Über 30 Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht – Es starben insgesamt 49 Menschen, darunter 30 Kriegsgefangene und deren Bewacher – Der Sötenicher Georg May hat den Tag rekonstruiert

Kall-Sötenich – Heute vor genau 80 Jahren erlebten die Sötenicher Einwohner einen der dunkelsten Tage in der Geschichte ihres Ortes: „Bei bedecktem Himmel und Temperaturen um 6°C gegen 15 Uhr erlitt unser Dorf am 6. Februar 1945 die schwersten Schäden des Krieges durch einen Bombenangriff der United States Army Air Forces (USAAF), ohne dass vorher eine Warnung über das Herannahen von feindlichen Luftverbänden erfolgt war.“
So beschreibt der Sötenicher Georg May den Angriff vor 80 Jahren. May ist ein bereits mehrfach ausgezeichneter Fotograf, der sich nebenher auch für die Geschichte der Eifel von der Devonzeit bis heute interessiert. Er hat diesen Tag rekonstruiert und für die Homepage Sötenich einen Artikel dazu verfasst. Dabei beruft er sich zum einen auf die Aufzeichnungen des Pfarrers Hermann Josef Stinnesbeck, der von 1951 bis 1956 in Sötenich tätig war, zum anderen auf Erinnerungen und Erzählungen von Zeitzeugen.
Der abgeworfene Bombenteppich habe eine verheerende Wirkung gehabt und unter anderem auch die Kirche zerstört. „Der Kirchturm war zunächst stehen geblieben, aber er wurde so schwer beschädigt, dass er einige Tage später zusammenstürzte“, schreibt May.
Die Opfer des Fliegerangriffs seien deshalb so beträchtlich gewesen, weil sich die meisten Bewohner Sötenichs bei dem plötzlichen Herannahen der feindlichen Verbände nicht mehr in die Sicherheit des Stollens hinter dem ehemaligen Beuststollen-Betriebsgebäude hätten bringen können und soweit das überhaupt möglich war, Zuflucht in ihren gegen Luftangriffe schlecht gesicherten Kellern finden mussten.
„Das Wohnhaus der Familien Ferfer und Weierstrass, die Kirchenwohnung, sowie der Verladebahnhof und weitere 30 Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht. Des Weiteren wurden 56 Häuser in der Umgebung des gefallenen Bombenteppichs liegenden Häuser stark beschädigt“, so May. Auch der Friedhof der Kirchengemeinde sei durch viele Bombentrichter in Mitleidenschaft gezogen worden und so mancher Tote sei durch die entstandenen Bombentrichter im Friedhofsbereich wieder sichtbar geworden, erinnert May an das Grauen dieses Tages.
Am Ende habe die Gemeinde Sötenich 19 Tote zu beklagen gehabt sowie eine große Anzahl Verletzter. „Auch unter den beschäftigten Westwallarbeitern der Organisation Todt, die überwiegend aus Ausländern und Kriegsgefangenen bestand, sowie deren militärischer Bewachung (im Ferferhof) waren über weitere 30 Tote zu beklagen. Dazu kamen noch zahlreiche Verletzte und Schwerverletzte, deren Zahl unbekannt blieb“, schreibt May weiter.
Der Autor erwähnt in seinem Artikel auch einige Einzelschicksale, nennt die Namen der Getöteten und ordnet den Bombenangriff in seinen geschichtlichen Kontext ein. Hier werden Sie zum Artikel auf der Sötenicher Homepage geleitet. (epa)