Viola Lehmert und Colin Schubert projektierten und bauten ein „multifunktionales Gerät für dynamische, gestaffelte Beschallung“ – MINT-AG-Leiter Stefan Marenbach: „Der fachliche Tiefgang des Projekts ist einfach bemerkenswert“
Schleiden – Wer beim Rotary-Wettbewerb „Spaß an Technik“ teilnimmt, es bis ins Finale auf Burg Namedy in Andernach schafft und dann auch noch den mit 1000 Euro dotierten Sonderpreis Technik abräumt, der muss schon einiges auf dem Kasten haben. Viola Lehmert und Colin Schubert vom Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden sind zwei solche Technikfreaks, die es bis aufs Treppchen schafften, weil sie das, was sie auf dem Kasten haben, in einen Kasten gepackt haben: In der MINT-AG ihres Lehrers Stefan Marenbach, der seine Leidenschaft für die Naturwissenschaft seit Jahren an seine Schülerinnen und Schüler weitergibt, haben sie ein „Multifunktionales Gerät für dynamische, gestaffelte Beschallung“ entwickelt. Und das keinesfalls aus rein theoretischen Überlegungen heraus, sondern weil genau ein solches Gerät an der Schule fehlte.
„Uns ist aufgefallen, dass es bei Veranstaltungen in der Schule, in denen der Raum über Lautsprecher beschallt wurde, oft einen Echoeffekt gab“, berichtete Colin Schubert. Diesem Problem mussten die beiden jungen Forscher selbstverständlich sogleich auf den Grund gehen. Dabei entdeckten sie, dass der Raum mit zwei Lautsprecherpaaren beschallt wurde, die parallel geschaltet waren. Das erste Paar stand direkt an der Bühne, das zweite in der Mitte des Raums. „Ein Zuhörer, der hinter dem zweiten Paar Lautsprecher sitzt, empfängt das Tonsignal also zwei Mal“, so Colin Schubert. An sich wäre das kein Problem, aber da der Schall sich mit 330 Metern pro Sekunde durch den Raum bewege, erscheine das Signal aus dem Lautsprecherpaar in der Mitte des Raums fast sofort beim Zuhörer, während dass aus dem Lautsprecherpaar an der Bühne erst wenige Millisekunden später beim ihm eintreffe, so dass also ein akustischer Echoeffekt entstehe.
Um dem abzuhelfen, haben die beiden nicht nur ein Rack mit allerhand Technik, Anschlüssen und optischen Controllern gebaut, sondern auch noch gleich eine App entwickelt, mit der man dieses Gerät spielend bedienen kann.
Dabei wurde zunächst ein Digitaler Signalprozessor mit einer grafisch basierten Software so programmiert, dass ein hereinkommendes Signal nicht nur zeitverzögert weitergeleitet werden, sondern dass man es auch verstärken und in den Höhen und Tiefen verändern kann.
„Bevor wir das Gerät zusammengebaut haben, wurde zunächst ein genauer Schaltplan erstellt“, berichtete Viola Lehmert. Über einen eingebauten Mikrocontroller könne schließlich auf einem Display genau angezeigt werden, in welchem Zustand sich das Gerät gerade befinde. „Um uns das Einstellen von Reichweite und Verzögerung zu erleichtern, haben wir dann noch eine App programmiert, in der man einfach nur den Abstand zwischen den Boxenpaaren eingeben muss“, fügte ihr Kollege hinzu. Die App zeige dann sogleich die einzustellende Verzögerungszeit am Gerät an. „Und dann läuft das Ganze auch schon!“, freuten sich die beiden.
Lehrer Stefan Marenbach lobte besonders die Selbstständigkeit, mit der seine beiden Schüler vorgegangen seien. „Ich habe mich da als AG-Leiter weitgehend zurückhalten können.“ Die beiden hätten sich in zwei komplett verschiedene Programmiersprachen eingearbeitet, einmal in die für Signalprozessoren und einmal in die für Steuerprozessoren. Schließlich sei aber auch noch handwerkliches Geschick gefragt gewesen. „Als die vom Förderverein Sleidania gestifteten Bauteile ankamen, mussten diese zusammengelötet und verschraubt werden“, so Marenbach, der betonte: „Ich bin fasziniert und kann vor den beiden nur den Hut ziehen.“ Der fachliche Tiefgang des Projektes sei einfach bemerkenswert, so dass die beiden zurecht den Sonderpreis Technik der Rotarier bekommen hätten. (epa)