10.050 Tier-und Pflanzenarten zählten die Forscher zum Stichtag – Mausohrmännchen X78766 ist bereits 15 Jahre alt –
Schleiden-Vogelsang – „In 2017 wurde die Grenze von 10.000 erfassten Tier- und Pflanzenarten im Nationalpark Eifel erreicht. Darunter mehr als 2.300 Arten, die gefährdet sind“, so präsentierte der Leiter der Nationalparkverwaltung Eifel, Dr. Michael Röös, den neuen Leistungsbericht 2017 zur Jahrespressekonferenz. Dieser enthält neben der Artenerfassung weitere Bündel an spannenden Zahlen, Daten und Fakten aus vielen Bereichen der Nationalparkarbeit. Das Highlight: Die extrem seltene Brillengrasmücke lebt auf der Dreiborner Hochfläche, es ist der erste Nachweis des Mittelmeervogels für NRW. Weitere Neuigkeiten gab es aus der Umweltbildung zu berichten: Mit der Einführung von Nationalpark-Kitas entstand im Fachgebiet Umweltbildung eine neue Kooperation und das Nationalpark-Zentrum Eifel testete 2017 erstmals seine neu entwickelten Schulklassenprogramme für die Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“.
10.050 Tier-und Pflanzenarten zählten die Forscher zum Stichtag des 31.12.2017. Hinter diesem Zwischenstand der erfassten Artenvielfalt stecken unendlich viel Stunden der Kartierung, Bestimmung, Einordnung und Dokumentation der gefundenen Arten. Mit Hilfe zahlreicher haupt- und ehrenamtlicher Experten gelang es, sich einen Überblick über die vorkommenden Pilze, Pflanzen und der Tiere zu verschaffen.
„Für uns ist die Brillengrasmücke die Art des Jahres 2017. Im vergangenen Jahr konnte erstmals für Mitteleuropa ein Brutnachweis dieser Vogelart, die eigentlich im Mittelmeerraum lebt, erbracht werden“, gibt Sönke Twietmeyer vom Fachgebiet Forschung und Dokumentation bekannt. Die Elterntiere zogen auf der Dreiborner Hochfläche fünf Jungvögel auf. Herausragend sei zudem der in NRW vom Aussterben bedrohte Wendehals, der mit mehr als acht Brutpaaren im Nationalpark lebt. Er zählt zu den sieben im Nationalpark Eifel vorkommenden Spechtarten.
Die weitaus artenreichste Gruppe der 10.050 Arten ist mit über 50 Prozent die der Insekten, vor allem Käfer, Schmetterlinge, Haut- und Zweiflügler. Wichtiger als die hohe Zahl ist jedoch die Bedeutung der Arten. So gibt es besonders viele nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Richtlinie (Anhang 2 und 4) geschützte Arten, die von hoher Bedeutung sind, darunter: Wildkatze, Biber, viele Fledermausarten, Mauereidechse, Schlingnatter, Kreuzkröte, Nördlicher Kammmolch und Blauschillernder Feuerfalter.
Vor allem die Fledermäuse sind wichtige Indikatoren für die Qualität eines Waldes. In den ersten Jahren nach Nationalparkgründung wurde diese Tierart intensiv untersucht und 2017 wieder aufgenommen. „Besonders freute uns bei der Wiederaufnahme der Fledermausuntersuchungen, dass wir einen alten Bekannten wieder getroffen haben. Mausohrmännchen X78766 hatten wir im Gründungsjahr 2004 gefangen und beringt. Jetzt ging die Fledermaus wieder ins Netz und ist schon über 15 Jahre alt!“, berichtet der Biogeograph Twietmeyer fasziniert. Fledermäuse können im Vergleich zu anderen Kleinsäugern enorm alt werden.
Besondere Verantwortung trägt der Nationalpark auch für einige seltene Schmetterlingsarten wie den Blauschillernden Feuerfalter und für die Sumpfspitzmaus.
Für die Nationalparkverwaltung stellt die Inventarisierung des Artenbestandes in den ersten 10 bis 15 Jahren eine Grundlage für nachfolgende Forschungsarbeiten. Dann gilt es, Zustand und Entwicklung der Lebensräume im Nationalpark zu untersuchen. Schwerpunkt: Untersuchungen zur Waldentwicklung unter Prozessschutz in Waldbereichen mit unterschiedlicher Naturnähe, auf Freiflächen sowie auf Grünland in freier Entwicklung. Ebenso werden Kleinstlebewesen in verschiedenen Fließgewässern, der Wildtierbestand und sein Einfluss auf die Waldentwicklung Schwerpunkte bilden.
Nach dem Vorbild der Nationalpark-Schulen wurde 2017 ein Projekt für die Jüngsten getestet: Damit reagierte das Fachgebiet Umweltbildung auf die Nachfrage von Kindergärten der Region. Eine Pilotgruppe aus acht Kitas durchlief die Testphase und schloss sie im November mit durchweg positiven Rückmeldungen. So ging ab 2018 die Zertifizierung von Nationalpark-Kindergärten mit 33 Einrichtungen an den Start.
Erstmals kamen die vom Nationalpark-Zentrum Eifel entwickelten Programme für Schulklassen zum Einsatz. Darunter Halbtags- und Ganztagsprogramme für verschiedene Schulformen. Die an die Lehrpläne angepassten Angebote wurden im Dialog mit Nationalpark-Schulen getestet. Darüber hinaus hat sich die Ausstellung „Wildnis(t)räume“ als außerschulischer Lernort und im Netzwerk „Schule der Zukunft“ positioniert. Zudem machen spezielle Themen- und Saisonführungen den Besuch der großen Nationalparkausstellung noch interessanter.
Der Jahresbericht blickt auf die 10-Jahresjubliäen von gleich vier erfolgreichen Einrichtungen zurück: Die Wildniswerkstatt Düttling und das dazu fußläufig gelegene und ebenfalls barrierefreie Nationalpark-Gästehaus in Heimbach-Hergarten, das Nationalpark-Tor in Monschau-Höfen und der Nationalpark-Infopunkt in Hürtgenwald-Zerkall. Das Wanderangebot „Wildnis-Trail – in vier Tagen durch den Nationalpark Eifel“ feierte im Berichtsjahr nicht nur sein 10jähriges Bestehen, sondern verzeichnete auch den 5.000sten Bucher des dazu entwickelten Arrangements. (eB)