Die erfolgreichste deutsche Bob-Marley-Tribute-Band brachte das gesamte Publikum zum Tanzen, Feiern, Lachen, Nachdenken und Träumen und trugen so Geist und Botschaft des weltberühmten musikalischen Superstars weiter – Auftritt im Rahmen der hochkarätigen Konzertreihe des Kulturbüros Würselen
Würselen – Keine Kopien, sondern echte Originale bekamen rund 400 Reggae-Fans jetzt in Würselen auf die Ohren: Die Bob-Marley-Tribute-Band „Marley’s Ghost“ mit Frontman Sebastian Sturm sorgte in der Kulisse der Burg Wilhelmstein über zwei Stunden lang für Party-Stimmung mit Tiefgang. Die Mission von „Marley’s Ghost“ ist, den Geist und die Botschaften des weltberühmten Superstars Bob Marley, laut Rolling Stone Magazin einer der erfolgreichsten Musiker überhaupt, weiter zu verbreiten. „Reggae can end wars“, heißt es in einer Textzeile der französischen Reggae-Formation „Kamay & the Peace Makers“, in Anspielung auf das legendäre „One Love“ Konzert von „Bob Marley & the Wailers“, bei dem Marley es schaffte, die verfeindeten Parteiführer mitten in den Bürgerkriegswirren auf Jamaika zum historischen Handschlag auf der Bühne zu bewegen. „Marley’s Ghost“ zeigte, dass ein sehr bunt gemischtes Publikum binnen Minuten zu einem friedlichen Partyvolk zusammenwächst, wenn nur die richtigen Klänge als Geist über den Menschen schweben.
Und das betraf die vereinzelnd anzutreffenden Kinder und Jugendlichen bis hin zu den zahlreichen Silver-Agern, die Bob „Tuff Gong“ Marley vielleicht noch selbst live erlebt haben. Neben einer Menge Marley-T-Shirts sah man auch recht kreative Umsetzungen der im Reggae-Umfeld allgegenwärtigen Farben der panafrikanischen Flagge, etwa einen Mann mit roter Hose, grünem Hemd und gelber Krawatte. Beim ersten Song saßen die meisten Zuhörenden noch, nur vereinzelte Grüppchen ließen sich von der extrem tanzbaren Musik direkt anstecken. So gab der Lead-Gitarrist Matt Sonnicksen dezent den Hinweis, dass alle viel mehr Spaß hätten, wenn das Publikum aufstehen und tanzen würde – und die Menschen in der Burgarena erhoben sich geschlossen und hörten für die nächsten Stunden nicht mehr auf, sich zu bewegen.
Dabei präsentierten die hochkarätigen Musiker die Marley-Songs einerseits sehr nah an den Auftritten der „Wailers“, was Spirit und Stimmung angeht, nahmen etwa eingefrorene Posen wie die berühmten Inspiratoren ein (allerdings scheinbar mit einem kleinen, verschmitzten Lächeln), würzten die Marley-Klassiker aber durch eine moderne Frische. So sorgte der Mann an den zahlreichen Keys, Joonas Lorenz, nicht nur für die typischen Klänge der Reggae-Bubble der Hammond-Orgel, sondern auch für psychedelische Synthyklänge. Beim spielerischen Band-Battle während des Songs „Jamming“ lieferte er sich mit Gitarrist Sonnicksen ein unterhaltsames Intermezzo auf exzellentem musikalischen Niveau mit viel Theatralik und Unterhaltungswert, bot nebenbei eine körperlich herausfordernde Boogie-Woogie-Style-Einlage neben, auf und unter den Keyboards und mimte kurzzeitig den Gospel-Organisten oder steckte einfach mit seiner überschäumenden, lockeren Energie an. Jannis Lewe ließ derweil die Drums laufen wie eine gut geölte Steam-Punk-Maschine, in blindem Zusammenklang mit dem grandiosen Perkussionisten Moses Christof.
Bei der immer noch hochaktuellen Song-Kombi „War/No More Trouble“ konnte man sich beim Hören des leider in diesem Jahr verstorbenen „Bob Marley & the Wailers“ Bassisten Aston Barret manchmal nicht entscheiden, ob er genial im Laid-Back-Feeling mit dem Timing spielte oder doch hier und da einfach „lazy“ war. Die geballte Professionalität der Band kombiniert mit dem richtigen Feeling zeigte Bass-Mann Christian Golz in allen Songs, besonders auffällig wurde sie aber in der rhythmischen Sicherheit in der Welt der Offbeats beim „No More Trouble“-Part, in der Golz die Töne auf das Publikum herabperlen ließ wie flüssigen Honig von einer Seidenschnur. Lead-Gitarrist Matt Sonnicksen brillierte derweil an der Gitarre und entlockte seinem Instrument mit dem Tremolo solche Klagelieder, dass er den „Wailing Wailers“ (etwa „Weinende Klagende“, ursprünglicher Bandname von „Bob Marley & the Wailers“) alle Ehre machte.
Das alles wurde zusammengehalten vom Frontman, Sänger und Gitarristen Sebastian Sturm, der immer auch eine ganz eigene Note in seinen Gesang einbringt und dennoch so eng an Marleys Stimme ist, dass auch der konservative Marley-Fan begeistert sein muss. Dabei kombiniert er auf der Bühne eine natürliche Bescheidenheit mit einer einnehmenden Intensität. Ein sehr besonderer Moment entstand bei der Ansage zur Hymne „No Woman No Cry“ (und nein, das heißt nicht „Kein Stress ohne Frau“, sondern drückt die tröstenden Worte „Weine nicht“ aus). Sebastian Sturm trat ans Mikrofon und berichtete, dass vor wenigen Tagen sein Vater gestorben sei und er diesen Song ihm und seiner anwesenden Familie widme. Als seine Stimme bei der Ansprache zu brechen drohte, traten sofort Matt Sonnicksen und Christian Golz zu ihm, legten ihm jeweils eine Hand auf die Schulter und stärkten ihm im mehrfachen Wortsinn den Rücken. Zusammen mit den vielhundert Stimmen des textsicheren Publikums malte er mit seinen Band-Freunden ein beeindruckendes Stimmungsgemälde.
Die gesamte Bandbreite von Bob Marleys Lebenswerk erklang bei dem Konzert, von „Could You Be Loved“ über „Natural Mystic“ und „Stir it Up“ bis zu „Iron, Lion, Zion“ und „Funky Reggae Party“, mit Verknüpfungen vom Ska-inspirierten Up-Tempo-Song bis zum Liebeslied, ganz nach dem originalen Vorbild Bob Marley, der sich diversen Genres als Einflüsse öffnete und sich heute wahrscheinlich über die erfrischende Inspiration von „Marley’s Ghost“ freuen würde. Die in Köln ansässige Band kennt jede seiner Aufnahmen, ob offiziell oder Bootleg, und hat natürlich nicht vergessen, dass Reggae auch Protestmusik und der Ruf nach Freiheit und friedlichem Zusammenleben ist. So gab es zu „Get Up, Stand Up“ die erhobene rechte Faust auf der Bühne zu sehen – und sofort wusste das Publikum mit gleicher Geste zu antworten. Streckenweise zur kleinen Theater-Inszenierung wurde der Anti-Rassismus-Song „I Shot The Sheriff“, so wie die Band allgemein auf unaufdringliche Weise eine authentische Bühnenshow lieferte – zur direkten Freude des Publikums. Und damit hatte „Marley’s Ghost“ die Mission erfüllt – wohl kaum jemand ging ohne Lächeln im Gesicht, mit friedlicher Stimmung und noch nachschwingend nach Hause.
Die Burg Wilhelmstein war eine grandiose Kulisse für die sympathische Formation; das Kulturbüro Würselen sorgt dort in der Freiluftsaison regelmäßig für hochkarätige Konzerte, so in diesem Jahr etwa mit Giora Feidman, Manfred Mann’s Earth Band oder Götz Alsmann. „Marley’s Ghost“ sind kräftig auf Tournee, nähere Infos gibt es unter www.marleysghost.de, aber ein Konzert auf der umfangreichen Liste sticht besonders heraus und sollte vom geneigten Reggae-Fan rasch gebucht werden. Denn das Konzert am Donnerstag, 5. Dezember, ab 20 Uhr im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln soll zur legendären Reggae-Party werden, bei der neben der Stammbesetzung bekannte Gastmusiker für Bläsersatz, Backing-Vocals im Stil von Marley’s „I-Threes“ und Perkussion für Jamaika-Vibes sorgen wollen. Dabei betonen die Musiker, dass sie gar nicht erst versuchen, „Bob Marley & The Wailers“ zu sein. Sie sorgen einfach für „Marley’s Ghost“.