen Pont-l’Abbé, einer gut 8000 Einwohner großen Stadt in der Bretagne. Beim Besuch einer rund 40-köpfigen französischen Delegation über das verlängerte Wochenende um Christi Himmelfahrt in der Nationalparkstadt Schleiden wurde nicht nur „viel gegessen und ausreichend getrunken“, wie Udo Meister, Bürgermeister Stadt Schleiden, augenzwinkernd anmerkte, sondern vor allem eine deutsch-französische Freundschaft gepflegt, deren Wert durch die aktuelle politischen Lage noch bedeutsamer wurde.
Udo Meister zitierte während des Festaktes im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium den Schriftsteller und Journalisten Kurt Tucholsky: „Freundschaft, das ist wie Heimat.“ Die Bürger und Bürgerinnen der Städte Schleiden und Pont-l´Abbe hätten dies nicht nur in der 40 Jahre währenden Städtepartnerschaft bei gegenseitigen Besuchen erleben können, dieser Gedanke sei auch bereits in der Urkunde zur Partnerschaft formuliert worden, ebenso wie der ausdrückliche Wunsch, damit zu einem friedlicherem, geeinten Europa beizutragen.
Gerade in der aktuellen politischen Lage sei dies wichtig, wie auch Landrat Günter Rosenke in seiner Rede betonte: „Europa steht vor großen Herausforderungen. Die Eurozone konnte nur durch größte Anstrengungen vor dem Zerfall bewahrt werden. Populistische Parteien gewinnen an Bedeutung.“ Einen sehr wichtigen Anteil auch zur Fortführung der Städtepartnerschaft hätte die Jugend, wie Meister sagte. Deshalb wandte er sich mit einem Wunsch an seinen französischen Amtskollegen Stéphane Le Doaré, Bürgermeister Pont-l‘Abbe: „Lieber Stephane, lass uns den Austausch unserer Schulen neu beleben.“
Die Vorsitzende des französischen Städtepartnerschaftsvereins, Marie-Claire Le Corre, sowie ihr Pendant auf Schleidener Seite, Gregor Scheld, betonten die Herzlichkeit der Freundschaft, aus der sogar Ehen entstanden seien. Als Zeichen im öffentlichen Raum gebe es in Schleiden den Pont-l‘Abbe-Platz und in Pont-l‘Abbe die „Rue Schleiden“.
1978 habe sich die erste Delegation aus Pont-l‘Abbe mit dem damaligen Bürgermeister Henri-Maurice Benard nach Schleiden aufgemacht, wie Stéphane Le Doaré berichtete – keine Selbstverständlichkeit, waren unter den Reisenden doch Menschen, die den Zweiten Weltkrieg nicht nur miterlebt, sondern durch die kriegerischen Auseinandersetzungen auch Angehörige verloren hatten. Le Doaré: „Doch der Empfang in Schleiden war so herzlich, dass eine Freundschaft entstand, die nie abgerissen ist.“
Die wachsenden Freundschaften seien ein starkes Symbol, auf das man stolz seien könnte, gerade wenn man bedenke, welche tiefen Wunden durch das Nazi-Regime geschlagen wurden, so Le Doaré: „Dieses Symbol stellt den Willen dar, sich für ein friedliches Europa einzusetzen, sich wertzuschätzen, sich zu lieben.“ Auf kommunaler Ebene seien die Beteiligten der Städtepartnerschaft Beispiel und Botschafter dafür.
Wie diese Freundschaft belebt wird, konnten die Reisenden zusammen mit den Gastgebern bei einem abwechslungsreichen Kulturprogramm erleben. So ging es etwa zu einer Karikaturenausstellung im Schleidener Rathaus, in der sowohl deutsche als auch französische Zeichner das deutsch-französische Verhältnis mit spitzer Feder aufs Korn nahmen. Gäste und Gastgeber besuchten darüber hinaus das ebenfalls deutsch-französische Projekt „Kunst im Fluss“, unternahmen eine Bootsfahrt auf dem Rursee und fuhren nach Vogelsang, wo sie sich wahlweise die NS-Dokumentation oder die große naturkundliche Ausstellung anschauen konnten. Der überwiegende Teil der Franzosen entschied sich für die Natur.
Gemeinsam pflanzten die beiden Bürgermeister einen symbolträchtigen Apfelbaum auf dem Pont-l’Abbé-Platz in Schleiden. Ein weiterer Höhepunkt war ein großes gemeinsames Fest, bei dem die Besucher von bretonischer Musik der Band „An Erminig“ mitgerissen wurden. Franzosen und Deutsche schwangen zu den eingängigen Rhythmen bis spät in die Nacht hinein gemeinsam im Festzelt das Tanzbein, bevor sie das Höhenfeuerwerk zur Partnerschaftsfeier nach draußen lockte.